Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
nicht einfach aufgegeben und ist weggelaufen! Ich sah, daß ich ihn hatte. Er muß gewußt haben, daß es aus war.» Ryan fiel auf das Kopfkissen zurück. Die genaue Schilderung brachte alles zu lebhaft zurück. Deinetwegen ist jetzt ein Mensch tot. Jack. Mausetot. Auch er hatte seine Instinkte, nicht wahr? Aber deine funktionierten besser - warum freust du dich also nicht?
«Doktor Ryan», sagte Owens ruhig, «wir drei haben sechs Leute befragt, die das Geschehen gut sehen konnten. Nach dem zu urteilen, was sie uns gesagt haben, ist ihre Beschreibung bemerkenswert klar. In Anbetracht der Umstände sehe ich ..., sehen wir nicht, daß Sie irgendeine andere Wahl hatten. Es steht fest, daß Sie genau das Richtige getan haben, das einzig Richtige. Und Ihr zweiter Schuß spielt keine Rolle mehr, wenn Sie das beruhigt. Der erste traf genau ins Herz.»
Jack nickte. «Ja, das konnte ich sehen. Der zweite Schuß war automatisch, meine Hand drückte ab, ohne daß ich es ihr gesagt hätte.»
«Sie haben bei den Marines sehr gut schießen gelernt», bemerkte Taylor.
Ryan schüttelte den Kopf. «Nein, Dad hat es mir beigebracht, als ich klein war. Das Korps gibt sich nicht mehr viel mit Pistolen ab - sie sind nur zum Angucken. Wenn der Gegner so nahe ist, wird es Zeit, sich zurückzuziehen. Ich hatte ein Gewehr. Der Kerl war jedenfalls nur fünf Meter entfernt.» Owens machte wieder ein paar Notizen.
«Das Auto fuhr ein paar Sekunden später weg. Ich habe den Fahrer kaum gesehen. Ich habe nicht mal erkannt, ob es ein Mann oder eine Frau war. Ich weiß nur, daß er oder sie weißhäutig war. Der Wagen raste die Straße hoch und bog ab, dann sah ich nichts mehr von ihm.»
«Es war eins von unseren Londoner Taxis - haben Sie das gesehen?» fragte Taylor.
Ryan blinzelte. «Ja, Sie haben recht. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht - wie dumm! Jesus, hier fährt eine Million von den Dingern herum. Kein Wunder, daß sie sich eins davon aussuchten.»
«Achttausendsechshundertneunundsiebzig, um genau zu sein», sagte Owens. «Und fünftausendneunhundertneunzehn von ihnen sind schwarz lackiert.»
In Ryans Kopf ging ein Wecker los. «Sagen Sie, war es ein Mordversuch, oder haben die Kerle versucht, sie zu entführen?»
«Wir können es nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht interessiert es Sie, daß die Sinn Fein, der politische Flügel der IRA, den Anschlag in einer Verlautbarung uneingeschränkt verurteilt hat.»
«Glauben Sie das?» fragte Ryan. Mit den Schmerzmitteln, die noch in seinem Kreislauf waren, war ihm nicht recht aufgegangen, wie geschickt Taylor seine Frage abgebogen hatte.
«Ja, wir sind geneigt, es zu glauben. Selbst die IRA-Leute sind nicht so verrückt, müssen Sie wissen. So etwas hat einen viel zu hohen politischen Preis. Das hat ihnen der Mord an Lord Mountbatten gezeigt - und der wurde nicht einmal von der IRA verübt, sondern von der INLA, der Irish National Liberation Army. Wie dem auch sei, es hat sie um eine Menge Spenden von ihren amerikanischen Sympathisanten gebracht», sagte Taylor.
«Ich sehe aus den Zeitungen, daß Ihre Landsleute ...»
«Mitbürger», korrigierte Ashley.
«Was auch immer, Ihre Leute sind ganz schön außer sich.»
«Das sind sie in der Tat, Doktor Ryan. Es ist schon bemerkenswert, daß Terroristen immer wieder einen Weg finden, uns einen Schreck einzujagen, egal, was für Verbrechen vorausgegangen sind», erklärte Owens. Seine Stimme war geschäftsmäßig, aber Ryan spürte, daß der Leiter der Antiterror-Abteilung gewillt war, dem überlebenden Terroristen mit bloßen Händen den Kopf abzureißen. Sie sahen kräftig genug dafür aus. «Was geschah als nächstes?»
«Ich vergewisserte mich, daß der Bursche, auf den ich geschossen hatte - der zweite -, tot war. Dann schaute ich ins Auto hinein. Der Fahrer ..., na ja, Sie wissen, was mit ihm los war, und mit dem Sicherheitsmann auch. Einer von Ihren Leuten, Mr. Owens?»
«Charlie war ein Freund von mir. Er ist jetzt seit drei Jahren für die Sicherheit der königlichen Familie abgestellt ...» Owens redete beinahe, als ob der Mann noch am Leben wäre, und Ryan fragte sich, ob sie jemals zusammengearbeitet hatten. Polizisten schließen besonders enge Freundschaften, das wußte er.
«Nun ja, den Rest kennen Sie. Ich hoffe, der Rotrock bekommt eine Streicheleinheit. Gott sei Dank, daß er sich Zeit nahm, zu überlegen - wenigstens so viel, bis Ihr Mann kam und ihn beruhigte. Es wäre sehr peinlich für alle gewesen, wenn
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