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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Horn tragen, weil sie am besten blasen kann. Und da nu die Narrheit das Horn hat, so mag sich die Tapferkeit erheben und die Mähne schütteln, denn wenn ich mich nicht irre, so steckt da im Dickicht eine Bande, die uns auflauert.«
    »Warum glaubst du das?« fragte der Ritter.
    »Schon 'n paarmal habe ich eine Sturmhaube durch das Grün schimmern sehen. Wärens ehrliche Leute, so hielten sie sich auf geradem Wege.«
    »Meiner Treu,« sagte der Ritter, »ich glaube, du hast recht.«
    Im selben Augenblick flogen ihm aus dem verdächtigen Dickicht drei Pfeile gegen Haupt und Brust, von denen ihm einer gewiß ins Gehirn gedrungen wäre, hätte ihn nicht sein Visier aufgehalten. Die beiden anderen prallten an seinem Brustharnisch ab und an dem Schild, den er um den Nacken trug. Etwa ein halbes Dutzend Bewaffneter rannte ihm entgegen. Drei Lanzen trafen ihn und zersplitterten wie an einem Turm von Stahl. Selbst durch die Öffnung des Visiers sprühten die Augen des schwarzen Ritters Feuer. Mit unbeschreiblicher Majestät erhob er sich im Sattel und rief: »Was soll das heißen, Ihr Burschen?«
    Die Männer antworteten ihm nicht, sie griffen ihn von allen Seiten an mit dem Rufe: »Stirb, Tyrann!«
    »Ha! heiliger Georg! Ha! heiliger Eduard!« rief der schwarze Ritter und streckte mit jedem Ruf einen Mann zu Boden. »Haben wir hier Verräter?«
    So tollkühn auch die Angreifer waren, sie wichen doch vor dem Arme zurück, der mit jedem Streiche den Tod gab, und schon schien es, als würde das Entsetzen, das von diesem einzigen ausging, den Sieg über alle diese Buben davontragen, da stürzte ein Ritter in blauer Rüstung, der sich bisher zurückgehalten hatte, mit der Lanze hervor und zielte nicht nach dem Ritter, sondern nach seinem Pferde, das edle Tier tödlich verwundend.
    »Das war ein Schurkenstück!« rief der schwarze Ritter, als das Roß stürzte und seinen Reiter mit sich riß. An diesem Augenblick stieß Wamba laut ins Horn, denn der Überfall war bisher so blitzschnell verlaufen, daß er bis jetzt nicht Zeit dazu gefunden hatte.
    Der unerwartete Schall jagte den Mördern einen solchen Schreck ein, daß sie noch einmal zurückwichen, indes Wamba trotz seiner unvollkommenen Bewaffnung ohne Zaudern dem Ritter auf die Beine half.
    »Schämt Euch, ihr feigen Memmen!« rief der blaue Ritter aus. »Reißt Ihr schon vor dem leeren Schall eines Hornes aus, das ein Narr bläst?«
    Von neuem fielen sie den Ritter an, dem nun nichts weiter übrig blieb, als sich mit dem Rücken an einen Baum zu lehnen und sich mit dem Schwerte zu verteidigen.
    Der blaue Ritter wartete einen Augenblick ab, wo sein Gegner hart bedrängt war, und galoppierte heran, um ihn mit der Lanze an den Baum zu nageln. Aber Wamba vereitelte sein Vorhaben. Durch Gewandtheit ersetzte der Narr, was ihm an Kraft fehlte, und da die Bande es auf den schwarzen Ritter abgesehen hatte, so wurde der Narr fast gar nicht beachtet. Er hielt nun den drohenden Ansturm des blauen Ritters ab, indem er dessen Pferde mit seinem krummen Säbel die Knie zerschnitt. Roß und Reiter stürzten, dennoch war der Schwarze in der größten Bedrängnis, da ihm mehrere bis an die Zähne bewaffnete Kerle hart zusetzten und ihn die Kräfte zu verlassen drohten. Da streckte plötzlich ein Pfeil mit den Federn einer wilden Gans den furchtbarsten der Angreifer zu Boden. Gleichzeitig brach, von Locksley und dem lustigen Mönch geführt, eine Schar Yeomen aus dem Walde hervor, und binnen kurzem waren die Feinde vernichtet und lagen teils tot, teils verwundet am Boden. Der schwarze Ritter dankte seinen Helfern mit einer Hoheit, die sie in seinem Wesen bisher nicht gefunden hatten.
    »Es liegt mir viel daran,« sagte er dann, zu wissen, wer meine unberufenen Feinde sind. »Wamba, öffne dem blauen Ritter das Visier. Er scheint der Anführer zu sein.«
    Wamba tat, wie ihm geheißen, und der schwarze Ritter sah graue Locken und ein Antlitz, das er nicht unter solchen Umständen zu schauen erwartet hatte. »Waldemar Fitzurse!« rief er. »Was hat einen Mann Euern Ranges – was hat Euch, der Ihr Euch sonst so würdig betruget, zu einer so schändlichen Tat bewegen können? – Tretet beiseite, Ihr Herren, ich muß allein mit diesem Manne reden. – Nun, Waldemar Fitzurse, sprecht die Wahrheit! Wer hat Euch zu dieser verräterischen Tat abgesandt?«
    »Euers Vaters Sohn,« antwortete Waldemar, »der damit Euern Ungehorsam gegen Euern Vater hat strafen wollen.«
    Richards Augen glühten vor Zorn,

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