Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
weiter arbeitet, wird sie wahrscheinlich wieder ganz gesund werden. Wir messen laufend die Zusammensetzung des Bluts, und wir werden in ... in acht oder neun Stunden Genaueres wissen.»
«Erst dann?» Ryan sah den Arzt mit aschfahlem Gesicht an. Sie kann immer noch sterben ...
«Mr. Ryan», sagte Shapiro langsam, «ich weiß, was Sie jetzt durchmachen. Wenn Ihre kleine Tochter nicht von einem Hubschrauber hergebracht worden wäre, müßte ich Ihnen jetzt sagen, daß sie tot ist. Fünf Minuten später - vielleicht noch weniger und ich hätte es nicht geschafft. Es war dicht davor. Aber sie lebt , und ich verspreche Ihnen, daß wir unser Bestes tun werden, damit es so bleibt. Und unser Bestes ist das Beste, was es gibt. Mein Ärzte- und Schwesternteam ist das beste der Welt - Punkt. Niemand kann uns das Wasser reichen. Wenn es einen Weg gibt, finden wir ihn.» Und wenn nicht, ist es höhere Gewalt. Aber das sagte er nicht.
«Kann ich sie sehen?»
«Nein.» Shapiro schüttelte den Kopf. «Ihre Frau und Ihre Tochter sind jetzt auf der Intensivstation. Dort wird alles steril gehalten wie in einem Operationssaal. Schon die kleinste Infektion könnte tödlich sein. Es tut mir leid, aber es wäre zu riskant für sie. Meine Leute lassen sie nicht aus den Augen. Eine Schwester sieht jede Sekunde nach ihnen, und ein Team von Ärzten und Schwestern steht zehn Meter weiter bereit.»
«Ja.» Er stöhnte es beinahe. Er legte den Kopf an die Wand und machte die Augen zu. Noch acht Stunden. Aber du hast keine Wahl. Du mußt warten. Du mußt tun, was sie sagen. «Ja.»
Der Arzt ging, und Jackson begleitete ihn zum Fahrstuhl. Er drehte sich um, als er einen Mann mit britischem Akzent hörte, der zusammen mit einem anderen Herrn von einer Krankenschwester zum Warteraum gewiesen wurde. Robby folgte ihnen.
Der größere Mann trat zu Ryan und sagte: «Sir John?»
Ryan blickte auf. Sir John? dachte Robby. Der Brite fuhr schnell fort: «Mein Name ist Geoffrey Bennett. Ich bin Geschäftsträger der britischen Botschaft.» Er zog einen Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Ryan. «Ihre Majestät hat mich angewiesen, Ihnen dies persönlich zu geben und auf Ihre Antwort zu warten.»
Jack blinzelte, riß dann den Umschlag auf und nahm ein gelbes Depeschenformular heraus. Das Telegramm war kurz, freundlich und direkt. Wie spät ist es dort drüben? fragte er sich. Zwei Uhr morgens? Drei? Das bedeutete, daß man sie wahrscheinlich geweckt hatte, um sie zu informieren, und daß sie betroffen genug gewesen war, um eine persönliche Botschaft zu schicken. Und auf eine Antwort zu warten.
Also!
Er schloß die Augen und sagte sich, daß es Zeit sei, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Zu ausgelaugt für die Tränen, die er weinen müßte, schluckte er ein paarmal und rieb sich das Gesicht, ehe er aufstand.
«Richten Sie Ihrer Majestät bitte aus, daß ich ihre Anteilnahme überaus zu schätzen weiß. Meine Frau wird ganz sicher wieder genesen, aber der Zustand meiner Tochter ist sehr kritisch, und wir werden erst in acht oder neun Stunden erfahren, ob sie möglicherweise durchkommt. Sagen Sie Ihrer Majestät bitte ..., daß ich sehr bewegt über ihre Anteilnahme bin und daß wir alle hier ihr gar nicht genug für ihre Freundlichkeit danken können.»
«Danke, Sir John.» Bennett machte ein paar Notizen. «Ich werde Ihre Antwort umgehend funken lassen. Wenn Sie nichts dagegen haben, lasse ich einen Botschaftsangehörigen bei Ihnen.» Jack nickte verwirrt, während Bennett ging.
Robby registrierte all das mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Dutzend stummer Fragen. Wer war der Bursche, der sich nun als Edward Wayson vorstellte und sich in die Ecke gegenüber von der Tür setzte? Er schaute zu Jackson. Ihre Blicke begegneten sich kurz, und sie taxierten einander. Wayson hatte kalte, unbeteiligt blickende Augen und ein leises Lächeln um die Mundwinkel. Robby musterte ihn aufmerksamer. Unter seinem linken Arm wölbte sich etwas vor. Wayson tat so, als vertiefe er sich in ein Taschenbuch, das er mit der linken Hand hielt, aber sein Blick wanderte alle paar Sekunden zur Tür, und seine rechte Hand lag lose auf seinen Knien. Er merkte, daß Jackson ihn betrachtete, und nickte. Ein Geheimer, folgerte Robby, zumindest ein Sicherheitsbeamter. Das ist es also! Die Erkenntnis traf ihn wie ein eisiger Luftzug. Seine Hände zuckten, als er überlegte, was für ein Mensch es sein mochte, der versucht hatte, eine schwangere Frau und ihre kleine
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