Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
groß darüber nachgedacht, aber er hatte nichts dagegen gehabt, daß seine Tochter nicht dabei gewesen war. Kleine Kinder und Schußwaffen waren keine gute Kombination. Die Remington war gewöhnlich zerlegt und lag zusammen mit der Munition im Keller. Was würde Cathy dazu sagen, wenn sie eine geladene Pistole und eine geladene Schrotflinte im Wohnzimmer griffbereit liegen hatten?
Und wenn du auf einmal anfängst, mit einer Knarre rumzulaufen? Was wird sie dazu sagen? Und wenn die Kerle sich auch für sie interessierten, für sie und Sally?
«Ich weiß, was Sie denken, Lieutenant», sagte Breckenridge. «He, der Commander hier hat gesagt, daß das FBI es nur für eine sehr entfernte Möglichkeit hält, stimmt's?»
«Ja.»
«Sie kaufen also nur eine Versicherung, ja?»
«Das haben sie auch gesagt», erwiderte Ryan.
«Hören Sie, wir bekommen hier Geheiminformationen. Ja, so ist es. Seit diese Motorradbande eingebrochen hat, bekommen wir Informationen von den Bullen und vom FBI und einigen anderen Stellen, sogar von der Küstenwache. Einige von ihren Leuten kommen zu Schießübungen her, weil sie neuerdings auch Drogenhändler fangen müssen. Ich werde meine Augen offenhalten», versicherte der Sergeant ihm.
Informationen - es läuft auf einen Kampf um Informationen hinaus. Man muß wissen, was geschehen wird, wenn man etwas dagegen tun will, überlegte Jack bei sich. Er drehte sich zu Jackson um, während er einen Entschluß faßte, dem er seit der Rückkehr nach Amerika aus dem Weg gegangen war. Er hatte die Nummer immer noch in seinem Büro.
«Und wenn sie Ihnen sagten, daß die Motorradleute zurückkommen?» fragte er lächelnd.
«Sie werden wünschen, sie hätten es nicht getan», sagte der Sergeant ernst. «Dies ist eine Einrichtung der US-Marine, die von der Marineinfanterie der Vereinigten Staaten bewacht wird.»
So einfach ist das, dachte Ryan. «Nun, Gunny, vielen Dank. Ich halt Sie jetzt nicht länger von der Arbeit ab.»
Breckenridge brachte sie zur Tür. «Bis morgen, Lieutenant. Punkt vier. Wollen Sie nicht auch kommen, Commander?»
«Ich bleib' lieber bei meinen Geschützen und Raketen, Gunny ... Das ist sicherer. Bye.»
Robby begleitete Jack zu dessen Büro. Da die Zeit knapp wurde, verzichteten sie auf den täglichen Drink. Jackson mußte auf dem Heimweg noch ein paar Sachen im Supermarkt einkaufen. Als er gegangen war, starrte Ryan einige Minuten auf das Telefon. Er hatte es geschafft, dies auf die lange Bank zu schieben, obgleich er unbedingt Informationen über die ULA haben wollte. Aber jetzt war es nicht mehr bloße Neugier. Er schlug sein Telefonverzeichnis auf und blätterte zur G-Seite. Er konnte nach Washington durchwählen, und sein Finger zögerte, ehe er auf die Tasten tippte.
«Cummings», meldete sich eine weibliche Stimme nach dem ersten Klingelzeichen. Jack holte tief Luft.
«Hallo, Nancy, hier Ryan. Ist der Chef da?»
«Ich frag' mal. Können Sie eine Sekunde warten?» «Ja.»
Sie hatten dort noch keine Warteleitung mit Musik, registrierte er. Er hörte nur gedämpftes elektronisches Zirpen. Mache ich das Richtige? fragte er sich. Er mußte sich eingestehen, daß er es nicht wußte.
«Jack?» sagte eine vertraute Stimme.
«Hallo, Admiral.»
«Wie geht's der Familie?»
«Sehr gut, danke, Sir.»
«Haben Sie die Aufregung gut überstanden?»
«Ja, Sir.»
«Wie ich höre, ist Ihre Frau wieder in Erwartung. Gratuliere.»
Woher haben Sie denn das, Admiral? fragte Ryan nicht. Er brauchte es nicht. Der stellvertretende CIA-Direktor, zuständig für Nachrichtenbeschaffung, mußte alles wissen, und es gab wenigstens tausend Möglichkeiten, wie er es in Erfahrung bringen konnte. «Danke, Sir.»
«Was kann ich für Sie tun?»
«Admiral, ich ...» Jack zögerte. «Ich würde mich gern mal ein bißchen mit diesen Burschen von der ULA befassen.»
«Ja, das habe ich mir schon gedacht. Ich habe hier einen Bericht, den die FBI-Abteilung für Terrorismus verfaßt hat, und wir arbeiten neuerdings auch mit dem Secret Intelligence Service zusammen. Ich würde Sie gern bei uns sehen, Jack. Vielleicht auf einer regelmäßigeren Basis. Haben Sie noch mal über unser Angebot nachgedacht, seit wir uns zuletzt unterhielten?» fragte Greer in beiläufigem Ton.
«Ja, Sir, ich habe, aber ... Na ja, ich bin mindestens bis zum Ende des Semesters gebunden.» Jack wich aus. Er wollte sich in dieser Sache nicht festlegen. Wenn sie ihm die Pistole auf die Brust setzten, würde er nein sagen,
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