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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Handtasche geholt hatte. Ich dankte Hazelton und legte auf.
    Alles schien zu passen. Gleichgültig, wie oft ich im Laufe der nächsten Stunde versuchte, meine eigene Theorie zu zerstören - es gelang mir nicht. Sie war auf einem Fundament aus Verdächtigung und Vermutungen aufgebaut, aber sie funktionierte wie eine Maschine, bei der alle Teile ineinander greifen. Und ich hatte nichts, was ich ins Getriebe werfen konnte, um sie zum Stillstand zu bringen.
    Das letzte Teil, das mir noch fehlte, war Bledsoes Information.
    Ich wanderte im Zimmer umher, wartete auf seinen Anruf. In meinem Magen brodelte es. Ich ging auf den Balkon, um frische Luft zu schöpfen, aber das half auch nicht. Der Marlboro Man starrte mich unentwegt an. Ich ging wieder hinein.
    Anstelle der Zigarette, die ich gern geraucht hätte, entschied ich mich für eine Cola. Ich verließ das Zimmer, drehte den Nachtknopf, damit sich die Tür nicht vollständig schloss, und wanderte den Korridor entlang zu den Automaten. Trotz der Schmerztablette kribbelten meine Nerven. Aber ich wusste, dass diese Erregung in Kürze in Erschöpfung umschlagen würde, wenn ich dem nicht mit einem Schuss Zucker und Koffein zuvorkam. Auf halbem Wege zurück zu meinem Zimmer hörte ich das Telefon klingeln und rannte los. Nach ungefähr neunmaligem Läuten war ich am Apparat.
    »Dan?«
    Schweigen.
    »Hier ist Rachel. Wer ist Dan?«
    »Oh.« Ich konnte kaum atmen. »Er, äh ... ist ein Freund bei der Zeitung. Ich erwarte seinen Anruf.«
    »Was ist los mit dir, Jack?«
    »Ich bin außer Atem. Ich war draußen auf dem Flur. Ich hatte mir gerade eine Cola geholt, als ich das Telefon hörte.«
    »Das muss ja ein Hundert-Meter-Sprint gewesen sein.«
    »Etwas in der Art. Einen Moment.«
    Ich machte die Tür zu und kehrte dann zum Telefon zurück.
    »Rachel?«
    »Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich abreise. Bob will, dass ich wieder nach Florida fliege und mich um diese PTL-Sache kümmere.«
    »Oh.«
    »Ich werde wahrscheinlich mehrere Tage weg sein.«
    Das rote Licht an meinem Telefon begann zu blinken. Bledsoe, dachte ich und verfluchte insgeheim den unpassenden Zeitpunkt seines Anrufs.
    »Okay, Rachel.«
    »Wenn das vorbei ist, müssen wir uns irgendwo treffen. Ich habe schon mal daran gedacht, Urlaub zu nehmen.«
    »Ich dachte, du hättest gerade Urlaub gehabt.«
    Ich erinnerte mich an die Eintragung in ihrem Kalender auf dem Schreibtisch in Quantico. Jetzt kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es genau die Zeit gewesen sein musste, als sie nach Phoenix flog, um Orsulak aufzulauern und ihn umzubringen.
    »Ich habe schon eine Ewigkeit keinen richtigen Urlaub mehr gehabt. Ich habe an Italien gedacht. Vielleicht Venedig.«
    Ich stellte sie wegen dieser Lüge nicht zur Rede, blieb aber stumm, und sie verlor die Geduld. Meine Schauspielerei funktionierte nicht.
    »Jack, was ist los?«
    »Nichts.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    Ich zögerte für einen Moment, dann sagte ich: »Es gibt eine Sache, die mir zu schaffen macht, Rachel.«
    »Sag mir, was es ist.«
    »Neulich, in unserer ersten gemeinsamen Nacht, wollte ich dich in deinem Zimmer anrufen, nachdem du gegangen warst. Ich wollte dir nur gute Nacht sagen und dir sagen, wie schön es gewesen war. Aber du hast dich nicht gemeldet. Ich bin sogar zu deiner Tür gegangen und habe geklopft. Keine Antwort. Und dann, am nächsten Morgen, hast du gesagt, du hättest Thorson auf dem Korridor getroffen. Weißt du - seitdem muss ich immer wieder daran denken.«
    »Und was denkst du, Jack?«
    »Ich weiß es nicht, ich habe mich nur gefragt, wo du gewesen bist, als ich dich nicht erreichen konnte.«
    Sie schwieg für einen Augenblick, und als sie endlich sprach, knisterte ihre Verärgerung wie ein Feuer durch die Leitung. »Jack, weißt du, wie du dich anhörst? Wie ein eifersüchtiger Teenager. Wie der Junge auf der Zuschauertribüne, von dem du mir erzählt hast. Ja, ich habe Thorson auf dem Korridor getroffen, und ja, ich gebe sogar zu, dass er glaubte, ich hielte nach ihm Ausschau. Aber das war auch alles. Ich kann mir nicht erklären, weshalb ich deinen Anruf nicht bekommen habe, okay? Vielleicht hast du die falsche Zimmernummer gewählt, oder vielleicht stand ich gerade unter der Dusche und dachte ebenfalls daran, wie schön unser Beisammensein gewesen war. Wenn du mit deiner kleinlichen Eifersucht nicht umgehen kannst, dann such dir eine andere Frau und führe ein anderes Leben.«
    »Hör zu, Rachel, es tut mir Leid, okay? Du

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