Ismaels fliegende Wale
zalarapamtranische Flotte, bis auf eine Höhe von zwölf Meilen zu gehen. Die Booragangahner taten es den Verfolgten gleich, mußten allerdings, als sie höher hinaufstiegen, feststellen, daß sich die Entfernung zwischen ihnen weiter vergrößert hatte. Am Ende des zweiten Tages flogen sie sechstausend Fuß höher als die Flüchtlinge.
Da die Luft in dieser Höhe allerdings dünner war, verloren sie an Geschwindigkeit. Sie hatten sich auf einen Luftstrom konzentriert, der schneller war als einer der tieferliegenden, schienen sich jedoch verrechnet zu haben. Es blieb den Booragangahnern nichts anderes übrig, als auf eine Höhe herabzugehen, die zweihundert Fuß über den Zalarapamtranern lag.
Der Erste Offizier der Roolanga gab bekannt, daß man sie – bevor die Sonne sich zum nächsten Mal erhob – überholen würde.
„Ich habe damit gerechnet“, erwiderte Ismael. „Wenn ich ganz ehrlich sein soll, habe ich sogar ganz bewußt darüber nachgedacht, ob wir ihnen nicht erlauben sollten, uns einzuholen. Aber wenn wir jetzt ein paar Segel einziehen würden, würden wir sie nur mißtrauisch und vorsichtig machen. Meine Pläne laufen darauf hinaus, daß sie sich uns ganz offen und zuversichtlich nähern. Sie sind dermaßen in der Überzahl, daß sie glauben müssen, wir hätten nicht die geringste Chance gegen sie.“
Ponjakee kannte Ismaels Pläne natürlich, aber er hatte auf Grund seiner Flugerfahrung wenig Vertrauen in sie. Dies war nicht die Art, in der seine Väter Luftkriege ausgefochten hatten. Aber er sagte nichts. Man stritt sich besser nicht mit einem Mann, dem es gelungen war, in die Festung des Ge gners vorzudringen, die gestohlenen Götter zurückzuerobern – auch wenn man sie später wieder verloren hatte –, und die gegnerische Stadt anschließend mit einer selbsterfundenen Waffe zu zerstören.
Poonjakees Vorurteil entsprach zwar nicht den Tatsachen, kam ihnen jedoch ziemlich nahe. Erst als die Nacht sich dem Ende zuneigte, holten die Booragangahner sie ein. Eine Stunde, nachdem die rote Sonne aufgegangen war, befand sich ihr Führungsschiff über der Nachhut ihrer eigenen Flotte. Ismael hatte inzwischen die Anweisung gegeben, man solle ein paar Segel einholen, damit die Schiffe nebeneinander hersegeln konnten. Das Manöver wurde zwar schnellstens ausgeführt, aber die Linie zog sich weiter auseinander, als er angenommen hatte.
Kurz nachdem die Schiffe in die angewiesene Formation eingeschwenkt waren und das Flaggschiff des Gegners sich über seinem ausgewählten Opfer befand, bekam Ismael Informationen über eine neue Entwicklung.
Der Matrose, der ihm die Nachricht überbrachte, war verängstigt. Er fürchtete sich aber nicht etwa vor der sich nahenden Schlacht, sondern vor etwas, das sich geradeaus vor ihnen befand.
Ismael sah sich um und entdeckte mehrere Meilen vor ihnen in der Luft eine ausgedehnte, purpurne Masse, die träge dahinschwebte.
„Das ist also die Purpurbestie, die den Stacheltod verbreitet?“ fragte er. „Bist du sicher?“
„Das ist sie“, sagte Namalee anstelle des Matrosen. Auch sie war blaß geworden und starrte mit entsetzt aufgerissenen Augen voraus.
Daß der Gegner das Ungeheuer ebenfalls gesehen hatte, war offensichtlich. Das Flaggschiff verließ seine Position über dem anderen Schiff und holte einige Segel ein.
„Vielleicht ist es das Ungeheuer, das mein Volk umgebracht hat“, sagte Namalee.
Natürlich vermutete sie das nur, aber es war nicht unwahrscheinlich. Bestien dieser Art waren außerordentlich selten – ein Glücksfall für die Menschheit – und bewegten sich, wenn man den Legenden der Zalarapamtraner glauben konnte, nicht sonderlich schnell. Sie senkten sich zudem des öfteren auf den Boden hinab und ernährten sich von den dort lebenden Geschöpfen. Was dieses Monstrum anbetraf, so hatte es möglicherweise erst vor kurzem den Boden abgeweidet, denn es befand sich nur sechstausend Fuß hoch. Aber es stieg auf.
Eine lange Zeit stand Ismael gedankenverloren da. Poonjakee lief auf und ab, warf Ismael aus den Augenwinkeln Blicke zu und fragte sich unzweifelhaft, warum er keinen Kurswechsel anordnete.
„Die Booragangahner haben diese Bestie nach Zalarapamtra gelockt“, sagte Ismael schließlich. „Sie haben sich dabei auf ein ziemlich gefährliches Spiel eingelassen, da das Biest trotz seiner immensen Größe und seines Gewichts durchaus schnell sein kann. Es kann sich durch selbsterzeugte Explosionen in Rotation versetzen, sagst
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