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Jack Holborn

Jack Holborn

Titel: Jack Holborn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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ihr.
    »Runter mit dir, du großer Brandball. Verfaule und ertrinke. Komm nie wieder hoch, um die armen Seelen vor ihrer Zeit zu rösten.«
    William Hughes, der die Wache auf dem Vorderdeck übernehmen sollte, schüttelte ängstlich den Kopf. »Möchtest du uns alle in der Finsternis, Mann?«
    Aber Mister Pobjoy war wieder hineingegangen und hörte ihn nicht mehr. Also folgte ich ihm, und William Hughes bezog die Wache auf dem Vorderdeck.
    »William Hughes, Mann! Bist du da?«
    »Klar, Jarvis, ich bin da. Und es ist eine schwere, feuchte, atemlose Art von Nacht. Ich bin hier, Jarvis, aber ich wünschte, ich wär’s nicht.«
    Das war um neun Uhr in der Dunkelheit.
    »William Hughes! Bist du da, alter Freund?«
    »Hier, Mister Trumpet. Hier! An der Spitze des Vorderdecks! Hockend wie eine Kröte auf einem schwitzenden, nassen Stein. Nichts zu sehn, nichts zu hören.«
     
    Wie nahe an Mitternacht wußte keiner mehr, außer daß es einige Zeit war, bevor der heiße Wind begann …
    »William Hughes! Was tut sich? Ist was zu sehen? Es ist eine häßliche, unheimliche Nacht, und ich dachte, ich hörte etwas –«
    »Nichts rührt sich, Sam Fox. Nichts als das klebrige Dunkel. Aber warte, was ist da unten? Nein, nichts. Augen spielen einem dumme Streiche … Gute Nacht, Sam Fox – obwohl es gar keine gute Nacht ist und ich hoffe, nie wieder ihresgleichen zu sehen.«
    Dann war es – oder kurz danach –, daß der heiße Wind anfing zu wehen, der die Segel mit Seufzen und Ächzen füllte und uns durch die Finsternis trieb. Vielleicht herrschte draußen fünf Minuten lang Schreien, bevor ich sie klar hören konnte.
    »William Hughes! William Hughes! Antworte, Mann! William Hughes, wo bist du?«
    William Hughes war fort.
    Ich stürzte hinaus aufs Deck, und der heiße Wind schlug mir ins Gesicht wie eine Lohe aus der Schmiedeesse. Ich traf Mister Pobjoy, dessen panische Augen auf mich niederglitzerten.
    »Jetzt ist die Hölle los, Jack, und das ganze Schiff ist ihr zu eigen.« Er stolperte vorbei in die Kombüse, quiekend und grunzend wie ein erschrecktes Schwein. »Gott gnade Pobjoy.«
     
    Taplows Zeichen war gekommen.
    Während wir in der Flaute lagen, war die schwarze Wolke über uns gekrochen. Wir waren gefangen. Riesige Regentropfen hatten angefangen, herunterzupladdern, und schwache Blitze flackerten über die Masten und verwandelten die Segel in bauchige Gespenster.
    Und die ganze Mannschaft, wie Blätter vom Wind gefegt, wurde zum Vorderdeck gewirbelt in einer vom Terror mörderisch gemachten Einheit. Die Stimme des toten Mannes kreischte im Wind. Die Augen des toten Mannes flammten im Blitz, und die Wut des toten Mannes brüllte im Donner: »Rächt mich, oder ihr segelt in die ewige Verdammnis. Tötet den Kapitän!«
     
    Ich hatte den verzweifelten Gedanken, ihn zu warnen, kam aber zu spät. Schon stieß der Blitz, Strahl auf Strahl, in das Herz der Wolke, daß sie sich zu winden begann wie etwas Lebendes, während die See sich türmte, ihr zu begegnen. Jetzt endlich waren wir in das schwarze Herz des Sturmes gefallen, vor dem wir uns von Anfang an so entsetzt hatten.
    Dies war das Ende, das Ende der Charming Molly und der Mörder, die darauf fuhren: von Mister Clarke und Sam Fox und ihrem habgierigen Haß, von Mister Pobjoy und seiner Ginsucht, von Mister Morris und Mister Solomon Trumpet, vom seltsamen Kapitän – und das Ende von Jack Holborn, der mit großen Hoffnungen an Bord gekommen war, dem sie zerstoben, in den Himmel gehoben waren, nur um auf den Grund des unsichtbaren, tobenden Meeres zu sinken.
    Hinunter stürzten die Masten und hoch bäumte sich das Deck, bis es stand wie eine triefende Mauer, dann seitlich und rund, als empöre es sich gegen jedes Lebewesen, das auf ihm stand, und wolle es abschütteln. Verrückte Molly! Schreckliche Molly! Tolle Molly!
    Jetzt begannen die Blitze mit furchtbarer Eindringlichkeit hin und her zu zucken und hinunter in das gebirgige Meer. Durchnäßte, wilde Gesichter sah ich, die von den Wanten starrten, die ins Wasser getaucht wurden und dann hochflogen zum rasenden Himmel. Suckling und Jarvis klammerten sich Arm an Arm und an einen eisernen Ring am Hauptmast.
    Ihre Münder waren weit offen und schwarz vor Gebrüll, ihre Beine schwangen und zappelten, als die Welt versuchte, sie auszulöschen. Dann wurden sie weggewischt, denn das Schiff sprang und knisterte, als ein Strahl den Fockmast traf und ihn zu einer rauchenden, zeltförmigen Ruine zertrümmerte.
    Ich verlor

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