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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Ende des Schemu die Strapazen einer Reise stromabwärts auf sich. In seiner Begleitung war Nesptah, sein jüngerer Sohn, während Patjenfi bei seiner Mutter in Waset zurückblieb.
    Udjarenes bot ihm eine unterkühlte Verabschiedung. Sie hatten sich ohnehin angewöhnt, das große Haus so zwischen sich aufzuteilen, dass sie sich kaum noch über den Weg liefen. So erleichtert Montemhet auch war, damit unerfreuliche Zwischenfälle zu vermeiden, so einsam fühlte er sich manchmal. Von einer Scheidung allerdings, die er ihr mehr als einmal vorgeschlagen hatte, wollte sie nach wie vor nichts wissen.
    »Die Ewigkeit mag dir und deiner fetten Geliebten gehören«, sagte sie, »die Gegenwart jedoch gestalte immer noch ich. Du musst mich schon umbringen, wenn du endlich frei sein willst.« Ein prüfender Blick, dann verzerrte ein unglückliches Lächeln ihre Züge. »Aber so weit bist du noch nicht. Also lassen wir einstweilen alles beim Alten! Ich leide, aber du sollst auch leiden, >Großer in Waset    Der Fluss führte kurz vor der Flut so wenig Wasser, dass sie das Boot verlassen und einen Teil der Reise zu Pferd zurücklegen mussten, bevor sie sich für die letzte Strecke einschiffen konnten. Die ungeplante Abwechslung gab Vater und Sohn Gelegenheit, sich näher zu kommen. Nesptah war richtig erwachsen geworden, wie sein Vater in diesen heißen Tagen feststellen konnte, ein erfreulich selbstbewusster junger Mann, der Gespür dafür besaß, wann es Zeit war zu reden und wann zu schweigen. Auch was seine ureigensten Entscheidungen betraf.
    Montemhet wusste schon länger, dass sein Sohn an einem jungen Mädchen aus angesehener Familie interessiert war, aber Nesptah hatte bislang offenbar noch keine Anstalten gemacht, um ihre Hand anzuhalten.
    »Ich frage mich, wann du einen eigenen Hausstand gründen willst«, sagte Montemhet beiläufig, als sie in Mennefer das Schiff verließen. »Seltsamerweise scheint es auch mein Ältester damit ebenfalls nicht gerade eilig zu haben.«
    »Willst du uns loswerden?«, kam prompt die Antwort. »Außerdem kann ich nur für mich sprechen. Wenn du etwas über Patjenfi erfahren willst, frag ihn lieber selber. Deine Ehe ist nicht gerade ein Anreiz zur Gründung neuen häuslichen Glücks. Deshalb habe ich mich entschlossen, damit zu warten, bis ich mir wirklich sicher bin.«
    »Wie Recht du hast! Du bist der Einzige .« Er verstummte.
    Was machte es für einen Sinn, seinen Jüngsten in seine und Udjarenes’ unerfreuliche Streitigkeiten hinein zu ziehen?
    »Ich wünschte, es sähe anders aus zwischen deiner Mutter und mir«, sagte er. »Aber ich fürchte, die Gräben sind inzwischen zu tief.«
    »Ich bin erwachsen und weder schwerhörig noch mit Blindheit geschlagen«, sagte Nesptah. »Zwischen dir und Udjarenes schweigen die Waffen so laut, dass einem davon die Ohren dröhnen. Außerdem weiß ich längst, dass sie nicht meine Mutter ist. Meinst du, sie hätte sich jemals große Mühe gegeben, das zu verbergen?«
    Sie hatten die hohe, weiße Mauer erreicht, der Mennefer seinen Namen verdankte. Jahrhunderte hatte sie die Stadt erfolgreich gegen Feinde geschützt, bevor König Aschurhaddon, der Vater Aschurbanaplis, sie schließlich mit seinen Truppen im Sturmangriff genommen hatte. Zahlreiche Ausbesserungsarbeiten zeigten, wie sehr man sich angestrengt hatte, diese Schmach wettzumachen. Seite an Seite passierten sie eines der vielfach geflickten Tore. Zwei Maultiere trugen ihr umfangreiches Gepäck hinterher.
    »Man sieht kaum irgendwo assyrische Soldaten«, sagte Montemhet. »Fällt dir das nicht auch auf? Ich hatte eigentlich damit gerechnet, überall in der Stadt auf Aschurbanaplis Lederwämse zu stoßen. Man könnte glauben, sie hätten sich in tiefen Löchern verkrochen!«
    »Vielleicht hat der Stier von Assur inzwischen zu Hause wieder mehr Verwendung für seine Männer«, erwiderte Nesptah. »Oder er ist dabei, sein Großreich in andere Himmelsrichtungen auszudehnen. Wäre doch gar nicht schlecht, wenn ihm allmählich der Appetit an Kernet verginge! Dann könnten unsere Geiseln endlich wieder nach Hause.«
    Er musterte seinen Vater prüfend und nahm allen Mut zusammen.
    »Wer war sie eigentlich, meine Mutter?«, fragte er plötzlich.
    Es war das erste Mal, dass er die Sprache auf sie brachte, obwohl ihn die Frage schon lange zu beschäftigen schien.
    »Stimmt es, was die Leute sagen? War sie wirklich eine Sklavin?«
    »Eine junge Tänzerin, das war Ahza! Glatt wie eine Frucht und heiß wie

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