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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ins Hintertreffen geraten war. Und welche am Ende des Jahres den Pulitzerpreis erhielt.
    Trotzdem wäre es gelogen, wenn ich behauptete, die Vorstellung nicht zu genießen, eine Story von nationalem Interesse herauszubringen und dann zuzuschauen, wie alle anderen sie abdruckten. Ich wollte nur nicht wie Glenn laut darüber reden. Und dann war da noch Sean. Das hatte ich nicht aus dem Blickfeld verloren. Ich wollte den Mann finden, der ihm das angetan hatte. Das wollte ich mehr als alles andere.
    Ich versprach Glenn, ihn anzurufen, sobald sich etwas getan hatte, und legte auf.
    Ich hatte das Bedürfnis nach frischer Luft, aber ich konnte das Zimmer wegen des Telefons nicht verlassen. Also schaltete ich den Fernseher ein. Doch es gab nur jede Menge miteinander konkurrierender Talk-Shows mit der üblichen Auswahl von Arme-Leute-Geschichten. Die Kinder von Stripperinnen auf einem Kanal, Porno-Stars mit eifersüchtigen Ehemännern auf einem anderen, Männer, die der Ansicht waren, dass Frauen hin und wieder Prügel bekommen mussten, damit sie nicht aus der Reihe tanz ten, auf einem dritten. Ich schaltete wieder ab und hatte eine Idee. Ich brauchte nichts anderes zu tun, als das Zimmer zu ver lassen. Dann würde Warren schon anrufen. Weil ich nicht da war, um das Gespräch entgegenzunehmen. Das funktionierte im mer. Ich hoffte nur, dass er eine Nachricht hinterlassen würde.
    Das Hotel stand an der Connecticut Avenue in der Nähe des Dupont Circle. Ich ging ein Stück in Richtung Circle und betrat dann eine Buchhandlung, um mir das neue Buch von Alan Rus sell zu kaufen. Ich hatte irgendwo eine gute Rezension darüber gelesen und dachte, dass mich die Lektüre vielleicht auf andere Gedanken bringen würde.
    Bevor ich ins Hilton zurückkehrte, lief ich noch eine Weile außen um das Hotel herum und suchte nach der Stelle, an der Hinckley mit einer Waffe auf Reagan gewartet hatte. Ich erinnerte mich ganz deutlich an die Fotos von dem Chaos, konnte die Stelle aber nicht finden. Das brachte mich auf den Gedanken, dass das Hotel vielleicht inzwischen ein paar bauliche Veränderungen vorgenommen hatte, um zu verhindern, dass die Stelle zu einer Touristenattraktion wurde.
    Als Polizeireporter war ich ein Tourist auf den Spuren des Makabren. Ich bewegte mich von Mord zu Mord und von Horror zu Horror, ohne eine Miene zu verziehen. Angeblich. Während ich im Hotelfoyer auf die Fahrstühle zuging, dachte ich darüber nach, was das über mich aussagte. Vielleicht stimmte etwas nicht mit mir. Weshalb war die Stelle, an der Hinckley gewartet hatte, so wichtig für mich?
    »Jack?«
    Ich drehte mich um. Es war Michael Warren.
    »Hey.«
    »Ich habe in Ihrem Zimmer angerufen ... Ich dachte, Sie wären da.«
    »Ich habe nur einen kleinen Spaziergang gemacht. Ich hatte schon befürchtet, Sie würden mich im Stich lassen.«
    Das sagte ich mit einem hoffnungsvollen Lächeln. In Kürze würden sich eine Menge Dinge für mich entscheiden. Warren trug nicht mehr den Anzug, den er im Büro angehabt hatte. Sondern Blue Jeans und einen Pullover. Über seinem Arm hing ein Tweedmantel - der klassische Informant, der höchstpersönlich erscheint.
    »Möchten Sie mit hinauffahren, oder sollen wir hier unten reden?«
    Doch er bewegte sich schon auf den Fahrstuhl zu und sagte: »In Ihrem Zimmer.«
    Auf dem Weg nach oben betrachtete ich abermals seine Kleidung und sagte: »Sie sind inzwischen zu Hause gewesen.«
    »Ich wohne in der Nähe der Connecticut, auf der anderen Seite der Umgehungsstraße. In Maryland. Nicht sehr weit von hier.«
    Ich vermutete, dass das Hotel auf dem Weg von seinem Haus zur Foundation lag. Ich spürte ein leises Ticken der Erregung in meiner Brust. Warren war im Begriff, erneut die Seite zu wechseln.
    Auf dem Korridor herrschte der typische muffige Hotelgeruch. Ich holte meine Schlüsselkarte hervor, öffnete und ließ ihn in mein Zimmer vorgehen. Mein Laptop stand noch geöffnet auf dem kleinen Schreibtisch, und Mantel und Krawatte lagen auf dem Bett. Davon abgesehen sah das Zimmer ordentlich aus. Er warf seinen Mantel ebenfalls aufs Bett, und wir ließen uns auf den beiden einzigen Stühlen im Zimmer nieder.
    »Also, wie stehen die Dinge?«
    »Ich habe eine Suche durchlaufen lassen.«
    Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Gesäßtasche.
    »Kurz vor Feierabend habe ich mich in den Hauptcomputer eingeklinkt und nach Unterlagen über Opfer gesucht, die Detectives in Mordkommissionen waren. Es handelt sich um dreizehn

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