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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Darin sehe ich aus wie ein Banker, ein Clown oder ein Koksdealer. Alles nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte. Das lilafarbene passt einfach am besten zu meinem Typ.
    «Was hältst du von Samt?», säuselt Roberta und öffnet die zweite Flasche Prosecco.
    «Finde ich geil!», rutscht mir heraus.
    «Das wollte ich hören!»
    Nach der dritten Flasche habe ich nicht nur einen Schwips, sondern auch den Hochzeitsanzug: Jackett und Hose aus blassem, fliederfarbenem Samt, dazu ein Hemd passend zu Ronis Kleid, mit klassischen goldenen Manschettenknöpfen. Als Krönung oder besser Fundament des ganzen: dunkelblaue Schuhe.
    «Gürtel?»
    «Brauchst du nicht.»
    «Krawatte?»
    Roberta verschwindet und kommt mit einer dunkelblauen Krawatte wieder. Sie schimmert ein wenig. Als ich genauer hinschaue, erkenne ich ein Muster. In einem Blauton, der sich nur Nuancen von dem der Krawatte abhebt, sind viele kleine «R» nebeneinander gedruckt. Eigentlich trage ich keine Krawatten – zu eng am Hals –, aber diese ist wirklich schön.
    «Meine Abschlussarbeit bei Vivienne Westwood», sagt Roberta leise. «R – wie Roberta.»
    «Aber die kann ich unmöglich annehmen!»
    «Du musst!»
    Ach, es gibt doch noch wahre Samariter in der Modebranche! Artig bedanke ich mich und verspreche, mir ihre Abschlusssarbeit nicht im Suff um den Kopf zu binden. Als ich mich James in voller Montur präsentiere, meint er: «I like your style! You look like the perfect Ehemann.» Dann wirft er einen Blick auf die Krawatte: «Great! Du hast sogar eine Leine.»

HOGLBUACHAN
    (hochdeutsch: Hart im Nehmen)
    In den vergangenen Tagen ist das Wetter für uns vom Smalltalk-Thema zu einem entscheidenden Faktor avanciert: Bei schönem Wetter wollen wir standesamtlich in Reginas Garten heiraten. Dann soll es einen kurzen Sektempfang geben und im Anschluss die kirchliche Trauung.
    Jetzt sitzen wir beim so genannten gemütlichen Beisammensein in Reginas Paradies. Die Ableger aus Texas haben sich hervorragend eingefügt, Urs hat sie alle mit kleinen, handbemalten Schildern versehen. Rund um das Haus spenden Farne aus der Kreidezeit Schatten, der raue Bambus ist in wenigen Tagen meterhoch gewachsen, aber auch die bunte Schmuggelware aus Mexiko steht in voller Blüte.
    Etwa fünfzig Freunde, Verwandte, Trauzeugen und Brautjungfern sind schon gestern angereist, damit sie morgen ausgeruht feiern können. Regina hat vierhundert Fleischpflanzl und mehrere Kilo Kartoffelsalat gemacht. Als sie Roni den Teller hinhält, lehnt diese ab, ihr sei ein wenig übel, sagt sie.
    «Muss ich mir Sorgen machen?»
    «Nein, Mama, ist bestimmt nur die Aufregung.»
    Ich schaue, ob ich unsere Trauzeugen irgendwo sehe. Oder, besser gesagt: Ronis Trauzeugin. Jochen wird heute nicht mehr kommen. Er muss die ganze Nacht durcharbeiten und morgen früh um acht die große Bank-Präsentation halten. Habe ich per E-Mail erfahren. Von Bea. Trotzdem ist er sich sicher, dass er es pünktlich zu unserer Hochzeit schaffen wird. Ich schicke ihm eine nervöse SMS. Er antwortet nicht.
    Nunja hat die vergangenen drei Tage rund um die Uhr genäht. Sie will heute Nachmittag mit dem Brautkleid vorbeikommen und die letzten Änderungen mit Reginas Nähmaschine einarbeiten.
    Meine Familie treibt sich indessen in dem wirklich wunderhübschen Garten herum. Wäre das Szenario ein Gemälde von Matisse, es würde wahrscheinlich «Fröhliche Familie im Freien» heißen. Roni kommt auf mich zu, mit Regina im Arm, die ganz glücklich ist, dass wir hier heiraten werden. Sie ist nur ein wenig unruhig, weil die Juroren immer noch nicht da waren.
    «Hoffentlich kommen die nicht mitten in der Zeremonie.»
    Meine Mutter sitzt am anderen Ende des Gartens etwas abseits in einem Liegestuhl. Ich gehe zu ihr und hocke mich neben sie.
    «Na, mein Großer», sagt sie. «Wie fühlst du dich?»
    «Ich hoffe, dass alles gutgehen wird.»
    «Ach, die Juroren werden sich schon richtig entscheiden. Ich meine, hier wachsen Pflanzen, die als ausgestorben gelten. Da hat Urs wirklich ganze Arbeit geleistet.»
    «Ich rede von meiner Hochzeit.»
    «Ach die. Ich weiß noch, wie es war, als ich deinen Vater geheiratet habe. Da war ich mit dir im dritten Monat schwanger und wusste am Morgen der Hochzeit nicht, ob ich noch ins Kleid passe.»
    «Roni hat noch gar kein Kleid.»
    Sie legt mir den Arm um die Schultern. «Es ist schon seltsam: Es kommt mir vor, als sei es noch gar nicht lange her, dass ich mit dir schwanger war. Und jetzt heiratest du.»

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