Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
und dann wäre sein Zugang nach Langley verbaut.
«Ich verstehe. Lassen Sie sich Zeit. Wann möchten Sie herkommen?»
Warum machen Sie es mir so leicht? «Ginge es vielleicht morgen früh? Mein erster Kurs ist erst um zwei Uhr.»
«Kein Problem. Seien Sie um acht am Haupttor. Man wird Sie erwarten. Bis dann.»
«Auf Wiedersehen, Sir.» Jack legte auf.
Das ging verdammt leicht. Zu leicht, dachte er. Was führt er im Schild? Er drängte den Gedanken beiseite. Er wollte sich ansehen, was die CIA hatte. Vielleicht besaßen sie Erkenntnisse, die das FBI nicht hatte; zumindest würde er mehr Informationen in die Hände bekommen, als er bis jetzt hatte, und eben das wollte er.
Dennoch hatte er Mühe, sich auf den Verkehr zu konzentrieren, als er nach Hause fuhr. Er schaute immerfort in den Rückspiegel, als ihm bewußt wurde, daß er die Akademie durch dasselbe Tor verlassen hatte wie immer. Das Blöde war, daß er vertraute Autos sah. Ganz natürlich, wenn man jeden Tag zur selben Zeit in die Stadt und wieder zurück fuhr. Normalerweise begegneten ihm mindestens zwanzig Wagen, die er kannte. Zum Beispiel der Camaro Z-28, der von irgendeiner Sekretärin gefahren wurde. Sie mußte Sekretärin sein. Sie war einfach zu gut angezogen, um etwas anderes zu sein. Und dann der junge Rechtsanwalt mit dem BMW - der Wagen macht ihn zum Rechtsanwalt, dachte Ryan und wunderte sich, wie er seine Mitpendler im Lauf der Zeit nach ihren Fahrzeugen einordnete. Und wenn plötzlich ein Neuer auftaucht? Wirst du sehen können, ob er ein Terrorist ist oder nicht? Groß war die Chance nicht, das wußte er. Miller würde trotz all der Gefahr, die sein Gesicht ausgestrahlt hatte, mit Sakko und Krawatte ganz gewöhnlich aussehen, genau wie einer der vielen Beamten, die sich täglich auf Route 2 nach Annapolis hineinquälten.
«Es ist verrückt, absolut verrückt», murmelte Ryan vor sich hin. Demnächst würde er auf dem Rücksitz nachsehen, ehe er in seinen Wagen stieg - es könnte ja jemand mit einer Pistole oder Garotte auf dem Boden lauern, wie in den Fernsehthrillern. Er fragte sich, ob das Ganze nicht eine törichte, von Verfolgungswahn diktierte Zeitverschwendung war. Wenn Dan Murray eine Laus über die Leber gekrochen war oder wenn er einfach übervorsichtig war? Wahrscheinlich bläute das FBI seinen Leuten ein, bei solchen Dingen vorsichtig zu sein, da war er ziemlich sicher. Jage ich Cathy mit der ganzen Geschichte einen überflüssigen Schreck ein? Und wenn nichts dran ist?
Und wenn doch?
Deshalb fahre ich morgen nach Langley, antwortete er sich.
Sie schickten Sally um halb neun in ihrem Bunny-Pyjama, dem Ding mit Strumpfbeinen, das Kinder garantiert die ganze Nacht warm hält, ins Bett. Sie wird langsam zu alt dafür, dachte Jack, aber Cathy bestand auf dem Flanell-Bunny, da ihre Tochter die Bettdecke mitten in der Nacht fortzustrampeln pflegte.
«Wie war es heute?» fragte seine Frau.
«Die Studenten haben mir einen Orden verliehen», entgegnete er und erzählte kurz. Dann zog er den Orden der Purpurnen Zielscheibe aus seiner Aktenmappe. Cathy fand es sehr lustig. Ihr Lächeln verschwand indessen schnell, als er berichtete, daß Mr. Shaw vom FBI ihn besucht hatte.
«Dann glaubt er im Grund nicht, daß es Schwierigkeiten geben wird?« fragte sie hoffnungsvoll.
«Wir dürfen es nicht ignorieren.»
Sie wandte sich einen Moment ab. Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte. Natürlich, dachte ihr Mann. Ich weiß es ja auch nicht.
«Was wirst du also tun?» fragte sie endlich.
«Als erstes werde ich eine Firma für Alarmanlagen anrufen und uns das beste Modell einbauen lassen ... Als nächstes, nein, ich habe es schon getan ... Ich hab die Flinte zusammengesetzt und geladen ...»
«Nein, Jack, nicht in diesem Haus, nicht solange Sally da ist», protestierte sie sofort.
«Sie liegt ganz oben im Garderobenschrank. Sie ist geladen, aber nicht entsichert. Sally kann unmöglich rankommen, nicht mal, wenn sie sich auf einen Stuhl stellt. Sie bleibt geladen, Cathy. Außerdem werde ich ein bißchen schießen üben und mir vielleicht auch eine Pistole besorgen. Und» - er zögerte - «ich möchte, daß du auch schießen lernst.»
«Nein! Ich bin Ärztin, Jack. Ich fasse keine Feuerwaffe an.»
«Sie beißen nicht», sagte Jack geduldig. «Ich möchte nur, daß du jemanden kennenlernst, den ich kenne. Er bringt Frauen das Schießen bei. Red mal mit ihm.»
«Nein.» Cathy war eisern. Jack holte tief Luft. Es würde eine
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