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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schießen?«
    Er würde nicht antworten. Das Schweigen in unserer Zelle war schrecklich. Ich ließ es eine Weile nachhallen. Mir fiel nichts mehr ein, was ich hätte sagen können.
    Hubble trommelte mit dem Schuh gegen die metallene Toilettenschüssel. Ein klirrender Rhythmus. Hörte sich an wie ein Riff von Bo Diddley.
    »Haben Sie jemals von Blind Blake gehört?« fragte ich ihn.
    Er hielt seinen Fuß still und blickte auf.
    »Von wem?« fragte er verblüfft.
    »Ist nicht wichtig«, sagte ich. »Ich suche jetzt den Waschraum. Ich muß mir ein nasses Handtuch auf meinen Kopf legen. Er tut weh.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte er. »Ich komme mit Ihnen.«
    Er wollte nicht allein gelassen werden. Verständlich. Für das Wochenende würde ich sein Gorilla sein. Ich hatte ohnehin keine anderen Pläne.
    Wir gingen die Zellenreihe hinunter zu einer Art Vorplatz. Ich sah den Notausgang, den Spivey am Abend vorher benutzt hatte. Dahinter war ein gekachelter Eingang. Über dem Eingang hing eine Uhr. Fast zwölf. Uhren in Gefängnissen sind etwas Seltsames. Was nützt es, Stunden und Minuten zu messen, wenn die Leute in Jahren und Jahrzehnten denken?
    Der gekachelte Eingang war von Männern blockiert. Ich drängelte mich hindurch, und Hubble folgte mir. Es war ein großer, gekachelter Raum, viereckig. Er stank nach Desinfektionsmittel. Durch eine Wand führte der türlose Eingang. Links befand sich eine Reihe von Duschkabinen. Die waren offen. An der hinteren Wand eine Reihe von Toilettenkabinen. Vorne offen, mit taillenhohen Seitenwänden. An der rechten Wand eine Reihe Waschbecken. Alles nicht gerade intim. Wenn man sein ganzes Leben in der Army zugebracht hat, ist das nichts Besonderes, aber Hubble fühlte sich nicht wohl. Es war nicht das, was er gewohnt war.
    Die gesamte Ausstattung war aus Stahl. Alles, was normalerweise aus Porzellan war, war hier aus rostfreiem Stahl. Wegen der Sicherheit. Ein zertrümmertes Waschbecken ergibt ein paar ziemlich gute Scherben. Eine Scherbe in entsprechender Größe ergibt eine gute Waffe. Aus demselben Grund waren die Spiegel über den Waschbecken ebenfalls Platten aus poliertem Stahl. Ein bißchen trübe, aber ausreichend. Man konnte sich in ihnen sehen, aber man konnte sie nicht zertrümmern und jemanden mit einer Scherbe verletzen.
    Ich ging hinüber zu einem Waschbecken und ließ kaltes Wasser laufen. Nahm ein paar Papiertücher aus dem Spender und machte sie naß. Preßte sie an meine geprellte Stirn. Hubble stand tatenlos herum. Ich hielt die kalten Tücher eine Weile an meine Stirn und nahm dann neue. Wasser lief mir das Gesicht herunter. Fühlte sich gut an. Ich hatte keine wirklichen Verletzungen. Die Stirn, das ist Haut über solidem Knochen. Nicht viel zu verletzen und unmöglich zu brechen. Ein perfekter Bogen, die stabilste Struktur der Natur. Deshalb vermeide ich es, jemanden mit meinen Händen zu schlagen. Hände sind ziemlich empfindlich. Mit all diesen kleinen Knochen und Sehnen darin. Ein Schlag, heftig genug, um diesen Red Boy niederzuschlagen, hätte ziemlichen Schaden anrichten können. Ich hätte den Typen ins Krankenhaus begleitet. Das hätte nicht viel Sinn gemacht.
    Ich tupfte mein Gesicht trocken und brachte es nah an den Stahlspiegel, um zu sehen, ob die Haut verletzt war. Nicht so schlimm. Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Als ich mich gegen das Waschbecken lehnte, konnte ich die Sonnenbrille in meiner Tasche spüren. Die Sonnenbrille des Red Boy. Die Siegesbeute. Ich nahm sie heraus und setzte sie auf. Starrte auf mein verschwommenes Spiegelbild.
    Während ich vor dem Stahlspiegel herumspielte, sah ich, wie sich hinter mir ein Tumult zusammenbraute. Ich hörte eine kurze Warnung von Hubble und drehte mich um. Die Sonnenbrille dämpfte das helle Licht. Fünf weiße Typen strichen durch den Raum. Bikertypen. Anstaltskleidung, natürlich, wieder abgerissene Ärmel, diesmal aber schwarze Lederverzierungen dazu. Kappen, Gürtel, fingerlose Handschuhe. Lange Bärte. Alle fünf waren große, schwere Männer, mit diesem festen, speckigen Fett, das fast schon Muskelgewebe ist, aber doch nicht ganz. Alle fünf hatten grobe Tätowierungen an den Armen und im Gesicht. Hakenkreuze. Auf ihren Wangen unter den Augen und auf ihrer Stirn. Die arische Bruderschaft. Weißes Gefängnispack.
    Als die fünf durch den Raum strichen, entschwanden die anderen Anwesenden. Jeder, der nicht begriff, wurde gepackt und zur Tür gestoßen. Auf den Flur geworfen. Sogar

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