Isis
du?«
»Ruza.«
Sie hatte sie nach dem Namen gefragt! Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass ...
»Kommt herein«, sagte Sanna und stieß die Tür auf. »Ich heiße Mutter und Tochter willkommen im heiligen Haus der Isis.«
Viele in Waset hatten damit gerechnet, dass der Erste Baumeister Montemhets nach dem tödlichen Unfall seiner Frau seine Wiederverheiratung zügig betreiben würde. Basas Wirkung auf Frauen war allgemein bekannt; außerdem wusste man, dass er weiblichen Reizen gegenüber sehr empfänglich war. Ein gesunder Mann in den besten Jahren, der ein angesehenes Amt bekleidete und offenbar seit Jahren das Vertrauen des Stadtfürsten genoss — was konnte man sich Besseres für eine ledige, geschiedene oder verwitwete Schwester, Tochter oder Nichte wünschen?
Zudem verfügte er über ein beachtliches Vermögen. Und seine jungen Söhne brauchten dringend eine Mutter. Aus den besseren Familien der Stadt trafen daher in großer Zahl teils schamvoll verbrämte, teils ungeniert offene Angebote ein, die Basa zur Kenntnis nahm, ohne sich allerdings besonders interessiert oder gar erfreut zu zeigen.
Zunächst schrieb man seine Teilnahmslosigkeit übergroßer Trauer zu. Kein Aufwand für die Verstorbene schien ihm zu groß, kein Preis zu hoch. Er hatte Sarits Leichnam dem teuersten Balsamierer anvertraut, mit der Vorgabe, ihn wie ein Juwel für die Ewigkeit zu präparieren.
Dieser unterzog die Leiche einer Natronbehandlung, der komplizierte Erhaltungsarbeiten an Gesicht und Körper folgten, dafür wurden Öle, Duftstoffe und weitere streng geheim gehaltene Substanzen verwendet. Natürlich waren zuvor die Eingeweide entfernt und in Kanopen aufbewahrt worden. Dann erst kamen getränkte Leinenbinden, eng gewickelt, um die Körperform zu konservieren. Nachdem die Mumie durch Amulette und Totenbuchverse mit magischem Schutz versehen war, bildete den Abschluss ein kunstvoll bearbeitetes Perlennetz, in dessen Brustpartie ein Skarabäus ruhte.
Das Resultat entsprach durchaus höfischem Standard, wovon Basa sich mit eigenen Augen überzeugte. Seltsamerweise jedoch schloss sich an die Balsamierung kein festliches Begräbnis an, die Mumie verschwand vielmehr in einem abgelegenen kleinen Grab.
Als mehrere Monde ins Land gegangen waren und der Baumeister keine der interessierten Frauen auch nur in Augenschein fasste, schlug die erwartungsvolle Stimmung um.
Liebäugelte Basa vielleicht mit einem übertriebenen gesellschaftlichen Aufstieg? Quälte ihn eine heimliche Krankheit, die ihn vor der Ehe zurückschrecken ließ? Bevorzugte er gar Männer? Oder gab es andere Laster, von denen keiner erfahren durfte?
Je mehr man sich in der Stadt den Mund über ihn zerriss, desto weniger wurde bekannt. Es tauchten vereinzelt Gerüchte auf, man habe ihn in übel beleumdeten Schenken gesehen. Einmal erschien sogar eine Frau bei den Behörden und behauptete unter Tränen, sie sei von einem Mann halb tot geprügelt worden, dessen Beschreibung verblüffend genau auf Basa passte. Ihr Bericht war in seinen zahlreichen Details beeindruckend, am nächsten Tag jedoch widerrief sie ihre Aussage überraschend, behauptete, sie habe sich in der Dunkelheit geirrt, und verschwand spurlos.
Allmählich verringerte sich das allgemeine Interesse. Die Liste der Kandidatinnen wurde spärlicher, und als Basa noch immer keinerlei Anstalten zu einer Wiederverheiratung machte, zogen schließlich auch die Hartnäckigsten ihre Offerte zurück.
So vergingen sieben Jahre, eine schwierige Zeit für Waset, das sich redlich abmühte, die Wunden der Eroberung zu schließen, aber noch immer unter den immensen Forderungen der Assyrer ächzte. Keiner verspürte mehr Lust, sich über Basas Familienstand Gedanken zu machen.
Sein Plan stand seit langem fest. Nun musste er ihn nur noch umsetzen, Schritt für Schritt. Es gab nichts, was er nicht erreichen konnte, das hatte ihm seine Lebenserfahrung gezeigt.
Traf das auch für das delikateste Unterfangen zu, das er jemals in Angriff genommen hatte? Basa war bereit, die Probe aufs Exempel zu wagen.
Als Erstes erwarb er ein neues Haus, etwas kleiner zwar als das bisherige, jedoch günstig aufgeteilt und in einem einfachen, aber angesehenen Viertel gelegen. Den Ausschlag für seine Entscheidung gab ein flaches Gebäude, etwas entfernt vom Haupthaus, im hinteren Gartenteil. Sobald der Kauf abgeschlossen war, veranlasste Basa eine umfassende Renovierung. Bald schon würde sein privates Reich fertig sein, zu dem niemand
Weitere Kostenlose Bücher