Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
das Maryland-Institut für Notfallbehandlung die erste und beste Klinik dieser Art war und die Patienten nach den fortschrittlichsten Methoden behandelte. Ryan wußte all das. Das Johns Hopkins Hospital verwaltete die kürzlich eingerichtete Kinderstation hier und stellte viele Augenchirurgen. Cathy hatte in ihrer Zeit als Assistenzärztin hier gearbeitet, nur zwei Monate, aber mit so vielen Bereitschaftsund Nachtdiensten, daß sie froh gewesen war, als sie es hinter sich hatte. Jack fragte sich, ob sie nun von einem ehemaligen Kollegen behandelt wurde. Würde er sie erkennen? Spielte es eine Rolle?
Er wartete und verlor jedes Zeitgefühl, hatte Angst davor, auf die Uhr zu sehen, fürchtete sich, Mutmaßungen darüber anzustellen, was die verstreichenden Minuten zu bedeuten hatten. Allein, unsäglich allein in diesem deprimierenden Raum, überlegte er, daß Gott ihm eine Frau und ein Kind gegeben hatte, die er mehr liebte als alles auf der Welt, daß seine erste Pflicht als Ehemann und Vater darin bestand, sie vor einer oft feindlichen Umwelt zu schützen, daß er versagt hatte, daß ihr Leben jetzt aus diesem Grund in der Hand von Fremden lag. All sein Wissen, alle seine Fähigkeiten waren jetzt nutzlos.
Robby saß stumm neben seinem Freund, der durch kein Zeichen zu erkennen gab, daß er sich seiner Anwesenheit bewußt war. Aber Jackson war sicher, daß er sie zu schätzen wußte - irgendwie. Nach zwei Stunden ging er langsam hinaus, um seine Frau anzurufen. Draußen fing es an zu regnen, eisige Tropfen, die gut zu ihrer inneren Verfassung paßten.
Sonderagent Shaw betrat gerade sein Haus in Chevy Chase, als das Telefon klingelte. Seine halbwüchsige Tochter meldete sich und reichte ihm den Hörer. Solche Anrufe waren nicht ungewöhnlich.
«Shaw.»
«Mr. Shaw, hier Nick Capitano von der Außenstelle Annapolis. Die Stadtpolizei hat einen Mann in Gewahrsam genommen, der eine Pistole und ein Messer bei sich hatte und sich nicht ausweisen konnte. Er weigert sich, den Mund aufzumachen, aber davor hat er mit zwei Marines geredet, und er hatte einen Akzent.»
«Wie schön, daß er einen Akzent hatte. Was für einen denn?» fragte Shaw gereizt.
«Vielleicht irisch», antwortete Capitano. «Er wurde genau gegenüber von Tor drei der Marineakademie festgenommen. Ich habe hier einen Sergeant von den Marines, der sagt, daß dort ein Professor namens Ryan arbeitet, der irgendeine Warnung von der Antiterror-Abteilung des FBI bekommen hat.»
Verdammt! «Haben Sie den Burschen schon identifiziert?»
«Nein, Sir. Die Kollegen haben gerade Fingerabdrücke genommen und diese und Fotos von ihm per Telefax ans Bureau geschickt. Der Verdächtige weigert sich, irgend etwas zu sagen. Er macht den Mund nicht auf, Sir.»
«Okay.» Shaw überlegte einen Moment. Das gute Abendessen ... «Ich bin in einer halben Stunde in meinem Büro. Lassen Sie einen Abzug von den Fotos und die Fingerabdrücke dorthin bringen. Sie bleiben bitte da und sorgen dafür, daß jemand Doktor Ryan sucht und bei ihm bleibt.»
«Wird gemacht.»
Shaw legte auf und wählte die Nummer seines Büros. «Hallo, Dave. Ich bin's, Bill. Ruf London an und sag Dan Murray, er soll in einer halben Stunde in seinem Büro sein. Möglicherweise passiert hier drüben etwas.»
«Tschüs, Daddy», sagte seine Tochter. Shaw hatte nicht mal Zeit gehabt, seinen Mantel auszuziehen.
Siebenundzwanzig Minuten später war er wieder an seinem Schreibtisch. Als erstes rief er Nick Capitano in Annapolis an.
«Irgendwas Neues?»
«Nein, Sir. Die Sicherheitsabteilung in Annapolis kann diesen Ryan nirgendwo finden. Sein Wagen steht auf dem Akademiegelände, und sie haben dort Leute, die ihn suchen. Ich hab' die County-Polizei gebeten, jemanden zu ihm nach Hause zu schicken, falls ihn jemand anders hingebracht hat - vielleicht ist sein Wagen nicht angesprungen oder so. Hier ist im Moment der Teufel los. Ungefähr um die Zeit, als Ihr Pistolenmann festgenommen wurde, ist ein Wagen kurz vor der Stadt mit einer MP beschossen worden.»
«Wie bitte? Können Sie sich etwas genauer ausdrücken?»
«Die Staatspolizei beschäftigt sich damit, Sir. Wir sind nicht zugezogen worden», erklärte Capitano.
«Schicken Sie jemanden hin!» rief Shaw. Eine Sekretärin trat ins Büro und legte ihm einen Schnellhefter hin. Darin war eine Fotokopie der Fotos, die man von dem Verdächtigen gemacht hatte. Sie zeigten ihn von vorn und im Profil.
«Warten Sie!» Die Tür hatte sich noch nicht hinter
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