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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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hat, wie die, so jetzt um ihn stehen.«
    »Ich zweifle nicht daran, tapfrer Mann,« erwiderte Wilfried, »weil du darunter bist. Doch was bedeuten diese Spuren von Tod und Gefahr, die Erschlagenen und die blutige Rüstung meines Königs?«
    »Das war Verrat, Ivanhoe,« sprach Richard: »doch, Dank sei den braven Männern, er hat seinen Lohn gefunden. Aber jetzt fällt mir ein, daß du selbst ein Verräter bist, ein sehr ungehorsamer Verräter,« fuhr er lächelnd fort; »denn lautete nicht Unser ausdrücklicher Befehl, daß du in St. Botolphs Abtei bleiben solltest, bis deine Wunde völlig geheilt?«
    »Sie ist geheilt,« sagte Ivanhoe; »und nur noch unbedeutend, wie der Stich einer Haarnadel. Aber, mein edler Fürst, warum ängstigt Ihr die Herzen Eurer treuen Untertanen, indem Ihr Euer Leben auf einsamen Reisen und wilden Abenteuern aussetzt, als hätte es nicht mehr Wert, als das eines irrenden Ritters, der auf Erden nichts hat, wie Lanze und Schwert?«
    »Richard Plantagenet,« antwortete der König, »begehrt nicht mehr Ruhm, als ihm seine gute Lanze und sein Schwert verschaffen können, und ist stolzer auf ein Abenteuer, das er mit seinem guten Arm und seinem guten Schwert bestanden hat, als auf ein Heer von Hunderttausenden, das er zur Schlacht führt.«
    »Aber Euer Königreich, Herr,« sprach Ivanhoe, »dem Bürgerkrieg und Auflösung drohen, Eure Untertanen, die jedem Unglück preisgegeben sind, wenn sie ihren König in solchen Gefahren verlieren, in die Ihr Euch täglich zu Euerm Vergnügen stürzt, und denen Ihr eben mit Not entkommen seid.«
    »Mein Königreich und meine Untertanen?« antwortete Richard ungeduldig. »Ich sage dir, Herr Wilfried, die besten unter ihnen üben ärgere Torheiten aus, als ich; – zum Beispiel hier mein treuer Diener Wilfried von Ivanhoe, der meinen bestimmten Befehlen nicht gehorcht, und doch seinem Könige eine Predigt hält, weil er nicht nach seiner Meinung handelt. Welcher von uns beiden hat die meiste Ursache, dem andern Vorwürfe zu machen? Doch vergib mir, mein treuer Wilfried. Die Zeit, die ich in der Verborgenheit zubringen muß, ist, wie ich dir schon zu Sankt Botolph sagte, notwendig, um meinen Freunden und treuen Edelleuten Zeit zur Sammlung ihrer Kräfte zu lassen, damit er, wenn Richards Rückkehr angekündigt wird, an der Spitze einer Macht steht, die den Feinden Schrecken einflößen und jede Verräterei unterdrücken kann, ohne das Schwert zu ziehen. Estoteville und Bohun werden nicht stark genug sein, um in vierundzwanzig Stunden nach York vorzurücken. Ich muß von Salisbury im Süden, von Beauchamp, von Warwickshire und von Multon und Percy im Norden Nachricht haben. Der Kanzler muß sich Londons bemächtigen. – Meine plötzliche Erscheinung würde mich Gefahren aussetzen, denen meine Lanze und mein Schwert nicht gewachsen wären, obgleich ich durch den Bogen des braven Robin unterstützt bin, sowie durch Bruder Tucks Streitaxt und das Horn des weisen Wamba.«
    Wilfried verbeugte sich unterwürfig, wohl wissend, daß es vergebens wäre, mit dem wilden ritterlichen Geiste zu streiten, der seinen Herrn oft zu Gefahren fortriß, die er leicht vermeiden konnte, oder besser gesagt, die er unverzeihlicherweise aufsuchte.
    Wilfried seufzte und schwieg, während König Richard, zufrieden, seinen Ratgeber zum Schweigen gebracht zu haben, obgleich er im Herzen fühlte, daß jener recht hatte, eine Unterhaltung mit Robin Hood anknüpfte. »König der Geächteten,« fragte er, »hast du deinem Bruder König keine Erfrischung anzubieten? denn diese toten Schelme haben mir Arbeit und Appetit gemacht.«
    »Wahrhaftig!« rief Robin, »ich verschmähe es. Eure Majestät zu täuschen, unser Vorrat enthält hauptsächlich –« er stockte und wurde verlegen. »Wildbret? wie ich glaube,« fiel Richard fröhlich ein; »nun, eine bessere Speise für den Hunger gibt es nicht, und wenn ein König nicht zuhause bleiben und selbst sein Wild schießen will, so darf er auch nichts sagen, wenn er es von fremder Hand erlegt findet.«
    »Wenn Eure Majestät noch einmal einen von Robin Hoods Sammelplätzen mit Dero Gegenwart beehren wollen, so soll es an Wildbret nicht fehlen, auch ein Trunk Bier und ein Becher voll gutem Wein wird zu Befehl stehen.«
    Der Geächtete zeigte nun dem heitern König den Weg, und Richard war über dieses unerwartete Zusammentreffen mit Robin Hood und seinen Waldgesellen glücklicher als in seiner Königsrolle, wenn er sich als der erste unter einem

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