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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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blassen Farben spannte sich ein Regenbogen über die Stadt, ergoss sich aus den tief hängenden grauen Wolken, um im Dunst über dem Tiber zu verschwinden. Diana trat auf den schmalen Balkon hinaus und ließ die Fingerspitzen leicht über das nasse Eisengeländer spazieren.
    Lord Edward gesellte sich zu ihr. „Ich weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal einen Regenbogen gesehen habe“, wunderte er sich. „Ich würde sagen, dass das ein Zeichen ist, Mylady. Ich treffe Sie, und die Wolken verschwinden. Sie lächeln mich an, und ein Regenbogen spannt sich über den Himmel.“
    Diana lehnte sich über das Geländer und beobachtete eine offene Kutsche, die unten auf der Straße vorbeifuhr. Die Insassen mussten dem Versprechen des Regenbogens vertraut haben, denn sie hatten nichts als smaragdgrüne Sonnenschirme zu ihrem Schutz bei sich. Es waren drei schöne, lachende Frauen. Ihr glänzendes schwarzes Haar war zu Hochfrisuren aufgesteckt, auf denen erlesene Strohhüte wippten. Ihre Kleider waren tief ausgeschnitten und eng geschnürt, um die üppigen Busen zu betonen. Die Röcke schienen die ganze Kutsche auszufüllen, Yards über Yards von sich bauschender glänzender Seide. Als die Kutsche auf ihren rot bemalten Rädern vorbeirollte, wehten die Quasten auf den Sonnenschirmen und die Bänder an den Hüten der Damen fröhlich im Wind.
    „Es ist bedauerlich, dass eine Dame wie Sie sich eine solche Zurschaustellung ansehen muss“, meinte Lord Edward ehrlich empört. „Ein Haufen angemalter fille de l’opera!“
    „Das ist aber Französisch.“ Diana wusste genau, was er meinte. Dass diese Frauen Huren waren. „Und sie sind Italienerinnen.“
    „Nun, ja“, gab Lord Edward widerwillig zu. „Es genügt zu sagen, dass es ordinäre Frauen von der Bühne sind.“
    „Aber stimmt es denn nicht, dass es Frauen generell verboten ist, auf einer römischen Bühne aufzutreten?“, fragte sie und wiederholte damit, was sie vom Besitzer ihrer Herberge erfahren hatte. „Dass alle weiblichen Rollen in der Oper von Männern gespielt werden?“
    „Ja, ja, das ist schon wahr“, antwortete Lord Edward und räusperte sich verstimmt, als fühlte er sich ertappt. „Sie zwingen mich, offen zu sein, Mylady. Diese Frauen sind wahrscheinlich die Mätressen reicher Männer und deshalb nicht wert, von Ihnen beachtet zu werden.“
    Eigentlich waren es gar nicht die Frauen, die Dianas Blick so sehr auf sich zogen, sondern der Mann, der lässig zurückgelehnt zwischen all den Röcken und Bändern saß. Und sie fragte sich voller Neugier, ob er sich wie ein Sultan alle drei Frauen als Geliebte hielt.
    Der Mann saß auf dem Mittelsitz, die Arme nonchalant um die Schultern zweier Frauen gelegt, die langen Beine gekreuzt auf den gegenüberliegenden Sitz gestützt. Er sah gut aus, und seine weißen Zähne blitzten, als er mit den Frauen lachte und scherzte. Sein langes dunkles Haar war im Nacken mit einem roten Seidenband nachlässig zusammengefasst, das er von einem der Hüte stibitzt haben mochte. Alles an diesem Mann kam Diana sorglos und leicht, sogar leichtsinnig vor, und er war alles andere als englisch.
    „Werden Sie uns morgen eine Kutsche wie diese besorgen, Lord Edward?“, fragte sie. „Eine mit roten Rädern und Glöckchen, mit Bändern und Blumen in den Mähnen der Pferde?“
    Missbilligend schüttelte Lord Edward den Kopf. „Ich achte Sie viel zu sehr, um dergleichen zu tun.“
    „Ach ja?“, erwiderte Diana gedehnt. „Dabei sieht es doch sehr lustig aus, finde ich.“
    „Skandalös. Und dann noch mit diesem Pack.“ Entschlossen, sie von diesem anrüchigen Anblick zu erlösen, fasste er sie leicht beim Ellbogen. „Kommen Sie, Lady Diana. Besudeln Sie sich nicht, indem Sie denen dort unten weiterhin Ihre Aufmerksamkeit schenken.“
    Er wandte sich ab, um zu den anderen zurückzukehren. Diana zögerte und warf einen letzten Blick auf die fröhlich geschmückte Kutsche. Dabei musste eine Bewegung ihrer Röcke den Blick des dunkelhaarigen Mannes auf sich gezogen haben. Er drehte sich um und sah zu ihr herauf. Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke. Unter den dunklen Brauen und Wimpern waren seine Augen erstaunlich hell. Er führte zwei Finger an die Lippen und winkte dann zu ihrem Balkon hinauf. Es war eine elegante und zugleich verführerische Geste. Er lächelte nicht dabei. Er brauchte es nicht. Der Kuss, den er ihr zuwarf, genügte.
    „Lady Diana?“ Ungeduldig berührte Lord Edward ihren Arm. „Wollen wir uns nicht

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