Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
trinken.«
Betty riss die Geldbörse aus Daveys Fingern und nahm noch mehr heraus.
»He!«, protestiert Davey und holte sich die Börse zurück.
»Zinsen«, sagte Betty schroff und bemerkte plötzlich Eloise. »Cas!«, rief sie nach hinten. »Besuch!«
»Hab zu tun«, kam von weit weg die Antwort.
»Jetzt gleich!«, sagte Betty in einem Tonfall, dem sich kaum jemand widersetzen würde. Von drinnen kamen betont stapfende Schritte.
»Was ist denn?«, fragte Castilan verärgert und erschien an der Tür. Als er die Besucher sah, die auf ihn warteten, änderte er sein Benehmen. Er versuchte ein Lächeln und sah sich zugleich nervös auf der Straße um. »Ihr seid hier nicht will kommen«, erklärte er mit gefletschten Zähnen und schoss einen finsteren Blick zu Eloise hinüber.
»Wir gehen erst, wenn du mit uns gesprochen hast«, sagte Davey störrisch. »Willst du, dass uns die Leute hier draußen sehen?«
»Er hat bezahlt«, sagte Betty zu Castilan, »und nicht nur das. Er hat auch für Zimmer bezahlt.«
»Im Voraus?«, fragte Castilan verblüfft.
»Im Voraus.« Sie wedelte mit dem Bündel Scheine vor seinem Gesicht. Castilan zog ungläubig die Augenbrauen hoch. Dann sah er wieder Eloise an und seufzte. »Rein mit euch, bevor euch jemand sieht«, sagte er mit Bedauern.
Jack, Davey und Eloise gingen an Betty vorbei in den dämmerigen Schankraum.
»Schnell, schnell, hier entlang«, drängte Castilan. »Betty wird uns was zu trinken bringen.«
»Von wegen, werde ich gar nicht!«, erwiderte Betty barsch.
Castilan trat dicht an seine Frau heran. Sie war deutlich größer als ihr pummeliger Mann. »Getränke, Betty. Bitte.« Er fauchte die Wörter, dann kniff er die Lippen zusammen und deutete brüsk auf seine Gäste.
Sie folgten Castilan die krumme Treppe hinter dem Schank raum hinauf, einen schmalen Flur entlang an mehreren Zimmern vorbei in einen Raum am anderen Ende. Dort stand ein runder Tisch, der für ein Kartenspiel gedeckt war, das Castilan offensichtlich für später plante. Um ihn herum standen mehrere Stühle, die alle nicht zueinanderpassten.
Der Wirt schloss die Tür und drehte sich zu Davey um. Er packte ihn beim Kragen und drückte ihn fest gegen die Tür. »Was schleppst du mir hier an, Davey?« Er nickte über die Schulter zu Jack. »Dieser Junge bringt nur Ärger.«
»Er ist in Ordnung, Castilan.«
»Und sie hier, ist sie, was ich denke?« Der Wirt schnalzte missbilligend. »Eine Pala…«
Jack wollte sich gerade einmischen, da stieß Betty die Tür auf und traf Davey damit am Kopf. Castilan ließ ihn los, und Betty trat mit einem Tablett voller Getränke ein.
»Wollt ihr, dass mir die runterfallen? Dann steht immer schön hinter der Tür, dann wird das was!« Sie schmetterte das Tablett auf den Tisch, dass Schaum und Bier überschwapp ten. Als sie ging, knallte sie die Tür hinter sich zu.
Castilan schauderte, die Augen noch immer auf die Tür gerichtet. »Diese Frau! Beeindruckend, nicht wahr? Ich bin ein glücklicher Mann.« Er setzte sich an den Tisch, nahm ein hohes Glas und leerte es auf einen Zug. Dann wischte er sich den Schaum von den Lippen und sah Davey und Jack an: »Was wollt ihr?«
»Informationen«, sagte Davey und zog sich einen Stuhl zurecht.
»Wir möchten mehr über die Rose von Annwn erfahren.« Jack setzte sich ebenfalls an den Tisch. »Wir müssen wissen, wie man sie findet.«
Castilan verzog das Gesicht. »Nein. Erst einmal erklärt ihr mir das mit ihr hier.« Er zeigte mit einem Wurstfinger zu Eloise.
»Das ist Eloise«, sagte Jack. »Sie war mal eine Paladinin und …«
»Wohl mag ich die letzten paar hundert Jahre begraben gewesen sein«, sagte Eloise ruhig, »doch kann ich noch immer allein für mich sprechen, vielen Dank, Jack.« Sie ging langsam zum Tisch und zog sich einen Stuhl heran.
Castilan wich vor Eloise zurück, als hätte er Angst, sich irgendeine ansteckende Krankheit von ihr einzufangen.
»Ich war in der Tat einst eine Paladinin«, fuhr sie fort, »aber das ist vorbei. Ich habe gegen meinen Herrn die Waffe erhoben und bin für meinen Verrat eingesperrt und vergessen worden. Nun bin ich … nichts.«
Castilan lächelte. »Nichts kann immer noch Ärger machen.« Sein Blick ruhte auf ihrem uralten Gesicht.
»Seid Ihr ein Operator?«, fragte Eloise und legte den Kopf schief.
»Konnten Sie das spüren?«, fragte Castilan verblüfft.
»Ich ließ Euer unbeholfenes Eindringen zu. Ihr könnt sehen, dass mein Geist ehrlich ist.«
»Oh ja, es
Weitere Kostenlose Bücher