Mille
Mord organisiert von Steinn Þorri
Heute hat Hörður zum größten Schlag ausgeholt, denkt Gunnar und schlägt das Blatt auf. Der Artikel über die Verurteilung erstreckt sich über die erste Doppelseite.
Milliardär, Zuhälter und Mafioso
bekommen 16 Jahre
für Mord an Milliardär
Gestern verurteilte das Amtsgericht Reykjavík drei Personen, Steinn Þorri Steinþórsson, Jósteinn Friðbertsson und Arvydas Savanauskas, zu je sechzehn Jahren Freiheitsstrafe wegen Mittäterschaft und Mordes an Reynir Sveinn Reynisson.
Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass Steinn Þorri die Ermordung geplant hatte und dass Jósteinn als Mittelsmann fungierte, der den Litauer Arvydas Savanauskas engagiert hat, um Reynir Sveinn um die Ecke zu bringen. Aus dem Urteil ist ersichtlich, dass Steinn Þorri Kontakt zu Jósteinn aufnahm, seinem alten Schulkameraden, und ihn darum bat, jemanden zu suchen, der Reynir Sveinn Reynisson für ihn töten könnte. Jósteinn wandte sich an Arvydas, seinen ehemaligen Zellengenossen aus dem Gefängnis in Litauen, und stiftete ihn zu der Tat an. Arvydas hat unseren Quellen zufolge in Vilnius eine Freiheitsstrafe von neun Jahren für bewaffneten Raubüberfall und Körperverletzungen verbüßt. Arvydas tötete Reynir Sveinn in der Nacht zum 16. Mai dieses Jahres durch Messerstiche und trennte ihm überdies alle Finger ab. Im Verlauf der Nacht kam er anscheinend mit Jósteinn zusammen, um die Bezahlung für den Mord entgegenzunehmen und ihm eine Dose mit einem Daumen von Reynir zu übergeben.
Jósteinn suchte daraufhin Steinn Þorri auf, der die Dose in Empfang nahm und sich auf direktem Weg nach Genf aufmachte. Noch ist nicht bekannt, was Steinn Þorri mit Reynir Sveinns Daumen in der Schweiz vorhatte. Der Finger wurde bei einer Durchsuchung von Steinn Þorris Haus im Gefrierschrank entdeckt. In dem Urteil heißt es, Steinn Þorri hätte beabsichtigt, Gelder auf Reynirs Kosten einzukassieren, doch hat er sich dazu nicht im Detail geäußert. Aus der Darstellung des Urteils ist ersichtlich, dass die Aufklärung des Falls zu einem großen Teil der kompetenten Arbeit unserer Polizei zu verdanken ist, die unter anderem Aktivitäts- und Bewegungsprofile von Mobiltelefonen auszuwerten wusste. So gelang es, ein Treffen zwischen Arvydas und Jósteinn in der Nacht, in der Reynir ermordet wurde, nachzuweisen sowie ein Treffen zwischen Jósteinn und Steinn Þorri in derselben Nacht. Des Weiteren gelang es, Steinn Þorri einige Stunden nach seiner Begegnung mit Jósteinn in Genf zu lokalisieren.
Es ist nicht billig, jemanden töten zu lassen, denn in dem Urteil wird erwähnt, dass Jósteinn vierzig Millionen Kronen für die Vermittlung des Mörders bekam und Arvydas sechzigtausend Euro, etwa zehn Millionen Kronen, für die Ausführung des Mordes. Das Geld stammte von Steinn Þorri. Die personenstarke Gerichtskommission befand einstimmig über das Ergebnis und teilt die Ansicht, das Trio habe in der Sache keinerlei
Fürsprache vorzubringen. Es ist nicht bekannt, ob das Dreiergespann gegen das Urteil beim Obersten Gericht Berufung einlegen wird, auch die Verteidiger wollten sich auf Nachfrage dem Dagblaðið gegenüber nicht dazu äußern. Staatsanwältin Sigurlaug Erla Sævarsdóttir sagte, dass der Gerechtigkeit in gewisser Weise ausreichend Rechnung getragen wurde. »Natürlich kann ein Menschenleben durch nichts ersetzt werden, doch der Strafrahmen wurde voll ausgeschöpft, womit wir sehr zufrieden sind«, kommentierte Sigurlaug. Steinn Þorri, Jósteinn und Arvydas wollten sich nach der Urteilsverkündung nicht äußern. Sie wurden unverzüglich wieder in die Vollzugsanstalt Litla-Hraun überführt, wo sie in den kommenden Jahren ihre Haftstrafen verbüßen werden.
[email protected] Gunnar legt die Zeitung zur Seite, räumt seinen Schreibtisch auf und geht nach draußen. Es ist fast Mittag. Ich habe es mir verdient, heute zeitig Schluss zu machen, sagt er sich und steigt in seinen neuen Metallic-Jeep, den er vor zwei Wochen gekauft hat. Auf dem Nachhauseweg zur Álftamýri denkt er darüber nach, was es sei, das Menschen dazu bringt, solche Dinge zu tun wie die, für die die drei Männer heute verurteilt wurden.
Die Antwort bekommt er, als er mit Inga Dóra dieNachrichtentalkshow Kastljósið im Nationalfernsehen schaut. Dort wird über das Urteil diskutiert. Die Moderatorin stellt Verhaltenspsychologin Guðfríður Einarsdóttir exakt dieselbe Frage, die Gunnar sich im Auto auf dem