Geschäftsgelegenheiten hat«, erinnert Ívar sich.
Keine Frauen
Steinn Þorri hatte, soweit der Zeitung bekannt, nie Verbindungen zu einer Frau. Informanten äußern, seine Minderwertigkeitsgefühle seien schuld gewesen, dass er es zu Schulzeiten nie wagte, Mädchen anzusprechen. Diese Scheu scheint ihn bis in seine Erwachsenenjahre begleitet zu haben.
Liebte den Luxus
Steinn Þorri ist bekannt dafür, das Leben zu genießen. Sein bekanntestes Besitztum ist zweifellos die Luxusyacht The Black Stone. Er kam in die Medien nach einer Reihe wilder Partys auf der Yacht im Zusammenhang mit Formel-1-Rennen in Monte Carlo. Steinn Þorri liebte schnelle Autos, und soweit es unserer Zeitung bekannt ist, besaß er zahlreiche Luxuswagen überall in Europa. Wenig ist zu erfahren über seine Geschäfte während der letzten Jahre, doch ein Informant der Zeitung meint, dass es nach der Finanzkrise für ihn eher bergab gegangen ist.
[email protected][email protected] Bára legt die Zeitung von sich. Sie sieht zum Fenster hinaus. »Aasgeier, diese Journalisten, die den Tod meines Sohnes zu einem Verkaufsprodukt machen«, denkt sie sich, geht zum Mülleimer und schmeißt die Zeitung weg.
Reykjavík, Mittwoch, 2. Juni 2010
Þórgunnur von der Abteilung für Aufklärung und Organisation sucht die Telefonnummer von Gunnar heraus und ruft ihn an.
»Hallo, Gunnar! Þórgunnur hier. Ich denke, ich habe ein paar Informationen für dich, über die du dich freuen wirst.«
»Bin auf dem Weg zu euch, was ist es denn?«, fragt Gunnar. Kurz darauf kommt er auch schon in der zweiten Etage an.
»Du bist aber flink. Gut in Form, was?« Þórgunnur lacht anerkennend.
»Also, was gibt’s?«, fragt Gunnar heiter.
»Wir wissen jetzt, dass Jósteinns und Steinn Þorris Telefone um vier Uhr in der Nacht zum 16. Mai am selben Ort waren. Wir können auch belegen, dass kein Zweifel daran besteht, dass Jósteinn auch die Nummer gehört, von der aus Arvydas angerufen wurde. Wir haben die Aktivitäts- und Bewegungsprofileder beiden Nummern verglichen, und das ist völlig klar, da die beiden Nummern niemals zur gleichen Zeit aktiv waren und einander vollständig folgen, was die Lokalisierung betrifft. Es kann daher gar nicht anders sein, als dass Jósteinn der Inhaber beider Telefonnummern ist«, erläutert Þórgunnur.
»Großartig. Jetzt passt alles zusammen«, sagt Gunnar und kann sich kaum halten vor Freude.
»Darüber hinaus hat sich bei der Untersuchung von Steinn Þorris Nummer herausgestellt, dass er am Morgen nach dem Mord in die Schweiz nach Genf gereist ist. Von dort ging es nach Antwerpen und dann am folgenden Tag über London nach Hause«, unterrichtet Þórgunnur Gunnar.
»Wir müssen also untersuchen, wie er ausgereist ist. Tausend Dank dafür, Þórgunnur. Eure Technik hier hilft uns unglaublich viel.«
Gedankenversunken geht er in sein Büro zurück. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass es keinen direkten Flug von Island nach Genf an diesem Tag gab. Er scheint mit einer privaten Maschine geflogen zu sein. Am besten fahre ich so schnell wie möglich zum Luftservicedienst, der die Privatflugzeuge abfertigt, überlegt Gunnar.
Kurz Zeit später schreitet er durch den Eingang des Luftservicedienstes, der sich auf dem Reykjavíker Flughafen rückseitig des Hotels Loftleiðir befindet.
»Guten Tag! Gunnar ist mein Name, von der Polizei der Hauptstadtregion. Ich benötige Informationen darüber, ob am Sonntag, den 16. Mai ein Privatflugzeug von hier aus gestartet ist«, trägt er sein Anliegen vor und zeigt seinen Ausweis.
»Ich werde das sofort überprüfen«, antwortet ein junger Mann am Schalter und zieht einen Ordner aus dem Schrank an der Wand hinter sich. »Lass uns mal sehen. Ja, eine Maschine von NetJets ist um fünf Uhr am Sonntagmorgen Richtung Genf gestartet.«
»Hast du eine Passagierliste?«, fragt Gunnar.
»Es gab eigentlich nur einen Passagier. Er heißt Steinn Þorri Steinþórsson.«
»Könnte ich eine Kopie von der Liste bekommen?«, bittet Gunnar.
»Ja, kein Problem. Ich kopiere sie für dich. Wie viele Exemplare brauchst du?«
»Wär schön, wenn ich zwei bekommen könnte.«
Er verlässt den Luftservicedienst mit zwei Kopien in der Hand. »Was zum Teufel hast du in Genf gemacht, Steinn Þorri?«, spricht er laut vor sich hin.
Rúnar Páll hat Auszüge von Jósteinns und Steinn Þorris Konten erhalten. Auf den ersten Blick ist an ihnen nichts Ungewöhnliches zu sehen. Erst als Rúnar