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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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der Donner rollt; es wird niemand herumgehen, wenn die Mitternacht vorbei ist; ein jeder bleibt gern im Trocknen unter seinem Dache und kriecht nicht aus seinem Schlafwinkel hervor. Ich bin allein in meinem Hause, und wer den Guglielmo erstochen hat, ist nach geschehener Tat sicherlich entflohen und hat sich versteckt. Sonach hat ihn schwerlich ein Menschenkind hereinkommen sehen. Wenn ich schweigen kann und keiner Seele je etwas von dem Vorfall sage, – wer wird sich einbilden, daß Guglielmo Grimaldi verwundet zu mir gekommen und auf diese Weise gestorben sei? Unser Herrgott hat mir ihn zu meinem Heile zugeschickt. Wer weiß, ob man mir glaubte, wenn ich in der Sache die reine Wahrheit aussagte? Könnten sie nicht denken, ich hätte ihn ermordet, um ihn zu berauben, wozu mir nach der Tat der Mut gefehlt habe? Wer schützt mich, wenn man mich greift und auf die Folter spannt? Und wie könnte ich mich rechtfertigen? Die Herren Diener der Gerechtigkeit sind sehr gestrenge, und ich trüge wohl zuletzt einen Ruck mit dem Stricke oder gar etwas Schlimmeres davon. Was soll ich tun? Am Ende ist es besser, ich entschließe mich, mein Glück zu machen (sie sagen ja, ›wagen gewinnt!‹), und sehe zu, ob ich mit einemmale alle Sorgen abschütteln kann.«
    Gesagt, getan. Er warf sich einen tüchtigen Filzmantel über die Schultern, stülpte einen breitkrempigen Hut auf den Kopf und schlug, die Schlüssel im Busen, die Laterne in der Hand, unter Regen, Donner und Blitzen den Weg nach Guglielmos nicht sehr entferntem Hause ein. An Ort und Stelle schloß er mit den zwei größten Schlüsseln des Bundes den Eingang auf und ging vorerst nach der Schlafkammer, worin er eine große Lade fand, die er nach vielen Versuchen mit dem rechten Schlüssel öffnete. In der Lade standen zwei Geldkoffer, deren Schlösser endlich seinen wiederholten Anstrengungen wichen und sich gleichfalls auftaten. Der eine war mit Kostbarkeiten, goldenen Ringen, Ketten, Armspangen, Perlen und Juwelen von großem Werte angefüllt; der andere mit vier Beuteln vollwichtiger Dukaten, zugeschnürt und mit Zetteln versehen, auf denen geschrieben stand: dreitausend richtig abgezählte Goldskudi. Ob solchen Anblicks hocherfreut und lüstern, nahm Fazio nur diesen Koffer und ließ den anderen mit den Kostbarkeiten stehen, weil er vielleicht fürchtete, durch so leicht wiedererkennbare Dinge sich verraten zu sehen. Er schloß dann die Truhe wieder zu, brachte alles in die Ordnung, in der es vorher gewesen war, verließ, die Schlüssel im Gürtel, den Koffer auf dem Kopfe, das Haus und ging, von niemand wahrgenommen, in seine Wohnung zurück. Es glückte ihm diese Nacht alles um so vortrefflicher, da der Regen immerfort in Strömen vom Himmel floß und der Gewittersturm ärger als jemals noch in diesem Jahre wütete.
    Fazios erstes Geschäft zu Hause bestand darin, daß er den Koffer in seine Kammer stellte und sich ganz umkleidete. Stark und rüstig wie er war, bürdete er sich den Toten nachher behende auf und trug ihn in den Keller, wo er mit Hacke und Spaten in einem Winkel ein langes, vier Ellen tiefes Loch eingrub. Dahinein legte er Guglielmo mit Kleidern und Schlüsselbund und scharrte ihn wieder mit der Erde zu, die er ebnete, fest zusammentrat und mit einem im Keller liegenden Haufen Schutt und Kalk beschaufelte, so daß es schien, als könne der Fleck niemals berührt worden sein. Sobald er in seine Kammer zurückgekommen war und den Koffer geöffnet hatte, schüttete er einen der Säcke auf den Tisch aus und überzeugte sich, daß er wirklich lauter blanke, ihm die Augen fast verblendende Goldgulden enthielt. Ebenso prüfte und überschaute er den Inhalt der anderen Beutel und fand in jedem richtig dreitausend Stück Dukaten vor. Freudeberauscht band er die Beutel wieder zu und stellte sie in seiner Schreibstube in einen verschlossenen Schrank; den Koffer warf er ins Feuer und gab acht, bis er ihn gänzlich zu Asche gebrannt sah. Seine Schmelzöfen, sein Blei und seine Destilliergläser aber ließ er von ungefähr stehen und legte sich schlafen, als es eben zu regnen aufgehört hatte und zu tagen anfing.
    Die durchwachte Nacht wieder einbringend, schlief er bis zur nächsten Vesper ununterbrochen fort, stand hiernach auf und ging zuvörderst auf den Marktplatz in einige Läden, um an den Orten seiner täglichen Geschäfte zu hören, ob nichts über Guglielmo verlautete. Man sprach weder diesen noch den folgenden Tag von ihm. Als Guglielmo aber auch am

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