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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Sie nimmt meinen Kopf in ihre Hände. «Bist du dir sicher, dass Roni die Richtige für dich ist?»
    «Magst du sie nicht?»
    «Doch, sie ist eine tolle junge Frau. Ich frage nur wegen unserer Scheidung. Dir soll es in dreißig Jahren nicht wie uns gehen.»
    «Ich bin mir sicher, dass Roni die Richtige für mich ist, Mama. Aber warum bist du dir eigentlich so sicher, dass Papa nicht der Richtige für dich ist?»
    Sie schaut mich an, als habe sie gerade erst gemerkt, dass ich kein Kind mehr bin. In dem Moment kommt Regina über den Rasen und setzt sich zu uns.
    «Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.»
    Meine Mutter schluckt kurz und dreht sich dann zu ihr.
    «Zuerst die schlechte.»
    «Die Juroren kommen erst morgen.»
    «Aber vormittags heiraten wir», gebe ich zu bedenken. Dass wir die Blumen abends für die Tischdeko brauchen, lasse ich mal unerwähnt.
    «Ich muss nur da sein, wenn sie kommen, falls sie irgendwelche Fragen zum Garten haben.» Ihre Augen bekommen einen etwas entrückten Ausdruck. Den kenne ich von Roni, wenn sie von ihrem Brauerei-Job spricht.
    «Und die gute Nachricht?»
    «Der Priester hat eine ganz tolle Rede geschrieben, nicht so einen Standard-Kram, hat er gesagt. Ja, meine Fleischpflanzerl haben noch jeden Mann zum Reden gebracht.»
    «Darf ich die Rede mal lesen?»
    «Natürlich nicht. Das soll doch eine Überraschung sein.»
    Bevor ich Regina erklären kann, dass sie sich hat einwickeln lassen, klingelt mein Telefon.
    «Ich kümmere mich um die Rede», sagt meine Mutter. «Geh ruhig ran.»
    Es ist Jan. Seine Stimme zittert.
    «Nunja hatte einen Unfall.»
    Ich schaue zu Roni hinüber. Sie ist ins Gespräch mit Mike vertieft. Als sie meinen Blick spürt, dreht sie sich um und winkt. Ich winke zurück, zwinge mich, ebenfalls zu lächeln.
    «Sie hat die letzten Nächte durchgearbeitet, um das Kleid fertig zu kriegen. Vor eine Stunde ist sie losgefahren. Auf der Autobahn hat ein Besoffener sie überholt. Er ist ins Schleudern geraten, sein Wagen hat sich quer gestellt, und Nunja ist voll in ihn reingekracht.»
    Roni sitzt inmitten meiner Familie und lacht.
    «Wie geht es ihr?»
    Jan schnaubt. «Sie hat Glück gehabt. Wenn man das so sagen kann: Schleudertrauma und ein paar Prellungen. Ich habe eben mit ihr gesprochen. Sie wirkte völlig durcheinander und machte sich die ganze Zeit Sorgen um ihr Dekolleté: Der Gurt hat zwei fette Bluterguss-Streifen hinterlassen, sagt sie. Ich bin jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus. O Mann, sie ist dem Typen mit bestimmt 100 Sachen in die Seite gekracht. Der Panda hat Totalschaden.»
    Ich wage kaum zu atmen. Roni hat offenbar gemerkt, dass etwas nicht stimmt, und schaut fragend zu mir herüber.
    «Was ist mit dem Kleid?», frage ich.
    «Keine Ahnung. Der Wagen ist auf dem Schrottplatz. – Bist du noch dran?»
    Ja, ich bin noch dran. Aber irgendwie auch nicht. Wie soll ich Roni bloß beibringen, dass ihre Trauzeugin und Brautkleidschneiderin im Krankenhaus liegt? Und wie sollen wir ohne das Hochzeitskleid heiraten? Das Ganze wächst mir allmählich über den Kopf.
    «Waschtl?», fragt Jan.
    Ich reiße mich zusammen.
    «In welchem Krankenhaus liegt sie?»
    «In Fürstenfeldbruck.»
    «Ich komme.»
    «Aber ihr habt doch heute die große Familienzusammenführung.»
    «Die kommen auch allein zusammen.» Ich lege auf.
    Jetzt kann mir nur einer helfen: Jochen. Der steht zwar vor dem ersten Karrieresprung seines Lebens, aber er wollte ja unbedingt Trauzeuge sein. Ich rufe ihn an. Sein Handy ist aus. Ich nehme Bea zur Seite und erkläre ihr die Lage. Sie sagt, sie könne Jochen auch nicht erreichen, der sitze den ganzen Tag im großen Meeting. Der Geschäftsführer von DDT sei persönlich aus Amerika gekommen, um sich Jochens Präsentation anzusehen. «Da kann jetzt niemand reinplatzen.»
    «Bea, bitte. Ich weiß, wenn man in einer Agentur arbeitet, scheint Werbung das Wichtigste zu sein im Leben, aber hier geht es um meine Hochzeit. Und du hast so viel organisiert – das kann doch jetzt nicht alles für die Katz gewesen sein.»
    Bea überlegt einen Moment. Dann gibt sie mir die Handynummer der Assistentin des Agentur-Chefs. Ich soll sie anrufen, mich als Klaus-Markus Mosel ausgeben, der sei der Assistent des Vorstandssprechers der Bank, und behaupten, ich hätte wichtige Informationen für Jochen zu dem morgigen Pitch.
    «Danke, Bea. Sehe ich dich morgen?»
    «Worauf du dich verlassen kannst.»
    Ich lege auf und wähle. Roni schaut mich wieder fragend an,

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