Italienische Novellen, Band 3
aus Dummheit, ging nach Hause und dünkte sich Cäsar zu sein auf dem Kapitol.
Manche waren bei Tonio geblieben, welcher voll Schmerzen, ganz blau geschlagen, zerrissen, zerzaust und beschmiert sich aufrichtete. Man fragte ihn: »Was ist es? Was fehlte denn? Was sollte das? Was hast du ihm getan?«
Er krümmte sich zusammen wie ein Tölpel, sah diesen und jenen an und sagte: »Möchtet ihr es wissen?« Einer sagte: »Du wirst ihm einen Spuk gespielt oder eine Schmach angetan haben.«
Tonio antwortete: »Nein, beim heiligen Gott! Zwickt mich mit glühenden Zangen, wenn ich etwas mit ihm zu tun gehabt habe! Er sagte, weiß Gott was, von Tänzen, von Namen, anständigem Betragen, man sollte mich schinden; dann fing er an Äpfel zu schütteln, wie ihr gesehen habt. Er hat es aber ganz listig darauf angelegt, den ersten Schlag nach den Beinen zu führen, so daß ich umpurzeln mußte; denn wäre ich aufrecht geblieben, so hätte er nicht so lange mit seiner Kelle hantiert, er hätte schon seinen Mann gefunden; zuerst hätte ich mich geschützt durch eine Parade in der Quinte, hätte ihn dann unter mich gebracht, an der Brust gezerrt und an der Gurgel, so daß er, weiß der Himmel!, schwarzblau geworden wäre wie eine Tollkirsche. Aber was konnte ich anfangen? Ich stürzte bewußtlos zu Boden, und damit gute Nacht! Wer kann sich hüten vor Verrat? Aber ich will ihn zur Rechenschaft ziehen, und stünde er auch höher als der Montecavallo! Unser Bürgermeister ist gerecht, und er soll die Sache richten!«
So beschimpft ging er hinkend, ohne weiter die Bude zu öffnen, nach dem Gerichtshause und rief immer: »Zum Bürgermeister! Zum Bürgermeister!«
Einige, welche mit Tonio befreundet waren, versuchten mit Worten und Taten alles, um ihn zu beschwichtigen; sie redeten ihm eindringlich zu, er müsse sich vorerst salben und Speck zu sich nehmen, auch in Erfahrung bringen, wie und warum er auf diese Weise zugerichtet worden sei. Der eine nahm ihn bei den Armen, der andere am Kleide, so daß er nach Hause kam und wußte nicht wie. Andere liefen zu Cecco und sagten ihm, daß Tonio willens sei, sich an den Bürgermeister zu wenden. Cecco lachte laut auf und rief: »Er soll hingehen, er soll hingehen; ich werde kommen und mich verteidigen. Ich hätte ihn sollen prügeln, bis er ausgeschnauft hätte! Wißt ihr denn, welche Schmach er mir angetan hat?«
Hier erzählte er denn die ganze Geschichte mit dem Balle und daß jener ihm nicht aufmachen wollte und von der ganzen Mißhandlung durch Worte, Taten und Drohungen.
»Und das alles«, setzte er hinzu, »nachdem er gefragt, wer ich sei, und ich es ihm gesagt hatte, so daß er also mir geradezu diese Schmach antun wollte; und er kann sich nicht ausreden, ich habe Moscione zum Zeugen.«
Darauf sagten sie: »Wenn es so ist, so habt Ihr tausend Gründe.«
Sie kehrten um, gingen zu Tonio und sprachen: »Du hast unrecht, da du dich so aufgeführt hast; darum trag dein Leid in Frieden!«
Tonio wollte vergehen vor Zorn, schwur, es sei alles nicht wahr, der Ball und der Streit, rief seine Diener herzu und fragte: »Wo habe ich heute nacht geschlafen?«
Alle sagten: »Zu Hause, das läßt sich beweisen.«
Die Verwunderung ist groß. Man läuft zu Cecco und sagt ihm, wie die Sache stehe. Cecco wollte sich den Kopf an die Wand schlagen und schreit: »Kommt zu Moscione, da werdet ihr den Hergang hören!«
Sie gehen zu Moscione, man sucht da, stöbert dort, Moscione aber findet sich nicht. Sie gehen an jenes Haus in der Vorstadt und fragen in der Nachbarschaft, ob eine Festlichkeit in der letzten Nacht hier stattgefunden habe. Die Antwort lautet: keineswegs, übrigens haben sie sehr wohl pochen und die Leute auf der Straße rufen gehört, und weiter wissen sie nicht. Nun beginnt ein Argwohn aufzutauchen gegen den trefflichen Moscione: man sucht und sucht wieder nach ihm, und so erfuhr man, daß er hinweggeritten sei, und das war er in der Tat; denn sobald er vernommen, daß Tonio sein Teil erhalten hatte, war er ganz heiter davongereist in Rücksicht auf den ersten Grimm, der aufwallen möchte. Nun leiteten es die Freunde ein, daß Cecco sich zu Tonio verfügte, um sich auszusöhnen; nachdem alles erzählt war, merkte Tonio, der sich seiner Mißhandlung Mosciones wohl bewußt war, wie die Sache stand, und sprach: »Mir scheint die Sache so und so zusammenzuhängen.«
Alles stimmt bei und wundert sich. Cecco wollte hinlaufen, um Moscione entzweizuschlagen, aber man hielt ihn auf, und
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