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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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altem Herrn. Ihr Name steht darin. Sie war diejenige, die ihn gefunden hat. Er hat sich selbst umgebracht, mit einem Schuss in die Schläfe. Es wurde für Selbstmord erklärt, aber es gab ein paar Ungereimtheiten.«
    »Welche?«
    »Nun, zum einen hatte er keine Nachricht hinterlassen. Außerdem hatte er Handschuhe an. Es war zwar Winter, aber die Tat geschah im Haus. Ganz früh am Morgen. Die Ermittler notierten diese seltsamen Umstände in ihrem Bericht.«
    »Gab es an einem der Handschuhe Pulverrückstände?«
    »Ja, eindeutig.«
    »War sie - war Rachel zu Hause, als es passierte?«
    »Sie hat ausgesagt, sie sei oben in ihrem Zimmer gewesen und habe geschlafen. Bis sie den Schuss hörte. In einem breiten, komfortablen Bett. Sie habe es mit der Angst zu tun bekommen und sich erst eine Stunde später hinuntergetraut. Da hat sie ihn gefunden. Das jedenfalls steht in dem Bericht.«
    »Was war mit ihrer Mutter?«
    »Sie hatte keine Mutter. Die war schon Jahre zuvor abgehauen. Rachel lebte mit ihrem Vater allein.«
    Ich dachte für ein paar Augenblicke darüber nach. Dass Bledsoe die Breite ihres Bettes erwähnt hatte und etwas an der Art, wie er den letzten Satz ausgesprochen hatte, gaben mir zu denken.
    »Was noch, Dan? Sie haben mir noch nicht alles erzählt.«
    »Jack, lassen Sie mich etwas fragen. Haben Sie etwas mit dieser Frau? Ich erwähnte es schon, ich habe auf CNN gesehen, wie Sie sie aus dem Laden ...«
    »Hören Sie, die Zeit drängt! Was wissen Sie noch?«
    »Okay, okay, die andere seltsame Sache, die in den Berichten erwähnt wird, ist, dass sein Bett gemacht war.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Von seinem Bett. Es war gemacht. Es schien, als sei er aufgestanden, habe sein Bett gemacht, sich angezogen, auch Mantel und Handschuhe, als wolle er zur Arbeit gehen. Dann hat er sich aber stattdessen auf seinem Stuhl niedergelassen und sich eine Kugel in den Kopf geschossen. Entweder so, oder er war die ganze Nacht aufgeblieben und hatte nachgedacht, bevor er zur Waffe griff.«
    Ich spürte, wie eine Welle von Depression und Erschöpfung über mich hinwegflutete. Ich glitt vom Stuhl auf den Fußboden, den Hörer nach wie vor am Ohr.
    »Der Mann, der damals die Ermittlungen geleitet hat, ist inzwischen in Pension gegangen, aber er lebt noch. Mo Friedman. Wir kennen uns schon sehr lange. Kurz bevor er aufhörte, war ich gerade Detective geworden. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen. Er lebt oben in den Poconos. Ich habe ihn nach diesem Fall gefragt und nach seiner Ansicht darüber. Seiner privaten Ansicht.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Nun, er hat die Sache auf sich beruhen lassen, weil damit zu rechnen gewesen war, dass Harvey Wallbanger eines Tages so enden würde.«
    »Aber was hat er wirklich geglaubt?«
    »Er glaubte, das Bett sei gemacht gewesen, weil Harvey nie darin geschlafen hatte. Es grundsätzlich nie benutzte. Seiner Meinung nach schlief der Vater mit der Tochter in dem superbreiten Bett, und eines Morgens hat sie den Schlussstrich gezogen. Er wusste noch nichts von den jüngsten Ereignissen. Mo ist einundsiebzig Jahre alt. Er löst Kreuzworträtsel. Er sagt, die Nachrichten interessierten ihn nicht mehr. Er wusste nicht, dass die Tochter FBI-Agentin geworden ist.«
    Ich konnte nicht reden. Ich konnte mich nicht einmal bewegen.
    »Jack, sind Sie noch da?«
    »Ich muss Schluss machen.«
    Die Telefonistin in der Zentrale des Field Office teilte mir mit, Backus sei bereits gegangen. Als ich sie bat, trotzdem noch einmal nachzufragen, ließ sie mich fünf Minuten warten, während sie, da war ich ganz sicher, ihre Fingernägel lackierte oder ihr Make-up auffrischte. Als sie wieder an den Apparat kam, sagte sie, er sei definitiv nicht mehr im Hause, und ich solle es am nächsten Morgen noch einmal versuchen. Sie legte auf, bevor ich antworten konnte. Backus war die entscheidende Person. Ich musste mit ihm reden, ihm sagen, was ich herausgefunden hatte, und dann abwarten, wie er die Sache handhaben wollte. Ich nahm an, dass er vielleicht in das Motel an der Wilcox zurückgekehrt war. Dorthin musste ich ohnehin, um meinen Wagen abzuholen. Ich schob mir den Riemen meiner Computertasche über die Schulter und machte mich auf den Weg zur Tür. Ich öffnete sie - und blieb wie angewurzelt stehen. Draußen stand Backus.
    »Gladden war nicht der Poet. Er war ein Killer, das stimmt, aber nicht der Poet. Ich kann es beweisen.« Backus sah mich an, als hätte ich gerade berichtet, dass der Marlboro Man mir zugezwinkert

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