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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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nicht zu zähe, daß man dich nicht schmoren könnte. Sei vernünftig, Jude, und sprich nach, was ich sage: Ave Maria!«
    »Nein! keine Entweihung, toller Priester!« sagte Locksley. »Latz uns lieber wissen, wo du diesen Gefangenen aufgegabelt hast.«
    »Beim heiligen Dunstan!« sagte der Mönch. »Dort, wo ich nach besserm Funde suchte. In den Keller bin ich gestiegen, weil ich hatte retten wollen, was unten ist. Ein Becher gebrannten Weines mit Gewürz ist zwar der Abendtrunk eines Kaisers, mir aber erschien es unnütz, daß so viel Wein auf einmal verbrannt werden sollte, und ich ergriff einen Schlauch mit Sekt und wollte noch mehr von der Sorte suchen, da entdeckte ich eine stark versicherte Tür. Aha, dachte ich: hier haben wir erst den richtigen auserlesenen Wein, und der Schelm von Kellermeister, den wir gerade gestört haben, hat den Schlüssel stecken lassen. Ich eile hinein und finde nichts wie verrostete Ketten und diesen Hund von einem Juden, der sich mir ohne weiteres auf Gnade oder Ungnade ergeben hat. Durch einen schäumenden Becher Sekt habe ich ihn erst ein wenig auf die Beine gebracht. Eben wollte ich meinen Gefangenen wegschleppen, da gab es einen furchtbaren Krach, ein Turm stürzte ein und der Ausweg war uns verschüttet, wir hörten das Donnergepolter, ich gab jeden Gedanken an das Leben auf, und da ich es für eine Unehre hielt, mit einem Juden zusammen ins Jenseits einzuziehen, so erhob ich meinen Streitknüttel und wollte ihm schon den Schädel einschlagen, aber sein graues Haar dauerte mich, und ich hielt es für christlicher, meine geistlichen Waffen an ihm zu erproben. So versuchte ich, ihn zu bekehren. Es gelang, der Same fiel auf fruchtbares Land. Aber der Kopf ist mir ganz wüst von dem vielen Reden über die Mysterien – denn die paar Schluck Sekt haben nichts zu sagen, und so war ich völlig erschöpft, als mich Gilbert und Willibald fanden – sie wissen, in was für einer Verfassung.«
    »Das können wir bestätigen,« sagte Gilbert. »Denn wie wir die Trümmer weggeräumt und die Kellertreppe entdeckt hatten, da war der Schlauch Sekt halb leer, der Jude halb tot und der Mönch – wie er es nennt – völlig erschöpft.«
    »Ihr Schelme lügt!« rief der beleidigte Mönch. »Ihr gierigen Schufte habt den Sekt ausgesoffen und habt gesagt, das wäre ein feiner Frühtrunk. Ich will ein Heide sein, wenn ich ihn nicht für die Kehle des Hauptmannes aufgespart hatte. Aber was machts? Der Jude ist bekehrt.«
    »Ist es wahr, Jude,« fragte Locksley, »hast du von deinem Unglauben gelassen?«
    »Kein Sterbenswort weiß ich von alledem,« antwortete Isaak, »was der ehrwürdige Prälat mir vorgegröhlt hat in dieser entsetzlichen Nacht. Ich war so von Sinnen vor Furcht, Schmerzen und Herzeleid daß der heilige Abraham selber, wenn er wäre gekommen, mir Lehren zu geben, gepredigt hätte tauben Ohren.«
    »Jude, du lügst! Und das weißt du recht gut!« rief der Mönch. »Ich will dich nur daran erinnern, daß du versprochen hast, all dein Gut der heiligen Kirche zu vermachen.«
    »So wahr ich baue auf den Trost der Verheißung,« sagte Isaak in größerer Unruhe als zuvor, »solche Worte sind nimmer gekommen über meine Lippen. Ich bin ein armer alter Mann, auch kinderlos nun, wie ich fürchte, ich bitte euch, laßt mich meines Weges gehen.«
    »Was soll ich dir erst sagen,« sprach der Hauptmann, »daß dein Volk verflucht ist bei allen Christen und daß wir nicht lange deine Anwesenheit ertragen können. Denke daher daran, was du uns als Lösegeld bietest, inzwischen will ich einen Gefangenen anderer Art vernehmen.«
    »Sind von Front-de-Boeufs Leuten viele gefangen genommen worden?« fragte der schwarze Ritter.
    »Nicht der Rede wert,« erwiderte der Hauptmann. »Von den paar elenden Kerlen können wir kein Lösegeld fordern, es ist auch schon ohnehin für Rache und Gewinn genug geschehen, der Rest ist keinen Heller wert. Der Gefangene, von dem ich rede, ist eine bessere Beute – ein lustiger Mönch, der eben, wie mir scheint, zu seinem Liebchen unterwegs war, wenn man nach seinem prachtvollen Anzug und Sattelzeug schließen soll. Hier kommt der würdige Prälat – er stolziert daher wie ein Pfauhahn.«
    Von zwei Yeomen bewacht, erschien jetzt unser alter Freund der Prior Aymer von Iorlvaux, vor dem Waldesthrone des Hauptmanns der Geächteten. Die Miene des gefangenen Abtes war eine komische Mischung von beleidigtem Stolz, gekränkter Eitelkeit, zerzauster Toilette und Furcht um sein

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