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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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wie ein Blasebalg; seine Augen, deren es nur eines hatte, und zwar mitten auf der Stirne, waren lieblich spielend, wie das Rad an einem Schiebkarren; sein Mund war freundlich, aber so groß als die Brieftasche eines Postmeisters; und seine Ohren, die es spitzen konnte wie ein kluger Spitzhund, und niederhängen wie ein treuer Pudelhund, waren nicht größer, als daß in einem die Schwalben ihr Nest, im andern die Bienen ihr Haus drin bauen konnten, was seiner freundlichen Seele eine sehr angenehme Unterhaltung gewährte. Auf ähnliche Weise waren alle seine Glieder unförmlich, und sein ganzes Aussehen so, daß jeder andere vor ihm in Ohnmacht gefallen wäre.
    Aber Dilldapp war guten Muts, besonders weil der Knüppel bei dem Anblick des Popanzes gleich ruhig ward und in das Innere der Höhle hineinstolperte. Dilldapp sprang von dem Esel, der dem Knüppel in die Höhle folgte, und machte dem Ungeheuer einen höflichen Kratzfuß mit den Worten: »Guten Abend, Herr Nachbar! Wie stehts, wie gehts mit dem Leben? Seid Ihr noch wohlauf? Wie befindet sich die Frau Liebste und die werte Familie? Was hört man denn hier Neues? Sind denn hier zu Lande die fatalen Wasserrüben auch in solchem Überfluß geraten, daß sie gar nicht mehr alle werden wollen? Apropos, könnt Ihr mir wohl sagen, wo der Weg nach dem Orte geht, und wie weit ich noch dahin habe, wohin ich will?« Der Popanz erkannte aus allen diesen närrischen Fragen bald, daß sie von einem Dilldapp herrührten, und mußte von Herzen lachen, worüber auch Dilldapp zu lachen anfing, so daß die Höhle widerschallte: denn der Esel hinten an seiner Krippe lachte auch mit, so gut es gehen wollte.
    »Du gefällst mir«, sagte der Popanz. »Ihr gefallt mir auch«, sagte Dilldapp. »Willst du in meine Dienste treten?« fuhr der Popanz fort. Da erwiderte Dilldapp: »Wieviel Lohn soll ich Euch monatlich geben?« Worüber der Popanz wieder lachte, und Dilldapp auch und der Esel auch.
    »Wohlan! bleibe hier«, sagte der Popanz; »ich denke, wir wollen schon einig miteinander werden.« Da erwiderte Dilldapp: »Meinethalben«, und fuhr mit der Hand in eine große Schüssel voll Hirsebrei, die neben dem Ungeheuer stand, und aß sich dick und satt und legte sich nachher aufs Stroh und schnarchte bis zum andern Morgen, wo er es dann wieder anfing, wie er es am Abend gelassen hatte, und die Zeit teils mit einfältigen Erzählungen aus seinem bisherigen Lebenslauf, teils mit Essen und Trinken zubrachte, so daß er in Zeit von acht Tagen dick wie ein Türke, fett wie ein Aal, glänzend wie eine Zwiebel, rot wie ein Trompetermantel und ausgestopft wie ein Walfisch wurde; ja, er wurde so unförmlich, daß man ihn selbst für ein kleines Ungeheuer hätte halten können.
    Seine Geschäfte waren nicht groß, denn das Ungeheuer kochte nicht selbst, sondern ließ sich sein Essen aus einer Garküche in der Gegend bringen, wo die meisten andern Ungeheuer selbiger Provinz sich alle kochen ließen. Das Tellerlecken war also Dilldapps Hauptgeschäft, außer daß er dem guten Ungeheuer manchmal den Buckel kratzen mußte, weil es dies wegen seiner Leibesdicke nicht selbst konnte. Aber es war nicht undankbar und kratzte währenddem den ehrlichen Dilldapp wieder, worüber sie dann gewöhnlich in Gesellschaft einschliefen.
    Vier Jahre lang hatte Dilldapp so dem Ungeheuer treu gedient, als er einst unter bittern Tränen nach einem solchen Schlummer erwachte. Diese Tränen, welche die ersten waren, die das Ungeheuer ihn weinen sah, rührten dasselbe gute Ungeheuer dermaßen, daß es auch mitweinte, und der Esel, welcher sie beide schluchzen hörte, stimmte auch mit bitterem Jammergeschrei ein, so daß der Felsen von ihren Klagen widertönte, ohne daß sie eigentlich recht wußten, warum.
    Das Ungeheuer erholte sich noch am ersten und sagte: »Ach, lieber Dilldapp! warum weinst du?« Dilldapp sagte hierauf: »Ach, liebes Ungeheuer! sage mir erst, warum du weinst?« Da erwiderte das Ungeheuer: »Liebster Dilldapp! Ich weine, weil du weinst«; und Dilldapp sagte: »Ja, ich weine, weil meine Mutter weint; denn Andrienne, mein älteste Schwester, ist sehr krank und wird wohl sterben und aus der Mode kommen. Da wird es meiner armen Mutter Schlender sehr hart gehen, denn sie war ihre beste Arbeiterin. Wenn die liebe Andrienne von der Schneiderbank in die Hölle zu den andern Lappen fällt, soll ich darum nicht weinen? Hi hi hi.« – Das Ungeheuer weinte wieder mit und fragte schluchzend: »Aber woher weißt du

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