Italienische Märchen
Haber und Heu, dann Dach und Fach, Schutz und Trutz, Putz und Nutz, Nachtmusik von Katzen und Mäusen, ein Adagio von den Grillen, ein Morgenlied von den Schwalben, mehrere Trompeterstückchen vom Haushahn usw., alles um 50 Taler, macht hundertundfünfzig; da ich Ihnen nun für 50 Taler Ehr und Respekt schuldig war, so erhalte ich noch hundert heraus.« – »Wo heraus?« fragte Dilldapp. »Aus Ihrem Geldbeutel«, sagte der Wirt. »Ich habe keinen Geldbeutel«, sagte Dilldapp. »Ei! was hängt denn da Schweres an dem Nagel?« fragte der Wirt, indem er auf das Schnupftuch voll Gold und Edelsteinen zeigte; »das muß Sie ja bei dem Reisen sehr beschweren, und auch in Ihren Taschen scheint es so schwer; das reißt Ihnen ja Löcher in die Taschen, und da könnte Ihnen alles herausfallen.« – »Da haben Sie recht, Herr Wirt!« sagte Dilldapp, »wollen Sie so gut sein, mir die schweren Steine und Münzen herauszunehmen; Sie können sich die hundert Taler davon abziehen und das übrige wegwerfen.« – »Von Herzen gern«, sagte der Wirt, leerte Schnupftuch und Taschen aus, worüber Dilldapp sehr erfreut war, den Esel bestieg und vergnügt nach seiner Vaterstadt zutrabte.
Als er in die Stadt hineinkam, sah er sich an allen Ecken um nach seiner Schwester Andrienne, die man sonst häufig darauf zu sehen pflegte; aber sie war nirgends zu erblicken. Gewiß, dachte er, ist meine arme Schwester krank oder tot; und mein Traum ist wahr gewesen, dachte er unter Tränen und trabte die enge Gasse zu seiner Mutter hinein.
Den Esel band er an die Türe und trat in die Werkstatt hinein. Die Frau Sohlender hatte ihn kaum erblickt, als sie ihn umarmte, und seine beiden jüngsten Schwestern auch; und Dilldapp weinte vor Freuden. Aber auf einmal sagte er: »Frau Mutter! wo ist Andrienne, meine älteste Schwester? Nicht wahr, ich habe recht geträumt? sie ist nicht mehr recht gesund?« – »Ach!« erzählte Frau Schlender, »mit der ists aus, sie ist ganz blaß und abgelebt; wir haben alles mit ihr versucht, um sie wieder auf die Beine zu bringen, aber umsonst; ach! was Andrienne ausgestanden hat, ist nicht zu sagen, sie ist gestürzt und gewendet worden, gesteppt und gefüttert, endlich sind ihr gar Stücke aus dem Rücken geschnitten und an die Ärmel gesetzt worden, dann haben wir ihr die Arme gar abgenommen, haben sie neu färben lassen; aber es wollte nichts mehr fruchten, und sie ist jetzt auf dem Lande; vielleicht erholt sie sich wieder ein wenig dort.« Da weinten sie alle nochmals herzlich zusammen, und Dilldapp sagte: »Mutter! tröstet Euch, ich habe etwas mitgebracht, das wird uns allen helfen; breitet vor allem Eure besten Tisch- und Bettücher auf der Erde aus, ich will Euch gleich meine Schätze darauf ausstreuen.«
Die Mutter tat, was Dilldapp verlangte, und dieser brachte nun seinen Esel herein und stellte ihn in die Mitte der Stube auf die ausgebreiteten Tücher. Die Mutter zankte anfangs sehr über diesen sonderbaren Gast. Aber Dilldapp sagte: »Nur Geduld, nur Geduld! Ihr werdet Sachen von diesem Tiere sehen, wodurch es Euch über alles teuer und wert werden soll.« Nun wendete er sich zu dem Esel und sagte: »Wohlan, Aurekakaure! mache deine Kunststücke; munter, Aurekakaure! scheue dich nicht, Aurekakaure! du bist unter lauter Freunden, Aurekakaure! mach dich ganz bequem, wir sind unter uns, Aurekakaure.« Wer sich aber nicht rührte, war der Esel.
Da lachten ihn die zwei Schwestern aus, und die Mutter meinte, daß er sie zum Besten habe in ihrem Unglück. Nun gab sich Dilldapp alle Mühe, den Aurekakaure zu einem Probestück seiner Eigenschaften zu bringen; der arme Esel hatte aber niemals dergleichen gekonnt. Erzürnt ergriff nun Dilldapp die Elle, womit ihn einst seine Mutter so oft ausgemessen hatte, und prügelte auf den armen Esel los; denn er glaubte, das Tier wolle aus Eigensinn kein Gold und Edelsteine von sich geben, und da er immer auf den Esel prügelnd Aurekakaure schrie, fing das arme Tier in seinen Ängsten an gewaltig zu schreien, alles über den Haufen zu werfen und zuletzt gar die Tücher auf eine häßliche Art zu beschmutzen. »Gold! Gold! Gold!« rief da Dilldapp voll Freude aus. Aber leider war es kein Gold, und seine Mutter, die nun über die Verunreinigung ihrer besten Bettücher und über die Zerstörung ihres Hausrates heftig erzürnt wurde, ergriff den Besen und jagte den armen Dilldapp wieder zum Hause hinaus, wo er hergekommen war, und den Esel hinterdrein.
Dilldapp kam wieder ins
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