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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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denn das?« – »Das hat mir geträumt«, sagte Dilldapp; »hat es dir denn nicht auch geträumt?« – »Nein«, erwiderte das Ungeheuer, »mir träumt gar nichts; ach! wenn mir je etwas geträumt hätte, wie glücklich wäre ich! Ich wäre dann kein Ungeheuer.« Hierüber weinten sie wieder zusammen.
    Dilldapp aber konnte es nicht mehr länger aushalten, er bekam eine entsetzliche Sehnsucht nach Hause zu seiner Mutter und bat das Ungeheuer sehr, es möge ihm erlauben, zu seiner Mutter zurückzukehren und sie in ihrem Unglück zu trösten. Das Ungeheuer hatte eine große Freude über diese kindliche Liebe Dilldapps und sprach zu ihm: »Wohlan, mein lieber und getreuer Diener! folge dem tugendhaften Triebe deines Herzens und gehe zu deiner Mutter; aber so mit leeren Händen dürftest du nicht willkommen sein; ich will dir meinen Esel mitgeben, hole mir ihn her.« Da ging Dilldapp in das Innere der Höhle und setzte sich auf den Esel und ritt heraus. Das Ungeheuer umarmte den Dilldapp recht herzlich, und sie weinten alle drei wieder, und zuletzt sagte das Ungeheuer zu Dilldapp:
Daß dein Glück recht lange daure,
Sag zum Esel nie Aurekakaure!
     
    »Das soll ein Wort sein«, schluchzte Dilldapp und trabte davon. Dilldapp war schon ein rechtes Stück Weg geritten, da stieg er ab und ließ den Esel grasen, und als er ihm den Sattelgurt etwas aufschnallte, damit der Esel bequemer fressen könne, sagte er zu ihm: »Ja, mein lieber Aurekakaure, ich weiß wohl, daß du Aurekakaure heißest, aber ich werde mich hüten, dich Aurekakaure zu nennen, weil das gute Ungeheuer mir es abgeraten hat.« Kaum hatte Dilldapp das Wort Aurekakaure ausgesprochen, als der Esel Gold und Edelsteine von sich gab, so viel, daß er alle Taschen und noch sein Schnupftuch mit anfüllen konnte.
    Wer war vergnügter hierüber als der gute Dilldapp? Denn nun war er gewiß und versichert, seiner Mutter, Frau Sohlender, helfen zu können. Er setzte darum seinen Weg schleunigst fort und kam am Abend in ein Wirtshaus, wo er übernachten wollte.
    Als der Wirt seinen Esel in den Stall führte, sagte Dilldapp zu ihm: »Mein lieber Herr Wirt! ich ersuche Sie vor allen Dingen, sagen Sie nicht Aurekakaure zu meinem Esel; übrigens will ich Hirsebrei essen und schlafen.« Der Wirt setzte ihm Hirsebrei vor. Dilldapp aß nach Herzenslust und ging zu Bett.
    Der Wirt aber dachte immer hin und her, warum soll ich wohl zu dem Esel nicht Aurekakaure sagen? Da muß ein Geheimnis dahinter stecken und das muß ich herauskriegen; denn ich bin ein Wirt und ungemein neugierig. Er lauerte daher, bis alles im Hause in tiefen Schlaf versunken war, und als sich nichts mehr rührte auf der Flur und in den Ställen als die Mäuse und die Katzen, schlich der neugierige Wirt auf den Strümpfen, damit niemand erwachen möge, leise, leise mit einer Blendlaterne in den Stall zu dem Esel des Dilldapps, der ruhig auf dem Stroh schnarchte und von Distelköpfen träumte.
    Der Wirt ging anfangs um den Esel herum und beleuchtete ihn von allen Seiten. »Ei das ist doch seltsam«, sagte er für sich, »daß ich den Esel nicht Aurekakaure nennen soll.« Kaum hatte er dies gesagt, als der Esel aufsprang, worüber der Wirt, der kein gutes Gewissen hatte, sehr erschrak. Da er aber sah, wie Gold und Edelsteine von dem guten Esel niederfielen, so verstand er leicht den großen Wert des Aurekakaure und die noch größere Einfalt Dilldapps, und besann sich nicht lange, zog den Esel aus dem Stall und stellte statt seiner einen andern hin, dem er des Aurekakaure Geschirr auflegte.
    Als er mit diesem Betruge fertig war und der Tag schon graute, begab er sich zu Dilldapp, der früh reisen wollte, und weckte ihn: »He! mein Herr von Dilldapp! belieben Sie aufzustehen und zu frühstücken, der Tag bricht an, die Schwalbe singt; he! he! Sie können in der kühlen Morgenluft ein gutes Stück Weg zurücklegen.« Da streckte sich Dilldapp und wachte auf und sprach: »Herr Wirt! was sind Sie mir schuldig?« – »Alle Ehr und Respekt«, erwiderte der Wirt, »ich bekomme aber noch etwas von Ihnen heraus.« – »Wieviel?« fragte Dilldapp. »Hundert Reichstaler«, sagte der Wirt. »Das ist sehr billig«, sagte Dilldapp; »rechnen Sie mir vor, wie es möglich ist.« Da rechnete der Wirt: »Ich habe Ihnen Ehr und Respekt erwiesen für 50 Taler, 25mal nach Ihrem Namen gefragt, macht 25 Taler, 25mal die Mütze abgezogen macht wieder 25 Taler, weiter ein Hirsebrei, ein Bund Stroh, Stallung für den werten Esel,

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