Isartod
Ein riesiger Blitz teilte das Schwarz der Nacht. Wie eine Sintflut stürzte das Wasser hernieder. Zankl drückte sich in seine Mauerritze. Blitze zuckten am Himmel, dichter Regenflor nahm ihm die Sicht. Rufe, Schreie im Burghof, Menschen liefen durcheinander. Es regnete, als würde die Welt untergehen.
GAME OVER (00:05)
Zankl überlegte nicht lange, sondern huschte hinterher in das Gebäude, als der Hof leer war. Drinnen war es finster und gespenstisch still. Er versuchte sich zu orientieren, da nahm er einen ekligen Mundgeruch in seinem Nacken wahr. Gefolgt vom kalten Stahl einer Waffe.
»Muff ein Neft fein mit euch Typen. Bift du gantf brav!«
»Machen Sie keinen Fehler, Jakko!«
»Woher weift du …«
»Jakko, ich bin Polizist. Noch können Sie da gut rauskommen, wenn …«
Zankls Psychoschiene ging unter im Lärm, der jetzt im Innenhof ausbrach. Plus Festbeleuchtung. Weißes Licht schnitt durch Fenster und Türritzen. Zankl warsich sicher: das SEK . Nicht der ideale Zeitpunkt. Er sah die Panik in Jakkos Gesicht. Der Typ war unberechenbar. Als Jakko aus dem Fenster spähte, nutzte Zankl die Gelegenheit zum Abgang. Nach unten, in den Keller. Jakko folgte ihm, Zankl tastete sich im Dunkeln vorwärts. Ein Gang. Wenn er plötzlich vor einer verschlossenen Tür stand, war er in der Falle! Er hörte, wie Jakko stürzte und fluchte. Dann flammte Jakkos Feuerzeug auf. Er suchte offenbar seine Waffe. Zankl taste sich weiter, und plötzlich traf er auf eine Tür, ein Schott, das mit einem großen Riegel zu öffnen war. Er trat nach draußen und wollte die Tür von außen verriegeln. Ging nicht. Jetzt verstand er. Eine Luftschutztür. In dem fahlen Licht, das irgendwo von oben kam, stieg er die Wendeltreppe hoch. Er hörte unten die Tür und beeilte sich. Ein Fenster. Er öffnete es und stieg auf den Sims. Er sah in den Wald. Fünf Meter tiefer der Waldboden. Er hängte sich an den Sims und ließ sich fallen. Der Boden war weich und nass. Aber Zankl stolperte in dorniges Gestrüpp. Tausend Nadelstiche. Er drehte sich zum Fenster um und sah Jakkos feistes Gesicht, plötzlich hell erleuchtet von einem Suchscheinwerfer.
»Werfen Sie die Waffe weg!«, tönte es aus einem Megafon.
Jakko zielte panisch nach dem Scheinwerfer, da traf ihn ein Schuss in die Schulter. Ein Schrei, und die Waffe fiel auf den Waldboden. Jakko verschwand vom Fenster. Das war’s. Game over. Zankl kam mit erhobenen Händen aus dem Gebüsch. Mit seinem verdreckten Kostüm und dem zerschundenen Gesicht sah er nicht wirklich wie ein Polizist aus.
GOTT SEI DANK (01:56)
»Jetzt erzählen Sie mal, Zankl«, sagte Mader, nachdem sie ihn mit einer Tasse Kaffee in der Küche der Haushälterin versorgt hatten. Hummel und Dosi sahen ihn gespannt an.
»Wo kommt das SEK her?«, fragte Zankl.
»Unser lieber Dr. Günther. Hummel hat es bei ihm bestellt.«
»Was hätte ich machen sollen?«, sagte Hummel. »Die Typen in Holzkirchen haben mich nicht ernst genommen. Bei Günther waren sie plötzlich ganz zahm.«
»Also, jetzt erzählen Sie mal, Zankl. Warum sind Sie überhaupt hier?«
»Na ja, ich hatte eine Nachricht von Hummel auf dem Handy wegen des Festes. Ich hab den ganzen Tag keinen erreicht und hatte ein ungutes Gefühl. Dann bin ich hierher und blöderweise in das Gebäude rein.«
»Sie waren da drin? Das SEK hat den Laden gestürmt und uns und Patzer rausgeholt.«
»Patzer?«
»Den hatte Jakko in der Folterkammer kaltgestellt.«
»Folterkammer? Die Wasserleiche und Luigi! Ist Jakko der Drahtzieher der Morde?«
»Nein. Das ist etliche Schuhnummern zu groß für sein Spatzenhirn.«
»Und Patzer, kriegen wir den dran?«
»Sieht schlecht aus. Leider. Aber jetzt erzählen Sie doch, wie kann das SEK Sie im Wald stellen, wenn Sie in dem Gebäude waren?«
»Im Keller gibt’s einen Gang. Der führt zu dem Turm rüber.«
»Ein Gang zum Turm …«, sagte Dosi nachdenklich. »Wisst ihr, was das heißt? Die verschlossene Türbeim Turm vom alten Haslbeck ist keinen Pfifferling wert!«
»Wer konnte das wissen?«
»Katrin Patzer, schätz ich mal, und ihr lieber Gatte. Die Tochter wird kaum den Vater ins Jenseits befördern, aber der Schwiegersohn hat ein starkes Motiv.«
Auf dem Hof kam ihnen eine aufgeregte Katrin Patzer entgegen. »Was ist passiert? Was sollte das Riesenpolizeiaufgebot?«
»Alles schon vorbei«, sagte Mader. »Kein Grund zur Sorge. Nur ein paar böse Jungs. Wissen Sie eigentlich, dass es einen unterirdischen Gang in den Turm
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