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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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anfangen. Mit Polizisten aus Mordkommissionen. Sobald wir die Liste beisammen haben, betrachten wir jeden Fall einzeln. Wir lesen die Botschaften, die die Opfer hinterlassen haben, danach ...«
    »Die sind nicht im Computer erfasst«, sagte Frederick. »Falls wir überhaupt Kopien der Botschaften haben, dann befinden sie sich bei den ursprünglichen Protokollen in der Registratur. Solche Nachrichten sind nicht Teil unserer Untersuchung, sofern sie nicht irgendwelche Hinweise auf die Pathologie des Opfers enthalten.«
    »Aber Sie haben die Protokolle aufbewahrt?«
    »Ja, alle. In der Registratur.«
    »Dann lasst uns nachsehen!«, rief Warren aufgeregt.
    Sein Zwischenruf löste Schweigen aus. Alle Blicke richteten sich auf Ford.
    »Eine Frage noch«, sagte der Direktor schließlich. »Ist das FBI über diese Sache informiert?«
    »Im Augenblick kann ich das nicht mit Gewissheit sagen«, erklärte ich. »Ich weiß allerdings, dass die Polizei in Chicago und in Denver vorhat, meinen Hinweisen nachzugehen. Und sobald sie überzeugt sind, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde, wollen sie das FBI informieren, damit es die Sache übernimmt.«
    Ford nickte und sagte: »Mr. McEvoy, würde es Ihnen etwas ausmachen, draußen am Empfang auf mich zu warten? Ich möchte mich noch kurz mit Ms. Frederick und Mr. Warren allein unterhalten, bevor ich in dieser Sache eine Entscheidung treffe.«
    »Natürlich nicht«, sagte ich, stand auf und ging auf die Tür zu. Dort blieb ich kurz stehen und sah Ford an. »Ich hoffe ... ich meine ... ich hoffe, Sie geben mir diese Chance. Jedenfalls vielen Dank.«
    Michael Warrens Gesicht sagte alles. Ich saß auf einer mit Vinyl bezogenen Couch im Empfangsbereich. Er kam mit gesenktem Blick auf mich zu. Als er mich sah, schüttelte er lediglich den Kopf.
    »Lassen Sie uns wieder in mein Büro gehen«, sagte er resigniert.
    Ich folgte ihm stumm und ließ mich auf demselben Stuhl nieder, auf dem ich auch vorher gesessen hatte. Er sah so niedergeschlagen aus, wie ich mich fühlte.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil er ein Arschloch ist«, flüsterte er. »Weil das Justizministerium unsere Brötchen bezahlt, und das FBI ist das Justizministerium. Es ist ihre Untersuchung - sie haben den Auftrag erteilt. Bevor er sie nicht informiert hat, lässt er Sie nicht an die Unterlagen heran. Er will sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Sie haben eben das Falsche gesagt, Jack. Sie hätten sagen sollen, das FBI wüsste Bescheid und hätte bereits Schritte unternommen.«
    »Das hätte er mir nicht geglaubt.«
    »Entscheidend ist, dass er so hätte tun können, als glaube er Ihnen. Wenn man ihm dann den Vorwurf gemacht hätte, dass er einem Reporter Informationen gegeben hat, bevor das FBI Bescheid wusste, hätte er Ihnen die Schuld geben können.«
    »Und was jetzt? Ich kann diese Sache nicht einfach fallen lassen.«
    Die Frage war gar nicht an ihn gerichtet, sondern an mich selbst.
    »Haben Sie irgendwelche Informanten im FBI? Ich garantiere, dass er jetzt in seinem Büro sitzt und mit jemandem telefoniert. Wahrscheinlich sogar mit Bob Backus.«
    »Wer ist das?«
    »Eines von den hohen Tieren da unten. Das Selbstmord-Projekt wird von seinem Team betreut.«
    »Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Sie kennen wahrscheinlich Bob Backus senior. Seinen Vater. Er war eine Art Supercop, den das FBI vor vielen Jahren zum Aufbau der Behavioral Science Services und des Violent Criminal Apprehension Program - den Abteilungen für Verhaltenswissenschaften und Verbrechensforschung - geholt hat. Ich nehme an, Bobby junior versucht, in seine Fußstapfen zu treten. Aber wie ich die Sache sehe, wird Backus, sobald Ford den Hörer aufgelegt hat, der Geschichte einen Riegel vorschieben. Ihr einziger Weg hinein führt über das FBI.«
    Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich fühlte mich vollständig in die Ecke gedrängt. Schließlich stand ich auf und begann, in dem kleinen Büro herumzuwandern.
    »Herrgott, ich kann es einfach nicht glauben. Das ist meine Story ... und ich werde von so einem blöden Kerl mit Bart hinausgedrängt, der sich für J. Edgar Hoover hält.«
    »Das stimmt nicht. Nat Ford zieht keine Kleider an.«
    »Mir ist nicht nach Witzen zumute.«
    »Ich weiß. Tut mir Leid.«
    Ich setzte mich wieder. Er traf keine Anstalten, mich zu verabschieden, obwohl wir eigentlich fertig waren. Plötzlich wurde mir klar, was er von mir erwartete. Ich wusste nur nicht so recht, wie ich ihn darum bitten sollte. Ich hatte

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