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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Jose Farmer
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ersten Windes zweimal überschritten hatte. Natürlich hatte er sie während dieser Zeit nicht gesehen, aber die Matrosen hatten dafür ein Gefühl entwickelt.
    Die Roolanga hielt nach Nordwesten, aber entweder hatte der Wind sie geradewegs nach Osten oder mehrere Male während des Herumwirbelns nach Südosten abgetrieben, denn Kapitän Baramha gab bekannt, daß man vom Kurs abgekommen sei, was nur ein anderer Ausdruck für die Tatsache zu sein schien, daß man sich verirrt hatte. Erst als der Tag sich dem Ende zuneigte, fand er heraus, wo die Roolanga sich befand.
    Auf der Steuerbordseite erhob sich eine gewaltige Bergkette, die überhaupt kein Ende mehr zu nehmen schien und irgendwo mit dem dunklen Himmel verschmolz. Sie leuchtete rötlich, grau und schwarz und schien von den Winden stark abgeschliffen zu sein.
    Ismael, der zusammen mit dem Kapitän und Namalee das Mittagessen einnahm, erkundigte sich danach, wie hoch sie waren.
    Baramha, der gerade auf den primitiven, aus Holz und Wasser bestehenden Höhenmesser gesehen hatte, erwiderte: „Die Roolanga ist zehntausend Fuß hoch. Die Gipfel dieser Bergkette müssen mindestens vier Meilen höher sein, als wir jetzt fliegen. Ich könnte die Roolanga ungefähr bis an die Bergspitzen heranbringen, aber die Luft ist dort oben so dünn, daß wir sie nicht werden atmen können.“
    Die Erde hat also im Laufe der Jahrmilliarden immer mehr von ihrer Atmosphäre verloren, dachte Ismael. Die Plateaus auf den Gipfeln mußten einst die Oberfläche eines Kontinents gewesen sein, möglicherweise Südamerika. Und auf den Höhen dieser Berge mußte es noch andere Berge – die Anden – geben. Wie hoch ragten diese in die Luft? Bis dorthin, wo es gar keine Luft mehr gab? Oder existierten die Anden gar nicht mehr? War dies überhaupt Südamerika? Hatte nicht irgendein temperamentvoller, freigeistiger Gelehrter einst behauptet, daß die Kontinente sich wie Bohnen in einer Suppe bewegten?
    Ismael schaute auf die gewaltigen Klippen und sah ein Stück davon in die Tiefe fallen und ein brüllendes Geräusch erzeugen, das erst mehrere Sekunden später zu ihm durchdrang. Langsam – wenn man das stetige Zittern des Bodens berücksichtigte, war es so langsam möglicherweise auch wieder nicht – bewegte sich alles, was auf dieser Welt noch aufragte, nach unten.
    Kapitän Baramha hatte eine Pergamentkarte ausgebreitet und deutete auf die Stelle, an der sich Zalarapamtra befand. Ismael gelangte zu der Ansicht, es müsse sich um das mittlere Plateau eines Berges handeln, das einst unter Wasser gelegen hatte und zu den samoanischen Inseln gehörte. Das rechterhand vom Schiff liegende Gebiet trug die Bezeichnung RAND DER WELT.
    Von Zeit zu Zeit, während er mehr von dem Shahamchiz trank, warf Ismael durch den Schiffsboden einen Blick nach unten. Der langanhaltende, starke Regen hatte die toten Seen anschwellen lassen, und hier und da waren sie ineinander übergelaufen. Dort, wo er zuerst gelandet war, mußte sich nun Wasser befinden. Um die Wipfel des Dschungels zu erreichen, würde er mehrere Dutzend Fuß tief tauchen müssen.
    Einer der Seen, über denen sie während des langen Mittagessens hinwegschwebten, war rot, und als Ismael daraufhin eine Frage stellte, erklärte man ihm, daß der Regen den roten Luftkrill hinabgespült hatte.
    „Habe ich deswegen keine Krillwolken gesehen?“ fragte er.
    „Ja“, sagte der Kapitän. „Der Regen ist lebenswichtig; wenn er ausbleibt, ist jegliches Leben zum Tode verurteilt. Aber wie alles, das einem etwas Gutes bringt, bringt er auch Schlechtes mit sich. Er wäscht den Krill vom Himmel, und es dauert viele Tage, bevor die Brutstätten im Westen neuen erzeugen können. Während dieser Zeit müssen die Wale hungern und magern ab. Die kleineren Tiere, die vom Krill leben, verhungern. Was wiederum darauf hinausläuft, daß die Haie und die anderen Raubtiere sich die Bäuche vollschlagen können und fett werden. Dann fangen sie an, ihre Brut zur Welt zu bringen. Aber die Eier, die sie zu Milliarden legen, bewegen sich ebenfalls als Wolken durch die Luft. Sie werden wiederum von den Walen verzehrt. Nur wenige Eier entgehen ihnen. So kann man andererseits auch wieder sagen, daß das Schlechte etwas Gutes mit sich bringt.
    Eine Weile später explodieren die großen, im fernen Westen wachsenden Pflanzen, die sich am Fuße dieser Klippen hier befinden (Afrika? dachte Ismael. Indien? Indochina?) und sprühen den Krill hoch in die Luft. Dann beginnen die Wale

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