Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
allgemeine Nummer anrufen? Die Antwort konnte nur lauten, dass der Anrufer keine Durchwahlnummer im Zentrum anrufen und damit seine Kenntnis dieser Nummer verraten wollte. Stattdessen hatte er über seinen Computer die allgemeine Nummer angewählt, und als die Vermittlung das Fax-Piepsen hörte, wurde der Anruf auf eine der Faxleitungen umgelegt.
    Als bei der Konferenz am Sonntagmorgen die Rede auf das Fax des Poeten kam, hatte Thorson über die Details seines Eingangs in Quantico berichtet. Das Fax war bei der allgemeinen Nummer eingegangen und dann zu einem Faxgerät weitergeleitet worden.
    Als ich der Vermittlung in Quantico sagte, ich würde gern mit Brad Hazelton sprechen, verband sie mich wortlos mit dem BSS-Büro.
    Das Telefon läutete dreimal, und ich fürchtete, er hätte bereits Feierabend gemacht, doch dann nahm er endlich den Hörer ab.
    »Brad, hier ist Jack McEvoy. In Los Angeles.«
    »Hey, Jack, wie geht es Ihnen? Ziemlich heikle Lage, in der Sie gestern gesteckt haben.«
    »Mir geht’s gut. Das mit Agent Thorson tut mir Leid. Ich weiß, dass Sie alle sehr eng zusammengearbeitet...«
    »Nun, er war ein ziemliches Arschloch, aber dieses Ende hat er natürlich nicht verdient. Es ist furchtbar. Hier laufen alle mit bedrückten Gesichtern herum.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Nur ein paar Kleinigkeiten. Ich bin dabei, eine Chronologie der Ereignisse aufzustellen, damit ich meine Story richtig hinbekomme. Für den Fall, dass ich je über diese ganze Geschichte schreiben werde.«
    Es war mir zuwider, diesen Mann anzulügen, der mir nichts als Freundlichkeit erwiesen hatte. Aber ich konnte es mir nicht leisten, ihm die Wahrheit zu sagen, denn dann würde er mir bestimmt nicht helfen.
    »Und außerdem habe ich dummerweise meine Notizen über das Fax verlegt. Sie wissen schon, das Fax, das der Poet am Sonntag nach Quantico geschickt hat. Soweit ich mich erinnere, sagte Gordon, er habe die Details von Ihnen oder von Brass erfahren. Wissen Sie noch, zu welcher genauen Uhrzeit es eintraf?«
    »Einen Moment, Jack.«
    Ich schloss die Augen und fragte mich die nächsten paar Minuten, ob er wirklich die Information heraussuchte oder ob er sich vorher erkundigte, ob er sie mir geben durfte.
    Endlich kam er wieder an den Apparat. »Entschuldigen Sie, Jack, aber ich musste mehrere Papiere durchsehen. Das Fax ist am Sonntagmorgen um 3.38 Uhr bei Gerät Nummer zwei in der Kommunikationszentrale eingegangen.«
    Ich schaute auf meine Notizen. Wenn man die dreistündige Zeitdifferenz abzog, passte es genau.
    »Reicht das, Jack?«
    »Ja, vielen Dank. Ich hätte noch eine Frage.«
    »Nur los.«
    »Äh, es geht um Folgendes ... Agent Thompson hat doch einen Mundabstrich von dem Opfer in Phoenix zu Ihnen geschickt.«
    »Ja, Orsulak.«
    »Er wollte, dass die Substanz identifiziert wird. Er glaubte, dass es sich um die Gleitbeschichtung von einem Kondom handelte. Meine Frage ist, ob sich die Substanz einer bestimmten Kondommarke zuordnen lässt. Ist das möglich? Wurde es überhaupt versucht?«
    Zuerst antwortete Hazelton nicht, und ich wäre beinahe in das Schweigen hineingeplatzt. Doch dann sprach er.
    »Das ist eine merkwürdige Frage, Jack.«
    »Ja, ich weiß, aber die - äh, Details des Falles sind für mich natürlich auch äußerst interessant. Es ist wichtig, dass mir dabei keine Fehler unterlaufen - das macht meine Arbeit glaubwürdiger.«
    »Bitte warten Sie noch mal kurz.«
    Diesmal kam er schneller wieder an den Apparat.
    »Also, ich habe diese Information. Wollen Sie mir nicht sagen, wozu Sie sie in Wirklichkeit brauchen?«
    Jetzt war ich es, der verstummte.
    »Nein«, sagte ich nach einer Weile ehrlich. »Ich bemühe mich nur, mir etwas zusammenzureimen. Wenn dabei das herauskommt, was ich vermute, wird das FBI es als Erstes erfahren. Das können Sie mir glauben.«
    Hazelton schwieg für einen Moment.
    »Okay, Jack, ich vertraue Ihnen. Außerdem ist Gladden tot. Es besteht also nicht die Gefahr, dass ich geheimes Beweismaterial aus der Hand gebe. Die Untersuchung hat ergeben, dass die Substanz einer von zwei Marken ähnelt. Ramses Lubricated und Trojan Golds. Das Problem ist, dass dies die beiden am häufigsten gekauften Marken im Lande sind. Nicht unbedingt ein eindeutiger Beweis für irgendetwas.«
    Vielleicht war es kein Beweis, mit dem man vor Gericht gehen konnte. Doch Ramses Lubricated war die Marke gewesen, die Rachel am Samstagabend in meinem Hotelzimmer aus ihrer

Weitere Kostenlose Bücher