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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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nach alter, rühmlicher Sitte erschienen Flaschen, Gläser und Schinken gleichsam als Taube mit dem Ölzweig im Schnabel, und der Friede ward geschlossen. Und während man zecht und bechert, gibt jeder seine Ansicht preis über den Vorfall, und die tiefsten und gründlichsten Gelehrten des Landes sprachen, Moscione wäre würdig aus einer Schüssel zu essen mit Bertoldo. Ja, er gewann sich so großes Ansehen durch die feine List, durch die er sich Rache verschafft hatte, daß viele sich Mühe gaben, auch mit ihm eine Versöhnung zustande zu bringen, was auch in wenigen Tagen gelang.
    Ich meinesteils hätte diesem den Strang zum Lohne gegeben, denn er war in jedem Falle ein Schurke, und sein Fehler war es nicht, wenn Tonio nicht einen Hieb auf den Nacken bekam, von dem er tot blieb, und wenn Cecco nicht an einem Örtchen moderte, in das die Sonne nur gewürfelt scheint. Man hätte gewiß recht gehabt, diesen Menschen zu strafen; denn eine solche Züchtigung hätte ihn vielleicht dahin gebracht, seinen großen Verstand zu vernünftigeren und christlicheren Zwecken zu gebrauchen, als der Schelm tat und viele andere seinesgleichen, die aus Eigennutz oder Laune alltäglich an Freund und Feind den schlausten Verrat üben; Gott vertilg' ihren Samen!

Michele Colombo
1747 – 1830

Der Mönch als Esel
    In vielen Gegenden Italiens sah man in früheren Zeiten auf dem Gipfel eines entlegenen Hügels eine einsame Hütte errichtet, die man Einsiedelei nannte. Man sieht solche zuweilen noch heutzutage, doch sind sie sehr selten geworden. Diese Hütten waren bewohnt entweder von einem einzigen oder von zwei oder höchstens drei Männern, die dort ein einsames Leben führten und ihren Unterhalt durch Almosen erwarben, die sie von Woche zu Woche in den umliegenden Dörfern und in den benachbarten Städten einsammelten. Sie bekannten sich zu keiner Ordensregel, wiewohl sie Mönchskleider trugen, sondern hielten sich, wie Sankt Benedikt sich ausdrückt, nach ihrer Phantasie, indem sie für gut und heilig erklärten, was mit ihren Wünschen übereinstimmte, und für unerlaubt erachteten, was ihnen nicht behagte. Manche von ihnen lebten allerdings untadelhaft in ihren Einsiedeleien; deren Zahl aber war nicht bedeutend.
    In der Treviser Mark lebte vor nicht gar langer Zeit in einer solchen Einsiedelei ein ehrwürdiger Greis, der sich zurückgezogen hatte, um Buße zu tun für seine jugendlichen Übertretungen, und hatte ganz allein daselbst wohl fünfzig Jahre hingebracht in langen Entsagungen und fortwährender Selbstpeinigung. Weil er aber in seinen gebrechlichen Tagen fremden Schutzes bedurfte, entschloß er sich, in seine ärmliche Wohnung zwei andere Eremiten aufzunehmen, von denen einer Teodelindo, der andere Arsenio hieß. Teodelindo war ein allerliebstes Eremitchen und gewann sich durch die Holdseligkeit seines Wesens alle Herzen und erhielt von jedem, was er wollte. Der andere Eremit war ein lebenslustiger, heiterer Spaßvogel, dessen Kopf voll Schnurren und wunderlichen Einfällen steckte; er überlistete die Leute und brachte sie dahin, ihm seine Wünsche zu erfüllen, ohne daß sie es nur merkten. Die beiden lustigen Brüder durchzogen die Umgegend an bestimmten Tagen, um Brot, Wein und alles, was ihnen sonst vonnöten war, zu erbetteln, und ich kann versichern, daß sie mit guter Ernte in ihre Einsiedelei zurückkamen.
    Eines Tages begab es sich unter anderem, daß die zwei Einsiedler, die nach ihrer Gewohnheit Almosen suchend durch das Land gezogen waren, gegen Abend ihre Schritte nach ihrer Behausung zurücklenkten; da erblickten sie einen an einen Baum gebundenen Esel, der von niemand bewacht war. Er gehörte einem armen Landmann jener Gegend, namens Gianni, der, um sich und seine kleine Familie zu erhalten, ein kleines Gütchen bewirtschaftete. Alle Zeit, die er erübrigte, brachte er in einem nahe gelegenen Wäldchen zu, woselbst er sich mit Holzvorräten versah. Er belud damit seinen Esel und führte das Holz nach Haus; von dort aber brachte er es von Zeit zu Zeit nach der Stadt und kaufte mit dem daraus erlösten Geld seine sonstigen Bedürfnisse. Dieser Gianni war ein plumper und so einfältiger Mensch, daß man ihm hätte weismachen können, in gewissen Ländern hätten die Esel Flügel und flögen wie die Adler. Dieser Mensch nun hatte sein Lasttier vor dem Walde stehen lassen und war bereits hineingegangen, als die Eremiten dort ankamen. Sie waren heute schon lange zu Fuß gewandert und zwar auf schlüpfrigen und

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