Jack McEvoy 01 - Der Poet
Personen. Ich habe hier einen Ausdruck mit ihren Namen, Abteilungen und Todesdaten.«
Er streckte mir das nach wie vor zusammengefaltete Papier entgegen, und ich nahm es ihm so behutsam ab, als sei es ein Blatt pures Gold.
»Danke«, sagte ich. »Wird Ihre Suche irgendwie registriert?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber ich glaube nicht. Es ist ein ziemlich offenes System. Ich weiß nicht, ob irgendwelche Sicherheitsprogramme eingebaut sind.«
»Danke«, sagte ich abermals. Mir fiel nichts Besseres ein.
»Jedenfalls war das der leichtere Teil«, sagte er. »Das Durchsehen der Protokolle in der Registratur wird ein bisschen länger dauern ... Ich wollte Sie fragen, ob Sie mitkommen wollen. Sie wissen vermutlich besser als ich, welche davon wichtig sind.«
»Wann?«
»Heute Abend. Das ist die einzige Möglichkeit. Die Registratur wird abgeschlossen, aber ich habe einen Schlüssel, weil ich manchmal für die Medien irgendetwas ausgraben muss. Es kann durchaus sein, dass die Akten morgen schon verschwunden sind. Womöglich hat das FBI etwas dagegen, wenn sie dort herumliegen, jetzt, nachdem Sie nach diesen Akten gefragt haben.«
»Hat Ford das gesagt?«
»Nicht direkt. Ich habe es von Oline erfahren. Ford hat mit Rachel Walling telefoniert, nicht mit Backus. Er hat gesagt, sie ist ...«
»Einen Moment. Rachel Walling?«
Der Name kam mir bekannt vor. Es dauerte einen Moment, aber dann erinnerte ich mich, dass die Überprüfung der Checkliste, die mein Bruder im Fall Theresa Lofton ans FBI geschickt hatte, von ihr unterschrieben gewesen war.
»Ja, Rachel Walling. Sie erstellt dort unten Verbrechensprofile. Warum?«
»Nichts. Ihr Name ist mir schon einmal begegnet.«
»Sie arbeitet für Backus. Als eine Art Kontaktperson zwischen dem Center und der Foundation bei dem Selbstmord-Projekt. Jedenfalls hat Oline Ford gesagt, sie würde einen Blick auf die Akten werfen. Kann sogar sein, dass sie mit Ihnen reden will.«
»Wenn ich ihr nicht zuvorkomme.« Ich stand auf. »Gehen wir.«
»Hören Sie, noch etwas.« Warren stand ebenfalls auf. »Ich habe dies alles hier nicht getan, okay? Sie benutzen diese Akten nur als Ermittlungshilfe. Sie veröffentlichen nie eine Story, in der es heißt, Sie hätten Zugang zu den Akten der Foundation gehabt. Sie geben nie zu, dass Sie eine dieser Akten auch nur gesehen haben. Es könnte mich den Job kosten. Einverstanden?«
»Voll und ganz.«
»Dann sagen Sie es.«
»Ich bin damit einverstanden. Mit allem.« Wir gingen zur Tür.
»Es ist schon komisch«, sagte er. »Mir ist früher nie richtig klar gewesen, was meine Informanten für mich riskiert haben. Jetzt weiß ich es. Es ist irgendwie beängstigend.«
Ich nickte wortlos. Ich hatte Angst, dass er vielleicht seine Meinung ändern und nach Hause gehen würde, wenn ich etwas sagte.
Auf dem Weg zur Foundation fügte er noch ein paar weitere Grundregeln hinzu.
»Sie werden mich in Ihrer Story nicht als Informanten nennen, okay?«
»Okay.«
»Und keine meiner Informationen darf mit >Quelle: Foundation bezeichnet werden. Nur mit >eine mit den Ermittlungen vertraute Quelles okay? Das gibt mir ein bisschen Schutz.«
»Okay.«
Er schwieg für ein paar Sekunden. Offenbar schlichen sich immer wieder irgendwelche Zweifel in seine Überlegungen ein.
»Er wird trotzdem wissen, dass ich es war.«
»Warum lassen wir es dann nicht? Ich möchte nicht Ihren
Job gefährden. Dann muss ich eben Zusehen, was ich aus dem FBI herausholen kann.«
Ich sagte das nur ungern, aber ich musste ihm diesen Ausweg anbieten. Ich war noch nicht so tief gesunken, dass ich einen Mann zu etwas überreden wollte, das ihn den Job kosten konn te, nur um Informationen für eine Story zu bekommen.
»Das FBI können Sie vergessen, solange es Wallings Fall ist.«
»Sie kennen sie? Ein zäher Brocken?«
»Ja, eine von denen, die so hart sind wie lackierte Fingernägel. Ich habe einmal versucht, mich mit ihr anzulegen. Sie hat mich plattgemacht. Nach dem, was ich von Oline gehört habe, ist sie vor einiger Zeit geschieden worden. Vermutlich lebt sie immer noch nach dem >Männer sind Schweine<-Motto, und ich habe die Befürchtung, das wird zum Dauerzustand.«
Ich schwieg erneut. Warren musste einen Entschluss fassen, und dabei konnte ich ihm nicht helfen.
»Machen Sie sich wegen Ford keine Gedanken«, sagte er schließlich. »Er wird vielleicht annehmen, dass ich es war, aber er wird deswegen nichts unternehmen können. Ich werde es abstreiten. Wenn Sie Ihr
Weitere Kostenlose Bücher