Ismaels fliegende Wale
Gegenteil. Dann hatten sie Ismael angesehen und festgestellt, daß dieser Mann stark und furchtlos war.
Schließlich stand Daulhamra, der nach Baramhas Tod ranghöchste Kapitän auf. Er sah sich um und sagte: „Wenn Zalarapamtra kein neues Blut erhält, wird sie sterben. Die Stadt braucht diesen Fremden, der behauptet, ein Abkömmling längst vergangener Zeiten zu sein. Vielleicht ist er uns von den Göttern gesandt worden. Wenn wir ihn aufnehmen, gelangen wir in den Besitz eines Geschenks der Götter. Wenn wir ihn ablehnen, ist uns der Tod gewiß. Ich sage: Seht ihn als unseren neuen Großadmiral an!“
Und so überflügelte Ismael, der niemals derartige Ambitionen besessen hatte und stets nur ein einfacher Seemann gewesen war, noch die kühnsten Träume seiner ehemaligen Kajütengenossen.
Von diesem Tag an erschien es, als sei sein Mut auf die anderen Männer übergegangen. Schlagartig hörten sie damit auf, mit zu Boden gerichteten Augen durch die Ruinen zu wandern. Sie murmelten auch nicht mehr, wenn sie sich unterhielten, und hockten sich auch nicht mehr bewegungslos auf den Boden, um mit leeren Blicken auf die Ruinenfelder zu starren. Von jetzt an bewegten sie sich zielbewußt, redeten laut und viel und lachten sogar. Ismael wußte jedoch, daß dies – wenn er die Leute nicht in Bewegung hielt und ihnen ein gutes Beispiel gab – nicht lange andauern würde. Also begab er sich über den zitternden Grund hinweg zum Dschungel hinab und suchte nach Ghajashri, jener Pflanze, die ausgezeichnet brannte und einen Rauch entwickelte, dessen Geruch dem von Steinöl ähnlich war. Er sammelte sie in großen Mengen ein. In einer großen Kammer der Stadt wurde das Grünzeug zwischen zwei Mühlsteinen, die die Matrosen unter Ismaels Anleitung konstruiert hatten, zerrieben. Unter dem Druck der Steine sonderte die Pflanze eine dunkle, ölige Substanz ab, die unter freiem Himmel rasch Feuer fing. Wenn man die Flüssigkeit in einem Hautsack unterbrachte, entwickelte sie noch mehr Rauch. Ein brennender Fidibus konnte einen solchen Ölsack mit einem fürchterlichen Brüllen in Flammen setzen, woraufhin das Öl selbst herausspritzen und alles in Feuer aufgehen lassen würde.
Ismael stellte jeden entbehrlichen Mann an die Arbeit des Pflanzensammelns, Pressens und Ölproduzierens. Da enorme Mengen an Vegetation erforderlich waren, um daraus ein wenig Öl zu machen, war die Arbeit lang und schwer. In der Zwischenzeit kehrten zwei weitere Walfänger nach Hause zurück, weswegen es sich als nötig erwies, die Männer darüber in Kenntnis zu setzen, daß der blaßhäutige, helläugige Fremde jetzt der neue Großadmiral war.
Ismael hatte eigentlich erwartet, daß Namalee und er bald heiraten würden, fand aber schnell heraus, daß die Hochzeit erst dann stattfinden würde, wenn man Zoomashmarta und die kleineren Götter zurückerobert hatte. Ein Großadmiral nahm auf dieser Welt seine Braut erst dann, wenn er eine Art heroisches Paradestück vollbracht hatte. In der Regel bestand dies im erfolgreichen Harpunieren von zehn Walen oder zwanzig Haien an einem Tag oder in einem Überfall auf einen Feind oder eine Stadt oder in der Eroberung eines gegnerischen Schiffes.
Um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, mußte Ismael etwas tun, das noch kein Mann vor ihm getan hatte.
Dann ordnete Ismael den Bau eines Schiffes an, das doppelt so groß werden sollte, wie das größte bisher existierende. Wie üblich gehorchten die Zalarapamtraner seinen Anweisungen nicht sofort, sondern verlangten zu wissen, was er damit anfangen wolle.
„Es stimmt, daß es keinen Grund dafür gibt, ein so großes Schiff zu bauen, um damit Wale zu jagen“, sagte Ismael. „Aber dieses Schiff ist ein Kriegsschiff. Mit ihm werden wir eine ganze Stadt vernichten – oder zumindest einen großen Teil von ihr. Es muß deswegen so schnell wie möglich gebaut werden, weil es bereits weit vor dem Rest der Flotte aufbrechen muß, denn seine Ladung wird dermaßen schwer sein, daß es sich nur langsam bewegen kann.“
Die anderen Schiffe mußten repariert und beladen werden. Und seine Männer erwartete eine Ausbildung, die ihnen für den Überfall auf Booragangah zugute kommen würde. Des weiteren mußten in der Stadt Nahrungsmittel gebunkert werden.
Namalees Schwestern und Halbschwestern bestanden darauf, daß sie die Schiffe während des Unternehmens begleiten würden. Anderenfalls – so meinten sie – würde ihnen kein Glück beschieden sein.
Ismael wandte
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