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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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vornehmen Kreis von Edlen und Pairs befunden hätte. Stets neue Gesellschaft und Abenteuer waren die Würze des Lebens für den löwenherzigen Richard, und sein größtes Glück war, Gefahren zu begegnen und zu überwinden. In Löwenherz war die glänzende, aber nutzlose Tätigkeit eines romantischen Ritters verwirklicht und der persönliche Ruhm, den er durch seine eignen Waffentaten erwarb, war seiner überspannten Einbildungskraft teurer, als der, den er sich durch eine weise Regierung erworben hätte. Er glich einem glänzenden Meteor, das schnell am Himmel hinzieht und ein unnützes und furchtbares Licht verbreitet, das plötzlich durch die tiefste Dunkelheit verschlungen wird. Seine Rittertaten gaben den Minnesängern und Harfenspielern Stoff zu Romanzen, verschafften aber seinem Lande keine bleibenden Vorteile, bei denen die Geschichte gern verweilt und sie der Nachwelt als Beispiel erzählt. In seiner gegenwärtigen Gesellschaft erschien Richard im besten Licht. Er war heiter, guter Laune und liebte die Mannheit, wo er sie fand. Unter einem großen Eichbaum wurde eilig das ländliche Mahl für den König von England bereitet: Männer, die von der Regierung geächtet waren, bildeten jetzt seinen Hofstaat und seine Leibwache. Als die Flasche herumging, verloren die rauhen Gesellen allmählich ihre Furcht vor der Gegenwart des Königs: Sang und Scherze wurden gewechselt, frühere Taten erzählt, und während sie sich ihrer glücklichen Gesetzlosigkeit rühmten, verloren sie zuletzt ganz und gar das Bewußtsein, daß sie in Gegenwart des natürlichen Schirmvogts der Gesetze redeten. Der lustige König, der seine Würde nicht mehr achtete als die Gesellschaft, lachte, trank und scherzte. Der verständige Robin Hood dagegen wünschte, daß das Mahl beendigt werde, ehe sich etwas zutragen könnte, was es stören würde, um so mehr, da er gewahrte, daß Ivanhoes Stirn von Sorgen bewölkt war. »Die Gegenwart unsers tapfern Königs macht uns viel Ehre,« sagte er beiseite zum Baron, »aber ich wollte doch, daß er sparsamer mit der Zeit umginge, die wegen der Verhältnisse des Königsreichs so kostbar ist.«
    »Das ist gut und weise gesprochen, braver Robin Hood,« sagte der Ritter; »wisse überdem, daß die, die mit dem König scherzen, doch immer mit den Mähnen des Löwen spielen, der, sobald er gereizt wird, Klauen und Zähne zeigt.«
    »Ihr habt die wahre Ursache meiner Besorgnis berührt,« sagte der Geächtete; »meine Leute sind roh von Natur und durch ihr Gewerbe, der König ist ebenso jähzornig als gutmütig, wie bald kann sich eine Ursache zum Streit finden, und wie hitzig könnte dieser werden? – Es ist darum Zeit, daß das Mahl aufgehoben wird.«
    »Ihr müßt das einleiten, braver Yeoman,« sagte Ivanhoe; »denn jeder Wink, den ich ihm gebe, scheint das Mahl zu verlängern.«
    »Muß ich denn schon so schnell die Gunst und Verzeihung meines Monarchen in Anspruch nehmen?« sagte Robin Hood und schwieg einen Augenblick; »aber beim heiligen Christoph! ich muß es tun. Ich wäre seiner Gnade unwürdig, wenn ich für sein Bestes nichts wagen wollte. Scathlock, geh hinter jenes Gebüsch und blase eine normannische Weise auf deinem Horn; tue es sogleich, bei Gefahr deines Lebens.«
    Scathlock gehorchte seinem Hauptmann und in weniger als fünf Minuten wurden die Schmausenden durch den Schall eines Hornes auf die Beine gebracht.
    »Das ist Malvoisins Horn,« sprach der Müller aufspringend und seinen Bogen ergreifend. Wamba hielt mitten in einem Scherz inne und ergriff Schild und Schwert. Der Mönch ließ die Flasche fallen und nahm seinen Kampfknüppel zur Hand. Alle andern ergriffen ihre Waffen. Männer, deren Leben der Zufall bestimmt, vertauschen schnell den Schmaus mit der Schlacht, und dieser Wechsel war für Richard eine Erhöhung seines Vergnügens; er rief nach seinem Helm und den abgelegten schweren Teilen seiner Rüstung, und während Gurth sie ihm anlegte, befahl er bei seiner höchsten Ungnade, daß sich Wilfried fern vom Kampfe halte, der, wie er glaubte, stattfinden sollte.
    »Du hast hundertmal für mich gefochten, Wilfried, und ich habe zugesehen. Heute sollst du zusehen, wie Richard für seinen Freund und Untertan fechten wird.«
    Unterdessen hatte Robin mehrere seiner Anhänger in verschiedenen Richtungen ausgesandt, als sollten sie den Feind suchen, und als er sah, daß die Gesellschaft aufgebrochen war, näherte er sich dem Könige, der vollständig gewappnet war, und sich auf ein Knie

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