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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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ihn wie ein Pfeil, prallte gegen eine Anzahl von Gegenständen – möglicherweise Gliedmaßen und Knochen –, wurde, während er immer weiter fiel, auf den Rücken gedreht und brach durch die Seitenwand oder den Unterboden. Er wußte es nicht. Er war halb besinnungslos und nahm nur mit einem Teil seines Bewußtseins wahr, daß er fiel. Die beiden großen Tiere über ihm kamen ihm vor wie zwei verwaschene Flecken; ein anderer, kleinerer, konnte nur eines der beiden Boote darstellen.
    Ismael erinnerte sich nicht daran, wie er auf das Wasser aufgekommen war, aber daß er überhaupt wieder zu sich kam, deutete darauf hin, daß er mit gerade ausgestrecktem Körper und den Füßen voran die Oberfläche durchschlagen haben mußte. Er kämpfte hustend gegen das Salz in Mund und Nase an und versuchte den Kopf über Wasser zu halten.
    Schließlich kam er wieder halbwegs zu sich und entdeckte in einer Entfernung von etwa hundert Metern einen Gegenstand, den zu sehen er niemals erwartet hätte – obwohl er ihn nie würde vergessen können. Der schwarze Sarg schwamm auf dem Wasser, als befände er sich auf dem Styx und befördere Queequeg langsam und verhalten, genau wissend, daß Zeit jetzt nicht mehr zählte, dem anderen Ufer entgegen.
    Ein Schatten zuckte vorbei. Hinter dem Sargkanu, mehrere hundert Meter von Ismael entfernt, prallten die beiden hoffnungslos ineinander verwickelten Wale gegen den Wasserspiegel.
    Queequegs Sarg wurde von der ersten Welle angehoben, überschlug sich, änderte den Kurs und kam auf Ismael zu.
    Er hielt nach den beiden Booten und deren Mannschaften Ausschau. Eines der Boote lag zerbrochen mehrere hundert Meter von ihm entfernt auf dem Wasser. Seine Gasblasen mußten zerrissen sein, denn es lag ziemlich tief. Ein einsamer Mast ragte verloren in die Luft.
    Ismael zählte die Köpfe von drei Männern, die sich schwimmend bewegten; andere trieben scheinbar besinnungslos dahin.
    Aus der Luft bewegten sich zwei andere Boote im Zickzackkurs auf sie zu.
    Der Sarg kam mit der Vorderseite auf ihn zu. Ismael streckte die Arme aus und suchte mit den Fingern an den Verzierungen Halt, wie er es nach dem Untergang der Pequod getan hatte, und zog sich hinauf. Der Pechgeruch war immer noch stark, aber schließlich waren seit jener Zeit, als der Zimmermann den Sarg zugenagelt und die Ritzen kalfatert hatte, im Vergleich zum Rest seines Lebens erst wenige Tage vergangen.
    Ein Mann, der auf Ismael zuschwamm, warf plötzlich die Arme in die Luft, stieß einen Schrei aus und tauchte unter.
    Es war offensichtlich, daß dieses Verhalten nicht seiner Absicht entsprach. Und selbst wenn er – angenommen – einen Herzschlag erlitten hatte, hätte er nicht untergehen, sondern auf dem Wasser treiben müssen.
    Irgend etwas hatte ihn nach unten gezogen. Ein paar Minuten später wurde Ismael klar, daß dieses Etwas den Mann dort festhielt.
    Bis jetzt hatte er angenommen, daß in den salzigen Seen keinerlei Leben existierte; es schien unmöglich zu sein, daß dieses nahezu giftige Element Fische beherbergen konnte. Der Räuber mußte demnach ein Sauerstoffatmer sein.
    Ismael rief den anderen Männern zu, was er beobachtet hatte. Sofort begannen die anderen auf das Ufer zuzuschwimmen, und Ismael folgte ihnen paddelnd. Während er die Hände ins Wasser streckte, wurde er von einem plötzlichen Angstgefühl ergriffen, und er malte sich aus, wie irgend etwas nach ihnen greifen und ihn in die Tiefe hinabzerren könnte.
    Aber es geschah nichts dergleichen. Die anderen Schwimmer erreichten unbehelligt das Ufer und halfen ihm, den Sarg auf das zitternde Land zu ziehen. Anschließend warfen die Männer einen Blick auf die See. Die Körper derjenigen, die den Absturz offenbar mit dem Leben bezahlt hatten, waren verschwunden. Was immer auch den Schwimmer angegriffen hatte – es mußte auch für das Verschwinden der Leichen verantwortlich sein. Ismael fragte die Matrosen, ob sie eine Ahnung hätten, welches Wesen unter der Wasseroberfläche auf Beute lauere, aber sie erwiderten, daß sie über die tote See so gut wie nichts wüßten. Weder hatten sie je davon gehört, daß es in ihr Leben gab, noch hatten sie je etwas davon gesehen. Aber schließlich waren sie auch Bewohner der Luft; gelangten sie ans Wasser, geschah dies höchstens durch einen Zufall.
    „Wir sind der See also nur mit der Erlaubnis eines unsichtbaren Gastgebers entkommen“, murmelte Ismael fröstelnd.
    Die beiden Luftboote kamen mit gerefften Segeln und eingeholtem

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