Jack Reacher 09: Sniper
meinte Linsky auf Russisch.
»Mich auch nicht«, sagte der Zec. »Aber es ist ein Faktor, den wir berücksichtigen müssen.«
»Ihn jetzt zum Schweigen zu bringen, würde Aufmerksamkeit erregen«, sagte Linsky. »Nicht wahr?«
»Es käme darauf an, wie’s gemacht wird.«
»Wie viele Methoden gibt’s denn?«
»Wir könnten noch mal die Rothaarige einsetzen«, schlug der Zec vor.
»Sie könnte gegen den Soldaten nichts ausrichten. Er ist ein Hüne mit einer bestimmt erstklassigen Nahkampfausbildung.«
»Aber er hat allen Grund, ihr nicht freundlich gesinnt zu sein. Mehrere Leute wissen, dass sie versucht hat, ihn in eine Falle zu locken. Vielleicht könnte sie verletzt aufgefunden werden. Dann wäre der Soldat natürlich der Hauptverdächtige. Und wir könnten es der Polizei überlassen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Sie würde wissen, wer sie angegriffen hat und dass es nicht der Soldat war«, sagte Wladimir.
Der Zec nickte anerkennend. Linsky beobachtete ihn. Er kannte seine Methoden. Der Zec liebte es wie einst Sokrates, Antworten und Lösungen aus Leuten herauszukitzeln.
»Dann sollte sie vielleicht so aufgefunden werden, dass sie nichts mehr erzählen kann«, meinte der Zec.
»Tot?«
»Das war schon immer die sicherste Methode, stimmt’s?«
»Aber vielleicht hat sie noch andere Feinde«, sagte Wladimir. »Nicht nur ihn. Vielleicht ist sie ein Flittchen, das alle Männer gegen sich aufbringt.«
»Dann sollten wir die Verbindung verstärken. Vielleicht könnte sie an einem passenden Ort aufgefunden werden. Vielleicht hat er sie zum Ausgehen eingeladen, um ihre Bekanntschaft zu vertiefen.«
»In seinem Hotel?«
»Nein, außerhalb seines Hotels, denke ich. Aber ganz in der Nähe. Wo sie jemand anderer als der Soldat findet. Ein Dritter, der die Polizei verständigen kann, während der Soldat noch schläft. Dann ist er völlig wehrlos.«
»Wie kommt ihre Leiche vor sein Hotel?«
»Er hat offenbar auf sie eingeschlagen, sie konnte aber noch flüchten, ist aber sehr bald zusammengebrochen.«
»Vor dem Metropole Palace«, sagte Linsky. »Dort ist er nämlich.«
»Wann?«, fragte Tschenko.
»Wann ihr wollt«, sagte der Zec.
Die Astros schlugen die Cardinals zehn zu sieben nach einer schwachen Abwehrleistung beider Teams. Viele billige Hits, viele Fehler. Schlimm, so zu gewinnen, und noch schlimmer, so zu verlieren. Reacher achtete schon seit der Hälfte der Partie nicht mehr auf den Spielstand. Stattdessen hatte er angefangen, über Eileen Hutton nachzudenken. Sie gehörte zum Mosaik seines Lebens. Vor dem Golfkrieg hatte er sie einmal in den Vereinigten Staaten gesehen – nur flüchtig in einem übervollen Gerichtssaal, aber lange genug, um ihre Attraktivität registrieren zu können – und war davon ausgegangen, sie nie wieder zu Gesicht zu bekommen. Aber dann tauchte sie in der quälend langen Vorbereitungsphase von Desert Shield in Saudi-Arabien auf. Reacher, damals gerade zum Hauptmann degradiert, war so ziemlich von Anfang an dort gewesen. Die erste Zeit jedes neuen Militäreinsatzes im Ausland glich einem Bandenkrieg zwischen der Militärpolizei und der Truppe, die sie beaufsichtigen sollte, aber nach sechs Wochen kehrte etwas Ruhe ein, und Desert Shield machte da keine Ausnahme. Nach sechs Wochen war die übliche Struktur etabliert, die das entsprechende Fachpersonal von Gefängniswärtern bis zu Richtern erforderte, und Hutton gehörte zu den hierher versetzten Anklagevertretern. Reacher nahm an, sie habe sich freiwillig gemeldet, was aus seiner Sicht erfreulich war, weil es vermutlich bedeutete, dass sie keinen Ehemann hatte.
Sie war unverheiratet. Als ihre Wege sich erstmals kreuzten, sah er an ihrer linken Hand keinen Ehering, aber die Eichenblätter eines Majors an ihrem Kragen. Eine Herausforderung für einen erst vor Kurzem degradierten Hauptmann, fand er. Dann schaute er in ihre Augen und stellte fest, dass es sich lohnen würde, diese Herausforderung anzunehmen. Ihre Augen waren blau und strahlten Intelligenz und Temperament aus. Sie versprachen ungeahnte Abenteuer. Reacher war gerade einunddreißig geworden und zu allem bereit.
Die Wüstenhitze förderte sein Vorhaben. Bei Temperaturen von über vierzig Grad wurden im Innendienst außerhalb der zahlreichen Gasschutzübungen bald nur mehr Shorts und ärmellose Unterhemden getragen. Und nach Reachers Erfahrung führte die räumliche Nähe von schwitzenden und fast nackten Männern und Frauen immer zu erfreulichen
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