Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Gericht Ihrer Majestät gestellt, von einer Jury, die aus zwölf unbescholtenen Leuten besteht, schuldig gesprochen und dazu verurteilt werden, den Rest seines Lebens in einem sicheren Gefängnis zu verbringen.»
«In nur drei Wochen?» fragte Ryan.
«Der Fall ist sonnenklar», sagte Owens. «Wir haben drei Fotos von unserem japanischen Freund, die den Burschen mit einem Schießeisen hinten am Wagen zeigen, und neun gute Augenzeugen. Wir werden nicht lange mit ihm rummachen müssen.»
«Und ich werde dabeisein», bemerkte Ryan.
«Selbstverständlich. Sie werden unser wichtigster Zeuge sein, Doktor. Eine Formalität, aber sie ist notwendig. Und kein vorgetäuschter Dachschaden wie bei dem Kerl, der Ihren Präsidenten umbringen wollte. Dieser Junge hat einen Universitätsabschluß, und er kommt aus einer guten Familie.»
Ryan schüttelte den Kopf. «Ist das nicht unglaublich? Aber die meisten der wirklich gefährlichen haben einen ähnlichen Background, nicht wahr?»
«Sie wissen Bescheid über Terroristen?» fragte Ashley.
«Nur aus den Medien», antwortete Ryan schnell. Das war ein Fehler, Jack. Lenk ihn ab! «Wilson hat gesagt, die ULA sei eine maoistische Organisation.»
«Das stimmt», antwortete Taylor.
«Es ist wirklich verrückt. Selbst die Chinesen sind nicht mehr Maoisten, das heißt, sie waren es jedenfalls nicht mehr, als ich mich letztesmal darüber informiert habe. Oh ... Was ist mit meiner Familie?»
Ashley lachte. «Wurde langsam Zeit, daß Sie nach ihr fragen. Wir konnten sie nicht gut im Hotel lassen, nicht wahr? Wir haben dafür gesorgt, daß sie an einem Ort untergebracht werden, wo sie hundertprozentig sicher sind.»
«Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen», bekräftigte Owens. «Es kann nichts passieren. Ich gebe Ihnen mein Wort.»
«Wo sind sie?» fragte Ryan.
«Tut mir leid, das ist eine Sicherheitssache», sagte Ashley. Die drei Inquisitoren wechselten einen amüsierten Blick. Owens sah auf seine Uhr und blickte die anderen an, dann schaltete er den Kassettenrecorder ab.
«So, wir möchten Sie einen Tag nach der Operation nicht länger behelligen. Wir kommen wahrscheinlich noch mal, um ein paar zusätzliche Einzelheiten zu klären. Im Moment danke ich Ihnen stellvertretend für uns alle vom Yard, daß Sie uns unsere Aufgabe abgenommen haben.»
«Wie lange wird Mr. Wilson hierbleiben?»
«Unbestimmte Zeit. Die ULA ist sicher ein bißchen sauer auf Sie», sagte Owens, «und es wäre äußerst peinlich für uns, wenn sie einen Anschlag auf Sie verübten und Sie ohne Schutz fänden. Wir halten das übrigens für unwahrscheinlich, aber sicher ist sicher.»
«Ich kann damit leben», stimmte Ryan zu.
«Die Presse möchte Sie sehen», sagte Taylor.
«Entzückend.» Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte Ryan. «Könnten Sie sie ein bißchen hinhalten?»
«Nichts einfacher als das», sagte Owens. «Ihr Gesundheitszustand erlaubt es im Augenblick noch nicht. Aber Sie sollten sich darauf einstellen. Sie sind jetzt so was wie eine Persönlichkeit des Zeitgeschehens.»
«Mist!» schnaubte Ryan. «Ich ziehe es vor, anonym zu sein.» Dann hättest du hinter dem Baum bleiben sollen, du Idiot! In was hast du dich da eigentlich reinmanövriert?
«Sie können sich nicht ewig weigern, mit ihnen zu reden, verstehen Sie?» sagte Taylor freundlich.
Jack stöhnte leise. «Sie haben natürlich recht. Aber nicht heute. Morgen ist früh genug.» Dann hat sich die Aufregung ein bißchen gelegt, dachte er törichterweise.
«Man kann nicht immer im Schatten bleiben, Doktor Ryan», sagte Ashley im Stehen. Die anderen standen ebenfalls auf.
Die Polizisten und Ashley-Ryan hatte ihn nun als irgendeinen Geheimen eingeordnet, vom Nachrichtendienst oder von der Spionageabwehr - verabschiedeten sich. Wilson kam mit Kittiwake im Gefolge zurück.
«Haben sie Sie ermüdet?» fragte die Schwester.
«Ich denke, ich werde es überleben», erwiderte Ryan müde. Kittiwake schob ihm sicherheitshalber ein Thermometer in den Mund.
Vierzig Minuten, nachdem die Polizei gegangen war, tippte Ryan dann wieder munter auf seinem Minicomputer und ging Notizen durch. Cathy Ryans häufigste (und berechtigte) Klage über ihren Mann lautete, daß er beim Lesen oder, schlimmer noch, Schreiben nicht mal aufblicken würde, wenn rings um ihn herum die Welt unterginge. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Jack registrierte durchaus, daß Wilson plötzlich hochschnellte und Habachtstellung einnahm, aber er blickte erst hoch,
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