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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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seinem Schreibtisch nach dem Protokoll von Hummels Gespräch mit Gruber.
    Dosi kam ins Büro. »Chef, ich dachte …«
    »Denken Sie weiter«, sagte Mader, »ich kann grad nicht.« Er studierte das Protokoll und schnaufte auf.
    Dosi legte ihm eine Klarsichthülle hin.
    »Was ist das?«, fragte Mader gereizt.
    »Lesen Sie’s.«
    Mader las die ausgedruckte Mail, eine Buchungsbestätigung der Hostessenvermittlung Mondo 6. »Burg Waldeck, 13. bis 14. März, all inclusive 1200 Euro.«
    »Der 13. ist auch der Termin von dem Steckerlfischlieferanten«, bemerkte Dosi.
    »Sauber! Woher kommt die Mail?«
    »Ähem, das ist jetzt ein bisschen pikant«, wandt sich Dosi. »Sagen wir mal, ich hab mir Zutritt zu Haslbecks Computer verschafft.«
    Mader schüttelte den Kopf. »Doris, Sie haben kriminelle Energien. Ich werde Sie an den BND weiterempfehlen. Was ist sonst noch auf der Kiste?«
    »Ich hab noch nicht alles gecheckt. Die Daten sind auf einer DVD . Haslbeck war ein ordentlicher Mensch und hat auch seinen Mailverkehr archiviert. Sagen Sie bitte nichts Günther, das war nicht ganz legal. Sonst kriegt der wieder den Föhn.«
    »Ach, wenn sich solche Mails auf dem Computer finden, sehe ich da kein großes Problem … Sehr gut. Schade, dass der Alte schon tot ist. Hätte ich ihm gerne unter die Nase gehalten. Aber andere leben ja noch.« Er wandte sich an Dosi. »Besorgen Sie sich die Gästelisten vom Winter- und Sommerfest, und dann nehmen Sie die oberen zehn Prozent der Münchner Prominenz. Politik, Wirtschaft, das alles. Die kommen infrage für so ein delikates Event. Fragen Sie die Leute, was sie am 13. und 14. März getrieben haben. Und alle ab zum Speicheltest. Bei der Staatsanwaltschaft beantragen.«
    Dosi nickte. Sie hatte eine bessere Idee, einfach die Nummern aus Haslbecks Notizbuch durchtelefonieren. Aber das konnte sie Mader ja schlecht sagen.
    »Was sagt die Spusi zur Folterkammer?«, fragte Mader Zankl.
    »Ist dran. Ein Meer von Spuren.«
    »Wir kriegen raus, wer drin war. Und dann ein Abgleich mit den Spuren an der Leiche von Luigi und diesem Lasso.«
    »Chef, das nimmt alles seinen Lauf. Wir kriegen die Typen.«
    »Und der Wirt vom Paradise ?«
    »Noch keine Spur. Aber morgen ist der Betriebsurlaub vorbei. Das wird schon.«
    »Klar kriegen wir sie. Nur: wir hätten sie schon viel eher haben müssen. Wir haben so viele Fehler gemacht …«
    »Kommt ihr mal rüber!«, rief Zankl. Mader und Dosi traten an seinen Schreibtisch. Zankl tippte in seine Tastatur, ein Foto ploppte hoch.
    »Miller«, sagt Dosi.
    »Ja. Aber nicht der Miller, den wir kennen.«
    »Sondern?«
    »Franz Miller, sein Bruder. Ist ihm zumindest optisch sehr ähnlich. Hat ’ne dicke Akte wegen Rauschgift.«
    Maders Pulsfrequenz schnellte in die Höhe, er wollte seine Leute schon zusammenstauchen, weil sie das nicht eher rausgekriegt haben. Aber er hatte ja auch nicht aufgepasst damals in der Metzgerei.
    Und wo war eigentlich Hummel?
    MASS FÜR MASS
    Ja, wo war Hummel? Na, der kam heute einfach ein bisschen später. Er saß in einem Café in der Sedanstraße, kaute an seinem Kuli und grübelte über die verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Der Mann mit der Säge. Dachte nach über das Schreckliche, Brutale, was die Menschen trotz allen Abscheus in den Bann schlug.
    Als er ausgegrübelt hatte, stürzte er seine noch unberührte Apfelschorle runter und trabte dann die Steinstraße entlang zur S-Bahn am Rosenheimer Platz. Er stieg in die S 8 in Richtung Innenstadt. Menschen mit Koffern und Rucksäcken. Vom Flughafen, aus dem Urlaub zurück. Das sind so Dinge, die man vor lauter Arbeit ganz vergisst. Urlaub. Sonne. Entspannung. Er setzte sich in eine Vierergruppe und holte seinen iPod heraus. Plötzlich hielt er inne. Sein Gegenüber las ein Buch. Hummel brach der Schweiß aus. Die blutige Säge auf dem weißen Cover. Das konnte nicht sein! Der Mann mit der Säge! Er sah dem Mann ins Gesicht. Braun gebrannt, raspelkurze Haare, irgendwie kam er ihm bekannt vor. Die Augen. Wie ein Blitz fuhr ihm Grubers Bemerkung durch den Kopf. Der Bruder. Nein. Hummel, das war nur ein blöder Zufall! Trotzdem scannte er den Rollkoffer, ob er irgendwo einen Anhänger mit Namen und Adresse erkennen konnte. In seinem Kopf klingelte es schrill. »Warum hab ich Millers Bruder nicht überprüft?« Der ist Metzger! »Aufbrausender Typ«, hatte Gruber gesagt. Ob er das war?
    Als der Mann am Marienplatz ausstieg, stand Hummel auch auf und folgte ihm, die

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