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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Notfall-Ausschalttaste, die er selbst einprogrammiert hatte. Die Tür stand immer noch offen.
    Gladden versuchte sich zu sammeln. Himmel, dachte er, was für ein Fehler.
    Er trat auf den Flur hinaus. Evangeline stand ein Stück entfernt neben einem Putzwagen. Sie warf ihm einen Blick zu, aber ihr Gesicht verriet nichts. Gladden wusste, dass er sich vergewissern musste. Er konnte nicht alles riskieren, indem er nur im Gesicht dieser Frau las.
    »Evangeline«, sagte er. »Ich habe es mir anders überlegt. Das Zimmer könnte doch eine kleine Reinigung brauchen. Außerdem brauche ich Seife und Toilettenpapier.«
    Sie legte das Klemmbrett beiseite, auf dem sie gerade geschrieben hatte, und bückte sich, um Seife und Papier vom Wagen zu nehmen. Gladden schob seine Hände in die Taschen.
    Als Evangeline auf ihn zukam, trat er einen Schritt beiseite, damit sie das Zimmer betreten konnte. Gladden eilte zu dem Wagen und warf einen Blick auf das Klemmbrett, das sie obenauf gelegt hatte. Hinter Zimmer 112 stand die Notiz >Nur Handtücher<.
    Gladden sah sich um, während er zu seinem Zimmer zurückging. Das Motel war um einen Innenhof gebaut, mit jeweils ungefähr vierundzwanzig Zimmern auf zwei Etagen. Der Pool im Innenhof war leer. Zu kalt. Sonst konnte er nirgendwo jemanden entdecken.
    Er trat ins Zimmer und machte die Tür hinter sich zu, als Evangeline gerade mit dem Müllbeutel aus dem Badezimmer kam.
    »Sir, die Tür muss offen bleiben, wenn wir in einem Zimmer arbeiten. Das ist Vorschrift.«
    Er versperrte ihr den Weg. »Haben Sie das Foto gesehen?«
    »Wie bitte, Sir? Ich muss die Tür ...«
    »Haben Sie das Foto auf dem Computer gesehen? Auf dem Bett?«
    Er zeigte auf den Laptop und beobachtete ihre Augen. Sie machte einen verwirrten Eindruck, senkte aber nicht den Blick.
    »Was für ein Foto? Ich habe nichts gestohlen. Sie können gerne Mr. Barrs kommen lassen, wenn Sie glauben, ich hätte etwas gestohlen. Ich bin eine ehrliche Lady. Er kann mich von einem der anderen Mädchen durchsuchen lassen. Ich habe Ihr Foto nicht. Ich weiß nicht einmal, was für ein Bild Sie meinen!«
    Gladden musterte sie für einen Moment, dann lächelte er.
    »Wissen Sie, Evangeline, es mag ja stimmen, dass Sie eine ehrliche Lady sind. Aber ich muss sicher sein. Das verstehen Sie doch?«

14
    Die Law Enforcement Foundation hatte ihre Räume in einem großen öffentlichen Gebäude an der Ninth Street in Washington, D. C., ein paar Blocks vom Justizministerium und der Zentrale des FBI entfernt. In der Eingangshalle warf ich einen Blick auf den Wegweiser und fuhr dann mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock, der offensichtlich der Foundation vorbehalten war. Nachdem ich aus dem Fahrstuhl getreten war, wurde ich von einer Frau hinter einem großen Empfangsschreibtisch begrüßt. In unserer Branche nennen wir so etwas einen Hemmschuh, weil die Frauen, die dort sitzen, nur selten zulassen, dass man da hingeht, wo man hingehen möchte, oder mit den Leuten spricht, mit denen man sprechen möchte. Ich sagte ihr, ich würde gerne Dr. Ford aufsuchen, den Direktor der Foundation, der in dem New-York-Times -Artikel über Polizisten-Selbstmorde zitiert worden war. Ford war der Hüter der Datenbank, zu der ich unbedingt Zugang erhalten musste.
    »Er ist zum Essen. Haben Sie einen Termin?«
    Ich verneinte, legte meine Karte vor sie auf den Schreibtisch und schaute auf die Uhr. Viertel vor eins.
    »Ach so, ein Journalist«, sagte sie, als sei das dasselbe wie ein verurteilter Krimineller. »Das ist etwas anderes. Sie müssen ins Büro für öffentliche Angelegenheiten. Erst danach wird darüber entschieden, ob Sie Dr. Ford sprechen können.«
    »Ich verstehe. Glauben Sie, dass im Büro für öffentliche Angelegenheiten jetzt jemand anwesend ist?«
    Sie griff nach dem Telefonhörer und rief jemanden an.
    »Michael? Sind Sie da, oder sind Sie zum Essen? Hier ist ein Mann, der sagt, er käme von der Rocky Mountain News in - nein, eigentlich wollte er Dr. Ford sprechen.«
    Sie hörte für ein paar Augenblicke zu, dann sagte sie »okay« und legte auf.
    »Michael Warren wird mit Ihnen reden. Er sagt, er hat um halb zwei einen Termin, also sollten Sie sich rasch auf den Weg machen.«
    »Auf den Weg wohin?«
    »Zimmer drei null drei. Gehen Sie dort den Korridor entlang, dann die erste Abzweigung nach rechts, und dann ist es die erste Tür auf der rechten Seite.«
    Während meiner Wanderung dachte ich daran, dass mir der Name Michael Warren bekannt vorkam, aber ich

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