Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine
Dubai, Sky Master. Nimm Kurs auf Dubai.«
Auf Wests Farm standen mittlerweile vor jedem Tor Wachen.
Die beiden Majors Black Dragon und Rapier warteten förmlich auf der Veranda, während auf dem Wendeplatz vor ihnen ein Helikopter landete.
Zwei Gestalten tauchten aus dem Chopper auf, ein älterer Amerikaner und sein dicht hinter ihm folgender Bodyguard, ein Mann mit asiatisch-amerikanischen Wurzeln. Lässig und ohne von den Wachen überprüft zu werden, kam der Ältere auf die Veranda.
Keiner wagte ihn aufzuhalten. Jeder wusste, wer er war und welch große Macht er ausübte.
Er war ein einflussreicher Pentagon-Akteur, ein amerikanischer Colonel Ende fünfzig. Und er war fit, sogar außergewöhnlich fit, mit einem mächtigen Brustkorb und kalten blauen Augen. Sein blondes Haar begann zu ergrauen, und die Gesichtszüge waren wettergegerbt und zerknittert. Seiner Haltung und seinem Gebaren nach hätte man ihn für einen zwanzig Jahre älteren Jack West halten können.
Sein stets wachsamer Bodyguard, ein Marineinfanterist, trug den Codenamen Switchblade. Er sah aus wie ein Kampfhund in Menschengestalt.
Black Dragon begrüßte den Ranghöheren mit einer Verbeugung.
»Sir«, hob der chinesische Major an, »sie sind entkommen. Wir haben eine gewaltige Streitmacht eingesetzt und unsere Landung perfekt durchgeführt. Aber sie ... na ja, sie waren ...«
»Sie waren darauf vorbereitet«, ergänzte der hochrangige Offizier. »Sie waren auf eine solche Möglichkeit vorbereitet.«
Er schlenderte an den beiden Majors vorbei und betrat das Haus.
Gemächlich wanderte er durch Wests verlassenes Heim und sammelte Eindrücke. Immer wieder blieb er stehen und nahm irgendeinen Gegenstand in Augenschein: ein gerahmtes Foto an der Wand, das West mit Lily und Zoe in einem Park am Wasser zeigte, oder einen Pokal im Regal, den Lily beim Ballett errungen hatte. Am längsten verweilte er bei einem Foto der Cheops-Pyramide in Giseh.
Black Dragon, Rapier und der Bodyguard Switchblade folgten ihm in gemessenem Abstand und warteten geduldig auf etwaige Anweisungen von ihm.
Ihr Vorgesetzter nahm sich das Foto mit West, Lily und Zoe im Park. Die drei machten einen glücklichen Eindruck, sie lächelten in die Kamera und grinsten im Sonnenschein. »Nicht schlecht, Jack ...«, murmelte der Amerikaner und starrte das Foto an. »Diesmal bist du mir entwischt. Du bist der Außenwelt gegenüber immer noch vorsichtig genug, um einen Fluchtplan in der Tasche zu haben. Aber du lässt nach. Du hast uns zu spät entdeckt, und das weißt du auch.«
Der Amerikaner musterte die lächelnden Gesichter auf dem Foto, und sein Mund verzog sich zu einem bösartigen Grinsen. »Ach Jack, sie haben dich gezähmt. Siehst regelrecht glücklich aus. Und das ist deine Schwäche. Das wird dein Untergang sein.«
Er ließ das Foto fallen, sodass es auf dem Boden zersprang, und wandte sich den beiden Majors zu. »Black Dragon, rufen Sie Oberst Mao an. Sagen Sie ihm, dass wir den Feuerstein noch nicht an uns gebracht haben. Aber das soll ihn nicht davon abhalten, selbst weiter vorzugehen. Sagen Sie ihm, dass er mit dem Verhör von Professor Epper beginnen soll, und zwar mit aller Vorsicht.«
»Wie Sie befehlen.« Black Dragon verbeugte sich und entfernte sich ein paar Meter, um in sein Satellitentelefon zu sprechen.
Der Ranghöhere beobachtete ihn dabei. Nach etwa einer Minute beendete Black Dragon das Gespräch und kam zurück. »Oberst Mao lässt Sie grüßen und ausrichten, dass er tun wird, was Sie befohlen haben.«
»Danke«, antwortete sein Vorgesetzter. »Und jetzt möchte ich, dass Sie sich freundlicherweise in den Kopf schießen.« »Wie bitte?«
»Sie sollen sich in den Kopf schießen. Durch Ihren verkorksten Angriff ist Jack West entkommen. Er hat Sie kommen sehen und ist abgehauen. Ich kann auf dieser Mission kein Versagen dulden. Sie waren verantwortlich, also bekommen Sie die Höchststrafe.« Black Dragon stammelte: »Ich ... nein, das kann ich nicht...« »Rapier«, befahl der Ältere. Blitzschnell zog Rapier seine Pistole und feuerte dem chinesischen Major in die Stirn. Blut spritzte. Black Dragon brach auf Wests Wohnzimmerboden zusammen, er war tot. Der Amerikaner blinzelte nicht einmal.
Beiläufig wandte er sich um. »Danke, Rapier. Und jetzt rufen Sie Ihre Leute in Diego Garcia an. Sagen Sie ihnen, sie sollen eine flächendeckende Satellitenüberwachung der gesamten nördlichen Hemisphäre einleiten. Ziel ist ein Flugobjekt, eine Boeing 747,
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