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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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sie schroff, und sämtliche Illusio nen von Wärme lösten sich in nichts auf. »Willst wohl auch noch Frühstück?«
    »Ja bitte«, sagte Jack höflich. Er setzte sich an einen Tisch in der Nähe und wünschte sich, er hätte lieber gewartet, bis Davey aufwachte; dann hätte er jemanden zum Unterhalten gehabt.
    »Bist du ein Springer?«, fragte Betty, ohne von ihrem Herd aufzusehen.
    »Anscheinend ja.«
    »Von stromaufwärts?«
    »Ja. Und Sie sind eine Erstweltlerin. Haben Sie … irgendeine Kraft? Sie wissen schon, eine Gabe?«
    »Ich?«, bellte Betty. »Nein. Sollte ich?«
    »Haben nicht alle Erstweltler eine?«
    »Bloß manche, wie du. Wir anderen machen Frühstück und zapfen Bier, mehr nicht.« Betty kicherte in sich hinein, während sie auf einem großen Teller ein Mahl aus gebratenen Köstlichkeiten anrichtete. »Die Zukunft, aus der du kommst: Wie ist es da so?«
    »Anders«, sagte Jack. »Hektischer und die Häuser sind höher.« Seine Erinnerungen an die Zukunft kamen ihm jetzt irgendwie fremd vor, distanziert und traumartig. Er sah Betty zu, wie sie am Herd wirbelte. »Wir haben Computer, die sind ziemlich cool.«
    »Was sind das für Dinger?«
    »Kennen Sie Fernseher?«
    »Hab keinen.«
    »Ja, okay.« Das ist kniffelig, dachte Jack. »Also, die sind ein bisschen wie Fernseher, aber man kann alle möglichen Sachen darauf machen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung, alles Mögliche.«
    »Kochen?«
    Jack grinste. »Nein. Ist schwer zu erklären.« Er liebte seinen Computer. Der zählte zu seinen Lieblingssachen. Das alles kam ihm jetzt unwichtig vor. Es war alles so schnell gegangen; er hatte kaum Zeit gehabt, sein altes Leben zu vermissen. Er dachte an das schuhschachtelgroße Zimmer in der Wohnung, in der sein Vater und er wohnten; sie war schmuddelig und laut, in einem alten gruseligen Hochhaus-Betonklotz. Daran gab es nicht viel zu vermissen, und trotzdem war es sein Zuhause. Er dachte an seinen Vater und an den angespannten Alltag, den sie seit dem Tod seiner Mutter gelebt hatten.
    Sein Vater hatte den Halt verloren, und in der Folge war Jack das Beste an seinem Vater abhandengekommen. Er empfand nichts als Mitleid mit ihm, wegen der unausweichlichen Folge von Ereignissen, die ihn ins Gefängnis geführt hatten.
    »Erzähl mal«, sagte Betty, als sie ihm das gigantische Frühstück hinstellte. »Wann endet dieser Krieg? Gewinnen wir ihn?«
    »Na, na, Betty. Du weißt, was bei so etwas herauskommt.« Es war Castilan, der da sprach.
    Jack wandte sich um und sah den Wirt in einem kurzen Nachthemd die Treppe herunterkommen, die qualmende Pfeife bereits im Mundwinkel. Betty brummte und ging wieder in die Küche. Jacks Magen zog sich zusammen.
    »Die Zukunft ist wie eine wilde Schlange«, sagte Castilan, ging hinter den Tresen und goss sich ein großes Glas Whisky ein. »Wir können ihren Kopf festhalten, aber ihr Schwanz peitscht herum wie … na ja, eine wilde Schlange.« Er kippte den Drink hinunter und schenkte sich nach.
    Jack wollte schon fragen, was er damit meinte, aber Betty sah auf Castilans Glas und schnalzte missbilligend. »Ist es dafür nicht noch ein bisschen früh?«
    »Tageszeiten sind Unsinn, den sich irgendwelche Leute ausgedacht haben«, grummelte Castilan. »Genau wie die Zukunft! Und man sollte nie zu viel über die eigene Zukunft wissen. Stimmt doch, Betty, oder?«
    Bettys Grunzen war kaum hörbar, aber ihr Missfallen war deutlich. Castilan schmunzelte und wandte seine Aufmerksamkeit Jack zu.
    »Ich habe gestern am späten Abend noch Erkundigungen eingezogen, und ich denke, ich kann dich zu einem Illuminator bringen.«
    Jack fiel das rätselhafte Gespräch der vergangenen Nacht wieder ein. »Und das ist gut?«
    »Ja, natürlich!«, antwortete Castilan entrüstet.
    »Entschuldigung«, sagte Jack, ohne es auch zu meinen.
    »Ein Illuminator, der kann Dinge sehen, verborgene Dinge. Etwas Besseres lässt sich gar nicht auftreiben, wenn man verborgene Dinge sucht. Also etwas wie die Rose. Wie so vieles in der Ersten Welt sind die Illuminatoren verschwunden und fast schon vergessen. Aber …« Castilan tippte sich an die Nase und zwinkerte.
    Jack unterdrückte ein Grinsen über Castilans Angeberei.
    »Stimmt irgendwas nicht, Junge?«, fragte der Wirt scharf.
    »Ja! Nein!«, sagte Jack ohne nachzudenken. »Wo finden wir den Illuminator denn?«
    »Du schon mal gar nicht«, lachte Castilan. »Aber ein Schwarzwicht wird ihn finden.«
    »Was ist ein Schwarzwicht?«, fragte Jack

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