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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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weiß nicht, was ich dazu beitragen könnte.«
    »Ich möchte, dass Sie ihn verhaften.«
    »Das kann ich nicht«, entgegnete Emerson. »Nicht ohne Delikt, nicht ohne Anzeige.«
    Rodin machte eine Pause.
    »Okay, aber behalten Sie ihn im Auge«, sagte er. »Spuckt er auch nur auf den Gehsteig, sperren Sie ihn ein und sorgen dafür, dass er verschwindet.«
    »Wir sind hier nicht im Wilden Westen«, sagte Emerson. »Ich kann ihn nicht aus der Stadt jagen.«
    »Vielleicht genügt eine Verhaftung. Wir brauchen etwas, das den Bann bricht. Er drängt Helen in eine Richtung, die nicht ihre ist. Ich kenne sie. Auf sich allein gestellt gibt sie Barr auf, kein Zweifel.«
     
    Auf dem Rückweg zu seinem Wagen hatte Linsky starke Schmerzen. Eine Stunde auf den Beinen war so ungefähr alles, was er aushalten konnte. Vor langer Zeit waren seine Rückenwirbel einer nach dem anderen methodisch mit einem Treibhammer zertrümmert worden – mit dem Steißbein beginnend und nach oben fortschreitend, aber nicht in rascher Folge. Im Allgemeinen wartete man, bis der Bruch verheilt war, bevor der nächste Knochen zertrümmert wurde. Als der letzte Wirbel zusammengewachsen war, hatten sie wieder von vorn begonnen. Sie nannten es »Xylophon spielen«. Tonleitern spielen. Irgendwann hatte er nicht mehr gewusst, wie viele Tonleitern sie auf ihm gespielt hatten.
    Aber er sprach nie darüber. Der Zec hatte Schlimmeres erlitten.
    Der Cadillac hatte weiche Sitze, und es war eine Wohltat, sich hineinsinken zu lassen. Er hatte einen leisen Motor, war gut gefedert und verfügte über ein erstklassiges Radio. Cadillacs gehörten zu den Dingen, die Amerika zu einem so wundervollen Aufenthaltsort machten – neben seiner vertrauensvollen Bevölkerung und seinen durch Gesetze vielfach eingeschränkten Polizeibehörden. Für Linsky, der schon in mehreren Ländern gelebt hatte, stand außer Zweifel, welches er bevorzugte. Anderswo war er zu Fuß gegangen oder gerannt und durch Schlamm gekrochen oder hatte Karren und Schlitten ziehen müssen. Hier fuhr er einen Cadillac.
    Jetzt lenkte er ihn zum Haus des Zec, das acht Meilen nordwestlich der Stadt neben seinem Quetschwerk stand. Das Werk war eine vierzig Jahre alte Industrieanlage, die man auf einem unter Farmland entdeckten Kalksteinflöz errichtet hatte. Das Haus wirkte wie ein palastartiger Landsitz, den sich ein reicher Textilhändler vor hundert Jahren hatte bauen lassen. Die Villa war in jeder Beziehung bourgeois und protzig, aber auf ihre Weise ein ebenso bequemes Haus, wie der Cadillac ein bequemes Auto war. Vor allem stand sie mitten auf einem mehrere Hektar großen und völlig ebenen Grundstück. Früher war sie von einem prächtigen Park umgeben gewesen, aber der Zec hatte die Bäume fällen und die Büsche roden lassen, um freien Blick nach allen Richtungen zu haben. Es gab keinen Zaun, denn wie hätte der Zec es ertragen können, weiter hinter Stacheldraht zu leben? Aus demselben Grund gab es keine neuen Schlösser, keine Riegel, keine Gitterstäbe. Diese Offenheit war ein Geschenk, das der Zec sich selbst gemacht hatte. Aber sie stellte zugleich eine hervorragende Sicherheitsmaßnahme dar. Natürlich gab es Überwachungskameras. Niemand konnte sich dem Haus unentdeckt nähern. Tagsüber waren Besucher aus mindestens zweihundert Metern Entfernung deutlich sichtbar, und nach Einbruch der Dunkelheit entdeckten Nachtsichtgeräte sie nur wenig näher.
    Linsky parkte, dann stemmte er sich ächzend aus seinem Sitz. Die Nacht war still. Das Quetschwerk stellte abends um sieben den Betrieb ein und ragte nachts düster schweigend neben der Villa auf. Auf seinem Weg zur Haustür blickte Linsky kurz zu ihm hinüber. Die Tür öffnete sich, bevor er sie erreichte. Warmes Licht drang ins Freie, und er bemerkte, dass Wladimir selbst heruntergekommen war, um ihn zu begrüßen, was bedeutete, dass Tschenko ebenfalls oben sein musste, was bedeutete, dass der Zec seine wichtigsten Männer zusammengerufen hatte, was bedeutete, dass der Zec sich Sorgen machte.
    Linsky atmete tief durch, aber er trat ohne zu zögern über die Schwelle. Was konnte ihm schließlich passieren, was ihm nicht schon zugestoßen war? Für Wladimir und Tschenko lagen die Dinge vielleicht anders, aber für Männer in Linskys Alter und mit seinen Erfahrungen gab es nichts Unvorstellbares mehr.
    Wladimir sagte nichts. Schloss die Haustür wieder und folgte Linsky die Treppe hinauf. Die Villa hatte zwei Stockwerke. Das Erdgeschoss diente

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