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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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auf die Uhr.
    »Bis vor ein paar Tagen war die Story noch nicht brandheiß. Das hat sich geändert. Ich weiß, dass Sie nur ein paar Minuten Zeit haben, aber ich kann es Ihnen ziemlich schnell erklären. Allerdings ... ich möchte Sie nicht beleidigen, aber mir wäre es sehr lieb, wenn Sie mir versprechen würden, dass Sie das, was ich Ihnen sage, vertraulich behandeln werden. Es ist meine Story, und ich will der Erste sein, der sie herausbringt.«
    Er nickte.
    »Keine Sorge, ich verstehe vollkommen. Ich werde über das, was Sie mir zu erzählen gedenken, mit keinem anderen Journalisten reden, es sei denn, dieser andere fragt mich ausdrücklich nach derselben Sache. Es kann allerdings sein, dass ich mit anderen Leuten hier bei der Foundation oder bei anderen Behörden sprechen muss. In dieser Hinsicht kann ich Ihnen nichts versprechen, bevor ich nicht weiß, worüber wir reden.«
    »Das ist fair.«
    Ich hatte das Gefühl, ihm vertrauen zu können. Außerdem wollte ich gerne das, was ich herausgefunden hatte, jemandem erzählen, der imstande war, seinen Wert als Story zu erkennen. Über diese Art Angeberei war auch ich nicht erhaben. Ich begann.
    »Anfang der Woche habe ich mit der Arbeit an einer Story über Polizisten-Selbstmorde begonnen. Ich weiß, darüber haben schon andere Leute geschrieben. Aber ich hatte einen neuen Ausgangspunkt. Mein Bruder war ein Cop, und vor einem Monat hat er angeblich Selbstmord begangen. Ich ...«
    »Oh, das tut mir sehr leid.«
    »Danke, aber das war nicht der eigentliche Grund. Ich be schloss, darüber zu schreiben, weil ich begreifen wollte, was er getan hatte, was er laut Aussage der Polizei von Denver getan hatte. Ich fing ganz routinemäßig an, ließ im Nexis recherchieren und stieß dabei natürlich auch auf ein paar Hinweise auf die Untersuchung der Foundation.«
    Er sah verstohlen auf die Uhr, und ich beschloss, sein Interesse zu wecken.
    »Um es kurz zu machen, im Laufe meiner Recherche fand ich heraus, dass er sich nicht umgebracht hat.«
    Ich sah ihn an. Er war neugierig geworden.
    »Wie meinen Sie das, er hat es nicht getan?«
    »Meine bisherigen Nachforschungen haben ergeben, dass der Selbstmord meines Bruders ein sorgfältig getarnter Mord war. Die Ermittlungen wurden wieder aufgenommen. Ich habe außerdem eine Verbindung hergestellt zu einem vermeintlichen Polizisten-Selbstmord voriges Jahr in Chicago. Auch in diesem Fall wird wieder ermittelt. Ich komme gerade von dort. Die Cops in Chicago und Denver und ich glauben, dass irgendjemand durchs Land zieht und Cops umbringt und dabei dafür sorgt, dass es wie Selbstmord aussieht. Vielleicht kann die Untersuchung der Foundation den Schlüssel zur Enttarnung noch weiterer Fälle liefern. Sie besitzen doch die Unterlagen über sämtliche Polizisten-Selbstmorde im ganzen Land im Laufe der letzten fünf Jahre?«
    Wir saßen ein paar Minuten lang schweigend da. Warren starrte mich an.
    »Ich glaube, Sie sollten mir die Geschichte ausführlich erzählen«, sagte er schließlich. »Nein, warten Sie.«
    Er griff nach dem Telefonhörer und wählte.
    »Drex? Hier ist Mike. Hör mal, ich weiß, es ist ziemlich spät für eine Absage, aber heute wird es nichts mehr. Mir ist etwas dazwischengekommen ... Nein ... Wir treffen uns ein andermal. Ich rufe dich morgen wieder an. Danke. Bis dann.«
    Er legte den Hörer auf und sah mich an.
    »Es war nur eine Verabredung zum Lunch. Und nun erzählen Sie mir Ihre Geschichte.«
    Eine halbe Stunde und einige Anrufe später führte Warren mich durch das Labyrinth der Korridore zu einem Zimmer mit der Nummer 383. Es war ein Konferenzzimmer, in dem bereits Dr. Nathan Ford und Oline Frederick saßen. Eine kurze Vorstellung, dann setzten wir uns.
    Oline Frederick sah aus wie Mitte Zwanzig. Sie hatte lockiges blondes Haar und schien völlig desinteressiert. Ich konzentrierte mich sofort auf Ford. Warren hatte mich davon in Kenntnis gesetzt, dass sämtliche Entscheidungen von Ford getroffen wurden. Der Direktor der Foundation war ein kleiner Mann in einem dunklen Anzug, und dennoch eine Persönlichkeit, die den Raum beherrschte. Er trug eine Brille mit einem dicken schwarzen Gestell und rosa getönten Gläsern. Sein Vollbart war genauso grau wie seine Haare. Als wir unsere Plätze an dem großen, ovalen Tisch einnahmen, regte er sich nicht. Nur seine Augen folgten unseren Bewegungen. Er hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und die Hände vor sich verschränkt.
    »Lassen Sie uns anfangen«,

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