Isis
Jedenfalls sagt man das in der Stadt.
Hast du es selber nicht einmal erwähnt?«
»Sagt man das?« Basas Augen waren wieder konzentriert auf seine Zeichnung gerichtet. »Dann kannst du diesen Leuten, die immer alles zu wissen glauben, ausrichten, dass sie sich bester Gesundheit erfreut. Wovon sich jeder schon bald mit eigenen Augen überzeugen können wird. Und jetzt lass mich endlich arbeiten, ja?«
Neshet blieb nichts übrig, als sich zurückzuziehen. Kaum hatte sie das Zimmer verlassen, sah Basa auf. »Sie wird niemals sterben«, murmelte er, »nicht sie.«
Am nächsten Tag brachte er Khay und Anu in das neue Haus und übergab sie der Obhut eines Mannes, der soeben den Dienst bei ihm angetreten hatte.
»Wenn du dich anstellig zeigst, wie ich es erwarte, mache ich dich zum Ersten meiner Diener«, sagte er. »Eine Art Majordomus, auch wenn wir hier nicht am Hof sind.«
Das dünne Lächeln seines Gegenübers zeigte ihm, dass der Mann begriffen hatte. Er war hager, hatte einen blanken Schädel, der wie poliert glänzte, und wirkte auffallend gepflegt. Sogar seine Zähne waren mit Natron geweißt, wie Basa zufrieden registrierte.
»Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann, wenn du verstehst, was ich meine«, fuhr Basa fort. »Einen Mann, der seine Zunge im Zaum halten kann über alles, was im Haus vor sich geht.«
»Ich kann schweigen, Herr«, sagte der Diener. »Wenn du es wünscht, bin ich blind und taub dazu.«
»Keine überflüssigen Fragen! Was ich übrigens auch von den restlichen Dienern und Mägden erwarte, die du nach deinen Vorstellungen einstellen wirst. Ich denke an eine Mannschaft, die reibungslos aufeinander eingespielt ist. Allerdings bleibst du mir auch persönlich für sie verantwortlich.« Eine kurze Pause. »Beziehungsweise meiner Mutter, die als Herrin des Hauses hier in Kürze eintreffen wird.«
»Du kannst auf mich zählen, Herr.«
»Dein Name ist Iucha?«
»Ich wäre auch mit jedem anderen zufrieden, Herr.«
»Das wird nicht nötig sein. Aber das Angebot beweist, dass du deinen Verstand zu gebrauchen weißt. Was ich mir vorstelle, ist eine Art Neuanfang für die ganze Familie. Wer mich dabei unterstützt, wird es nicht bereuen.«
Er übergab Iucha ein schweres Silbersäckchen.
»Für deine ersten Ausgaben. Kümmere dich zunächst um eine verlässliche Frau, die nach meinen Söhnen sieht, bis ich aus Mennefer zurück bin! Ich möchte, dass sie anständig zu essen bekommen, sich die Ohren waschen und vor allem den Unterricht nicht versäumen. Das gilt besonders für Khay, der sich immer lieber irgendwo am Wasser herumtreibt, anstatt über seinen Schreibübungen zu sitzen. Anu dagegen hält sich an das, was man ihm sagt, vorausgesetzt, man tut es nachdrücklich genug.« Iucha verneigte sich leicht.
»Was soll mit dem Gartenhäuschen geschehen?«, fragte er.
»Die Handwerker haben ihre Arbeiten nahezu abgeschlossen.«
»Wenn alles fertig ist, lässt du dort gründlich sauber machen.
Danach sperrst du ab und händigst den Schlüssel keinem anderen als mir aus«, sagte Basa. »Nach meiner Rückkehr erhältst du weitere Instruktionen.«
»So soll es geschehen. Du verreist bald?«
»In zwei Tagen«, sagte Basa. »Khay und Anu müssen dringend die Köpfe geschoren bekommen. Ich will nicht, dass sie Ungeziefer ins Haus schleppen. Künftig werde ich dich mit anderen Aufgaben betreuen. Die Jungen fallen dann in den Bereich der Ama.«
oooo
Die Kinder schauten über das sonnenverbrannte Tal zum träge fließenden Fluss. Der Schemu näherte sich seinem Zenit, und es gab keinen in der Stadt, der den Staub und die flirrende Hitze nicht längst gründlich Leid gewesen wäre.
Wer nur irgendwie die Gelegenheit dazu hatte, suchte den Schutz des Schattens.
»Lass uns hinunter ans Wasser gehen!«, sagte Khay. »Dorthin, wo der Fluss die große Biegung macht. Wir können ein paar Zweige von den Büschen brechen und die kleinen Krokodile aufzuscheuchen. Ich mag es, wenn sie in Windeseile davonflitzen.«
»Ich weiß nicht«, sagte Anu unschlüssig. »Neshet hat immer gesagt .«
»Siehst du hier vielleicht irgendwo die alte Meckerziege?«
Khays Jugendlocke baumelte übermütig vom frisch rasierten Schädel, als er in einer übertriebenen Geste beide Arme ausstreckte. »Na, also! Und außerdem nennt sie längst ganz andere Kinder >kleiner Liebling<. Und hat uns bestimmt vergessen.«
»Hat sie nicht!«, protestierte Anu.
»Ach, was weißt denn du schon?« Blitzschnell hatte der
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