Jack Reacher 09: Sniper
Ergebnissen. Eher als ein kalter November in Minnesota, das stand fest.
Wegen des Rangunterschieds versprach der erste Annäherungsversuch schwierig zu werden. Und als es so weit war, hätte es fast nicht geklappt, und er hatte nur deshalb Erfolg, weil Eileen ebenso scharf darauf war wie er und sich das auch anmerken ließ. Danach hatten sie sich ein Vierteljahr lang glänzend verstanden. Eine schöne Zeit. Dann waren, wie immer, neue Befehle eingetroffen. Er hatte sich nicht mal von ihr verabschieden können. Hatte keine Gelegenheit dazu gehabt. Hatte sie auch nie wieder gesehen.
Morgen sehe ich sie wieder, dachte er.
Er blieb in der Bar, bis ESPN anfing, die schon einmal gezeigten Höhepunkte zu wiederholen. Dann zahlte er und trat im gelben Lichtschein der Straßenlampen auf den Gehsteig hinaus. Er beschloss, nicht ins Metropole Palace zurückzugehen. Es war Zeit für einen Wechsel. Ohne bestimmten Grund. Immer in Bewegung bleiben, sagte ihm sein Instinkt. Nie zu lange an einem Ort verharren . Und das Metropole war ein düsterer alter Bau. Selbst für einen anspruchslosen Mann wie ihn unangenehm. Er beschloss, es stattdessen mit dem Motor Court zu versuchen, das er auf dem Weg zu dem Laden für Autoersatzteile gesehen hatte. Das neben dem Herrenfriseur, der mit Jeder Stil $ 7 warb . Vielleicht konnte er sich dort die Haare schneiden lassen, bevor Hutton einschwebte.
Tschenko verließ das Haus des Zec gegen Mitternacht. Wladimir begleitete ihn. Sollte die Rothaarige erschlagen werden, würde Wladimir es tun müssen. Es musste forensisch überzeugend sein. Tschenko war zu klein, um ihr die Verletzungen beizubringen, zu denen ein eins fünfundneunzig großer, hundert Kilo schwerer ehemaliger Soldat sich vielleicht würde hinreißen lassen. Bei Wladimir sah die Sache jedoch anders aus. Ihm genügte unter Umständen ein einziger Faustschlag, der auf dem Seziertisch glaubhaft wirken würde. Eine Weigerung, Protest, eine spöttische Bemerkung mit sexuellem Hintergrund … lauter Gründe, die einen großen, starken Kerl dazu veranlassen konnten, aus Frustration einmal – und vielleicht etwas kräftiger als beabsichtigt – zuzuschlagen.
Die beiden Männer kannten die Rothaarige über Jeb Oliver. Einmal hatten sie sogar alle zusammengearbeitet. Sie wussten beide, wo sie wohnte: in einem gemieteten Apartment mit Garten im Schatten des State Highways, im Südwesten der Stadt. Und sie wussten, dass sie dort allein lebte.
Reacher beschrieb ziellos einen drei Blocks umfassenden Kreis, bevor er sich dem Motor Court näherte. Er trat möglichst leise auf und horchte gespannt auf das Knirschen von Schritten hinter sich. Aber er hörte nichts. Sah nichts. Er war allein.
Das Motor Court war praktisch eine Antiquität. Es musste einst der letzte Schrei und deshalb ziemlich teuer gewesen sein. Zeit und Mode waren jedoch unerbittlich darüber hinweggegangen. Es war gut erhalten, aber nicht modernisiert – genau deshalb gefiel es Reacher.
Er klingelte den Nachtportier heraus und zahlte für nur eine Nacht in bar. Diesmal nannte er sich Don Heffner, der 1934, einem mageren Jahr für die Yankees, 0,261 geschlagen hatte. Der Nachtportier gab ihm einen großen Messingschlüssel und zeigte ihm, wo er die Reihe entlanggehen musste, um zu Zimmer acht zu gelangen. Der Raum war abgewohnt und roch etwas modrig. Die Tagesdecke auf dem Bett und die Vorhänge schienen Originale zu sein. Das galt auch fürs Bad. Doch alles funktionierte, und die Zimmertür schloss gut.
Er ging kurz unter die Dusche, dann legte er Hemd und Hose sorgfältig zusammen und flach unter die Matratze. Für ihn ersetzte das ein Reisebügeleisen. Morgen früh würden seine Sachen wieder ordentlich aussehen. Er würde duschen, sich sehr sorgfältig rasieren und nach dem Frühstück zum Friseur gehen. Er wollte irgendwelche Erinnerungen, die Hutton sich möglicherweise bewahrt hatte, nicht mit dem ersten Eindruck zerstören.
Tschenko parkte östlich des Highways, dann ging er mit Wladimir darunter hindurch und näherte sich dem Apartmentgebäude der jungen Frau ungesehen von der Rückseite. Sie schoben sich an die Hausmauer gedrückt weiter, bis sie ihre Wohnungstür erreichten. Tschenko wies Wladimir an, vorerst außer Sicht zu bleiben. Dann klopfte er leise an. Keine Reaktion, was ihn nicht überraschte. Es war bereits spät, und sie schlief bestimmt schon. Also klopfte Tschenko erneut – diesmal etwas lauter. Und ein drittes Mal. Er bemerkte, wie
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