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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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sich gegen dieses Vorhaben. Falls eines der Schiffe abstürzte, war es auch um das Leben einer unersetzlichen und unbezahlbaren Person geschehen: um das einer zukünftigen Mutter. Es würde schon lange genug dauern, aus der Stadt wieder ein bevölkerungsreiches und florierendes Gemeinwesen zu machen. Wenn sie jetzt noch mehr Frauen verloren, konnte das Wiedererstarken Zalarapamtras sich als unmöglich erweisen.
    Die Vernunft sagte Ismael, daß er recht hatte; die Bräuche allerdings behaupteten das Gegenteil. Und wie immer setzten die alten Sitten sich durch. Die Schwestern würden nicht nur mit den Schiffen fliegen, sondern Namalee würde sogar auf dem Flaggschiff sein.
    Ismael beschloß, darüber keine Streitgespräche mehr zu führen. Er kam gegen diese Leute einfach nicht an. Wenn er weiter seine Stimme erhob, würde er nur sinnlose Zeit verschwenden und seine eigene Autorität untergraben.
    Er arbeitete genauso schwer wie alle anderen und sogar schwerer als die meisten. Die Stunden, die er im Schlaf verbrachte, schrumpften immer mehr zusammen. Es war nicht einfach, sich an den Gedanken zu gewöhnen, während der langen Tage zu schlafen und gleichzeitig zu wissen, daß draußen genügend Licht herrschte, in dem man arbeiten konnte. Der alte Zyklus von acht Stunden Schlaf und sechzehn Stunden Wachsein beherrschte noch immer das Leben der Menschen. Die Verlängerung von Tag und Nacht hatte diesen Rhythmus nicht unterbrochen. Die Leute waren daran gewöhnt, einen Teil des Tages und einen Teil der Nacht zu verschlafen, und Ismael fand bald heraus, daß auch er – möglicherweise hervorgerufen durch die Schichtarbeit auf den Walfängerschiffen der Vergangenheit – sich bald diesem Verhalten anpaßte.
    Schließlich kam der Tag, an dem das große Schiff fertig und mit Vorräten und einer Ladung von Feueröl-Bomben beladen war. Die zehn Männer, die es bemannten, verabschiedeten sich, und dann stieg das auf den Namen Woobarangu getaufte Mammutschiff langsam und mit ausgebreiteten Segeln auf. Sein Ziel war die Stadt Booragangah. Sie lag tausend Meilen entfernt im Nordwesten.
    Vier der Walfängerschiffe folgten der Woobarangu fünf Tage später, das heißt zwanzig Erdentage jener Zeit, als die Sonne noch weiß und heiß gewesen war. Ismael befehligte die Roolanga, das Flaggschiff. Sie hielten auf eine Berggruppe zu, von der Ismael glaubte, daß sie einst zu den hawaiianischen Inseln gehört hatte, aber er war sich nicht sicher. In all den Millionen von Jahren – vielleicht sogar Milliarden oder noch mehr – konnten sich die Inseln gehoben oder gesenkt haben, konnten neue entstanden und wieder zerfallen sein und andere später ihren Platz eingenommen haben. Und all das war bereits geschehen, bevor die Ozeane ausgetrocknet waren.
    Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn Knoten hätte die Flotte ihr Ziel in etwa zweihundert Stunden oder zwei Tagen und Nächten erreichen können. Aber Ismael hatte darauf bestanden, daß zugunsten der Bomben und Waffen an allen anderen Gütern gespart worden war. Deswegen erwies es sich am zweiten Tag der Reise auch als nötig, eine Waljagd zu veranstalten, um die Nahrungsvorräte zu ergänzen. Ein zweites Mal wurden sie aufgehalten, als sie die gigantische Woobarangu einholten. Um mit ihr Schritt zu halten, wurden die Segel gebraßt. Als man sich nur noch ein paar hundert Meilen von Booragangah entfernt befand, begannen die Schiffe zu kreisen und warteten darauf, daß die nächste lange Nacht einsetzte.
    Gleichzeitig hielt man Ausschau nach feindlichen Segeln, da sich in diesem Gebiet Walfängerschiffe der Stadt aus jeder Richtung nähern konnten.
    Endlich versank die gewaltige rote Scheibe. Ihre schwachen Strahlen verwandelten den fernen Berggipfel, der das Ziel der Schiffe darstellte, in einen dunkelroten Punkt.
    Die Kapitäne der anderen Schiffe setzten zur letzten Lagebesprechung auf die Roolanga über. Ismael machte ihnen noch einmal klar, welchen Teil der Aufgabe jeder von ihnen zu erledigen hatte. Dann trank man sich gegenseitig zum Wohl mit einem Glas Shahamchiz zu und trennte sich. Die Männer waren zwar blaß, sahen aber durchaus unternehmungslustig aus. Der Fortbestand ihrer Nation hing jetzt von ihnen ab, und ob man die Götter zurückerringen würde oder nicht: Niemand konnte es sich leisten, einen der ihren zu verlieren. Fielen sie dem Feind lebend in die Hände, würden sie die schmerzhafteste Folter erleiden. Der Gegner kannte, so wie die Sonne das Licht erzeugte,

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