Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
der Sekretärin geschlossen. «Ich möchte, daß das hier sofort nach London gefaxt wird.»
«Ja, Sir.»
Als nächstes wählte Shaw die Geheimnummer der US-Botschaft in London.
«Ich war gerade eingeschlafen», sagte Murray nach dem ersten Klingelzeichen.
«Hallo, Dan. Ich hab' gerade das Abendessen verpaßt. Es ist eine harte Welt. Ich lasse dir zwei Fotos durchgeben.» Shaw berichtete Murray, was geschehen war.
«O mein Gott.» Murray trank hastig einen Schluck Kaffee. «Wo ist Ryan?»
«Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich spaziert er nur irgendwo herum. Sein Wagen ist immer noch in Annapolis, auf dem Campus, meine ich. Die Sicherheitsleute suchen ihn. Ihm kann nichts passiert sein, Dan. Wenn ich es richtig sehe, wartete der Verdächtige in Annapolis auf ihn.»
Die Aufnahmen von Eamon Clark waren schon in der Botschaft. Die Kommunikationszentrale des FBI arbeitete mit demselben Satellitennetz, das die Nachrichtendienste benutzten. Die Funkbeamten der Botschaft waren in Wahrheit Angestellte der National Security Agency, die nie schlief. Das Telefax war mit Prioritätsstreifen eingegangen, und ein Bote brachte es im Laufschritt zu Murrays Büro hoch. Aber die Tür war abgeschlossen. Murray mußte den Hörer hinlegen, um zu öffnen.
«Ich bin wieder da», sagte er. Er klappte den Schnellhefter auf. Die Aufnahmen hatten darunter gelitten, daß sie zweimal in elektronische Signale zerlegt und gefunkt worden waren, aber sie waren noch ganz gut zu erkennen. «Er kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich komme nicht auf seinen Namen, aber er hat was auf dem Kerbholz.»
«Wie schnell kannst du ihn identifizieren?»
«Ich könnte Jimmy Owens anrufen. Bist du im Büro?»
«Ja», antwortete Shaw.
«Ich ruf gleich wieder an.» Murray legte auf. Er wußte Owens' Nummer nicht auswendig und mußte nachsehen.
«Ja?»
«Hallo, Jimmy. Hier Dan.» Murrays Stimme war ganz beiläufig. Bei sich dachte er, ich hab' was für dich, du weißt es nur noch nicht.
«Wissen Sie, wie spät es ist?»
«Unsere Jungs haben drüben jemanden in Gewahrsam, der Sie vielleicht interessiert.»
«Wen?» fragte Owens.
«Ich habe ein Bild, aber keinen Namen. Er ist in Annapolis festgenommen worden, vor der Marineakademie.»
«Ryan?»
«Vielleicht.» Murray machte sich Sorgen darüber.
«Wir treffen uns im Yard», sagte Owens.
«Schon unterwegs.» Murray sprintete nach unten zu seinem Wagen.
Owens hatte es leichter. Sein Haus wurde rund um die Uhr von zwei bewaffneten Kriminalbeamten in einem Polizeifahrzeug bewacht. Er brauchte nur nach draußen zu treten und zu winken, und der Landrover kam zur Tür gefahren. Er schlug Murray um fünf Minuten. Als der FBI-Agent eintraf, hatte er schon eine Tasse Tee getrunken.
«Kommt Ihnen der Bursche bekannt vor?» Der FBI-Agent reichte ihm die Fotos. Owens machte große Augen.
«Ned Clark», sagte er leise. «In Amerika, sagten Sie?»
«Ich dachte gleich, den kennst du. Sie haben ihn in Annapolis aufgelesen.»
«Er ist einer von den Burschen, den sie aus Long Kesh rausgeholt haben. Gefährlicher Typ mit mehreren Morden auf dem Konto. Vielen Dank, Mr. Murray.»
«Danken Sie den Marines.» Murray nahm eine Tasse Tee. «Kann ich das Telefon benutzen?» Innerhalb einer Minute war er wieder mit dem FBI-Hauptquartier verbunden. Der Schreibtischlautsprecher war eingeschaltet, so daß Owens mithören konnte.
«Bill, der Verdächtige ist ein gewisser Ned Clark, ein verurteilter Mörder, der letztes Jahr aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Er war ein IRA-Killer.»
«Ich hab' eine schlechte Nachricht, Dan», antwortete Shaw. «Anscheinend ist ein Anschlag auf Ryans Familie verübt worden. Die Staatspolizei untersucht einen MP-Überfall auf einen Pkw, der auf Dr. med. Caroline Ryan zugelassen ist. Die Verdächtigen waren in einem Transporter und sind entkommen, nachdem sie einen Streifenpolizisten von der Staatspolizei getötet haben.»
«Wo ist Jack Ryan?» fragte Murray.
«Wir wissen es noch nicht. Man hat gesehen, wie er das Gelände der Marineakademie im Wagen eines Freundes verließ. Ein paar Streifen suchen jetzt den Wagen.»
«Und seine Familie, ich meine, seine Frau und seine Tochter?» fragte Owens.
«Sie sind in die Uni-Klinik in Baltimore geflogen worden. Die Stadtpolizei soll den Komplex im Auge behalten, aber er wird ohnehin bewacht. Sobald wir Ryan gefunden haben, lassen wir ein paar Leute bei ihm. Und was diesen Clark angeht, so sitzt er morgen früh in FBI-Gewahrsam. Ich nehme an,
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