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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Wal begann vor seinen Augen zu verschwimmen. War dies der Auftakt zu jener Art von Bewußtlosigkeit, die manchmal in durch einen Höhenrausch hervorgerufene selbstmörderische Aktionen mündete? Er hoffte, daß die anderen, die immerhin daran gewöhnt waren, in dieser dünnen Atmosphäre zu überleben, ab und zu einen Blick auf ihn warfen. Vielleicht …
    Er kam wieder zu Bewußtsein, als die Luft an ihm vorbeirauschte und die Dunkelheit des Himmels sich zu verringern begann. Das Boot kippte beinahe senkrecht nach unten. Die tote See glitzerte im Licht der roten Sonne; die Roolanga lag direkt unter ihnen und schien sich genau auf dem Kurs der Bestie zu befinden.
    Dies war tatsächlich schon vorgekommen, aber wie die Matrosen einstimmig versicherten, hatte dahinter niemals eine Absicht gesteckt. Manchmal verschätzten die Wale einfach ihren Vektor und prallten gegen ein Schiff. Wenn das geschah, konnten die Walfänger von Glück sagen, wenn es in einem Stück zusammenblieb.
    Sie schossen in einer Entfernung von fünfzig Fuß an der Roolanga vorbei. Ismael sah starrende Männer hinter transparenten Wänden und auf Deck. Manche steckten ihre Köpfe auch aus irgendwelchen Öffnungen des Schiffes. Manche winkten; andere falteten die Hände und verbeugten sich. Sie beteten zu dem kleinen Schiffsgott und zu Zoomashmarta, daß der Absturz für ihre Kameraden glimpflich ausgehen möge.
    Obwohl inzwischen mehrere Minuten vergangen sein mußten, kamen sie Ismael nur wie Sekunden vor. Die Erde breitete sich aus; die Seeufer schossen vorbei. Dann war unter ihnen nichts als Wasser.
    Ismael erinnerte sich, wie der Wal, den er und Namalee beobachtet hatten, das andere Boot erfolgreich gegen den Boden geschmettert hatte. Derartiges kam zwar selten vor, hatten die Matrosen behauptet, aber es passierte.
    In der Regel beendete der Wal seinen Abstieg und stieg wieder auf, wenn sich zwischen dem Boot und dem Erdboden noch genug Raum befand, um über ihn hinwegzuschwingen. Etwa um die zwanzig Fuß Spiel mußte er lassen. Dennoch munterte dies die Gefühle der Männer nicht auf. Selbst der älteste Walfänger wurde ängstlich, wenn es soweit war, ausgenommen natürlich der alte Bharanhi.
    Der alte Bharanhi war der Paul Bunyan der Matrosen der Luft – und Furcht kannte er nicht. Er hatte bereits gelebt, als die Menschen noch Riesen gewesen waren und …
    Mit einem lauten Krachen streckte die Bestie die seitlich angelegten Schwingensegel aus. Die Steuerbordschwinge zischte knapp an der Harpunenleine vorbei. Der Wal überprüfte seine und die Geschwindigkeit des an ihm hängenden Bootes. Für Karkri gab es nichts zu tun. Wenn er jetzt noch mehr Leine eingeholt hätte, hätte das bedeuten können, mitten in der Aufwärtsbewegung des Wals überrascht zu werden, und dann mußte sich die Gesamtleine abwickeln. Und deren Länge würde sich, wenn der Wal nach oben zog, für die Mannschaft als tödlich erweisen.
    Ismael verstand jetzt, weshalb das erste Boot damals zerschellt war. Die Besatzung hatte es nicht geschafft, sich so nahe an den Wal heranzuziehen, wie es nötig gewesen wäre.
    Hinter ihm schrie Koojai etwas.
    Vielleicht war es ein Gebet, denn man hielt es für keinen guten Stil, wenn jemand in einer solchen Situation etwas sagte, das mit seinen Pflichten nichts zu tun hatte. Dann wurde das Vorderteil des Bootes mit einer Kraft, die Ismaels Hüften peinigend gegen die Sicherheitsgurte rieb und einen heftigen Schmerz in seinem Rücken erzeugte, nach oben gerissen.
    Die See sprang ihnen entgegen und flog plötzlich zur Seite. Sie hingen in der Luft und schwangen plötzlich in Richtung auf das Gewässer zurück.
    Als der zweite Ruck kam, sah Ismael, weshalb Koojai aufgeschrien hatte.
    Ein anderer Wal, der gerade sein Tauchmanöver beendet hatte, kam auf sie zu.
    Alles hatte den Anschein, daß sie miteinander kollidieren würden, denn der andere Wal hatte seine Schwingen so weit ausgebreitet, daß sie der Luft den größten Widerstand boten. Er verlangsamte zwar seinen Kurs und kippte nach unten ab, aber nicht genug. Sein Kopf knallte gegen das Kopfende des anderen, und der Wal, an dem Ismael und seine Kameraden hingen, brach sich unter dem Ansturm der Gewalt die Knochen.
    Der Kopf des anderen stieß gegen die Fangleine, schüttelte das Boot durch und brachte die Leine zum Zerreißen.
    Ismael wurde nach vorn geworfen, sah, wie sich die pflaumenfarbene See vor ihm ausbreitete, tauchte mit dem Kopf zuerst durch den Wasserspiegel, durchpflügte

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