Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Stunde dauern, sie zu überreden - so viel Zeit mußte er gewöhnlich mindestens aufwenden, wenn er eines ihrer Vorurteile widerlegen wollte. Das Dumme war, daß er jetzt keine Lust hatte, eine Stunde mit diesem Thema zu verschwenden.
«Du rufst also morgen früh die Alarmanlagenfirma an?» fragte sie.
«Nein, ich muß nach auswärts.»
«Wohin? Du hast doch erst nach dem Essen Unterricht.»
Ryan atmete wieder tief ein. «Nach Langley.»
«Was ist da?»
«Die CIA», sagte er nur.
«Wie bitte?»
«Erinnerst du dich an letzten Sommer? Ich bekam doch dieses Beraterhonorar von der Mitre Corporation.»
«Ja.»
«Ich habe im CIA-Hauptquartier gearbeitet.»
«Aber ... drüben in England hast du doch gesagt, du hättest nie ...»
«Die Schecks kamen nicht von dort. Ich habe für Mitre gearbeitet. Aber ich habe im Hauptquartier der CIA gearbeitet.»
«Du hast gelogen?» Cathy war verblüfft. «Du hast vor Gericht gelogen?»
«Nein. Ich habe gesagt, ich sei nie bei der CIA angestellt gewesen, und das ist die Wahrheit.»
«Aber du hast es mir nie erzählt.»
«Du brauchtest es nicht zu wissen», antwortete Jack. Ich hab' ja gewußt, daß dies keine gute Idee ist.
«Ich bin deine Frau, hast du das vergessen? Was hast du dort gemacht?»
«Ich gehörte zu einem Wissenschaftlerteam. Sie holen alle paar Jahre Außenstehende, um sich ihre Daten anzusehen, es ist so was wie eine Kontrolle der Leute, die dort fest angestellt sind. Ich bin kein Geheimer oder dergleichen. Ich habe an einem kleinen Schreibtisch in einem kleinen Raum im zweiten Stock gearbeitet. Ich habe einen Bericht geschrieben, das ist alles.» Es hatte keinen Sinn, ihr das andere zu erzählen.
«Was für einen Bericht?»
«Das darf ich nicht sagen.»
«Jack!» Sie war jetzt echt sauer.
«Hör zu, Schatz, ich habe mich schriftlich verpflichtet, daß ich nie mit jemandem darüber sprechen werde, der keine Unbedenklichkeitserklärung für Geheimsachen hat. Ich habe mein Wort gegeben, Cathy.» Das besänftigte sie ein wenig. Sie wußte, daß er sein Wort nie brechen würde. Das gehörte sogar zu den Gründen, warum sie ihn liebte. Es ärgerte sie, daß er es als Schutzwehr benutzte, aber sie wußte, daß es eine Mauer war, die sie nicht durchbrechen konnte. Sie probierte es anders.
«Warum fährst du dann wieder hin?»
«Ich möchte Informationen sehen, die sie haben. Du kannst sicher erraten, über wen.»
«Wenn du so fragst ... Es müssen die Leute von der ULA sein.»
«Na ja, sagen wir einfach, daß ich mir im Moment keine grauen Haare wegen der Chinesen wachsen lasse.»
«Du machst dir wirklich Sorgen, nicht wahr?» Jetzt fing sie an, sich auch Sorgen zu machen.
«Ja, ich glaube.»
«Aber warum? Du hast eben noch gesagt, das FBI sage, sie seien nicht ...»
«Ich weiß es nicht ..., zum Teufel, doch, ich weiß es. Es ist dieser verdammte Miller, der Kerl, den sie befreit haben. Er will mich töten.» Ryan blickte auf den Boden. Es war das erstemal, daß er es laut gesagt hatte.
«Wie willst du das wissen?»
«Ich habe es in seinen Augen gesehen, Cathy. Ich habe es gesehen, und ich habe Angst - nicht nur um mich.»
«Aber Sally und ich ...»
«Glaubst du wirklich, daß ihm das etwas ausmacht?» entgegnete Ryan zornig. «Diese Halunken bringen Leute um, die sie nicht mal kennen. Sie tun es beinahe zum Spaß. Sie möchten die Welt in etwas verwandeln, das ihnen besser gefällt, und es ist ihnen egal, wer ihnen im Weg steht.»
«Warum willst du dann zur CIA? Können sie dich beschützen ..., ich meine, uns?»
«Ich möchte herausfinden, was es mit diesen Kerlen auf sich hat.»
«Aber das weiß doch das FBI, oder?»
«Ich möchte die Informationen selbst sehen. Ich war ganz gut, als ich dort arbeitete», erläuterte er. «Sie haben mir sogar angeboten, bei ihnen zu bleiben. Ich habe abgelehnt.»
«Du hast mir nie etwas davon erzählt», sagte sie vorwurfsvoll.
«Jetzt weißt du es.» Er fuhr einige Minuten lang fort, erzählte, was Shaw ihm geraten hatte. Cathy müsse auf dem Weg zur Arbeit und zurück aufpassen. Endlich fing sie wieder an zu lächeln. Sie fuhr einen Porsche 911, ein Sechszylinder-Geschoß. Warum sie nie einen Strafzettel bekam, war für ihren Mann ein Rätsel. Wahrscheinlich setzte sie eine Unschuldsmiene auf, und vielleicht zückte sie ihren Ärzteausweis und flunkerte, sie müsse zu einer Notoperation. Sie hatte jedenfalls einen Wagen, der mehr als zweihundert Stundenkilometer schnell fuhr und unglaublich wendig
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